Halsschmerzen, Halsweh – in der nasskalten Jahreszeit nur allzu häufig. Gegen das in der Regel harmlose, aber schmerzhafte Kratzen im Hals stellt die Apotheke der Natur mehr als ein Hausmittel zur Verfügung.
Autorin: Dr. Claudia Rawer/Andrea Pauli
Banal, aber doch ziemlich unangenehm: Halsschmerzen, Halsweh, Schluckbeschwerden und Heiserkeit, sind meist das erste Symptom eines grippalen Infektes. Dann spricht man von einer Rachenentzündung oder Pharyngitis, meist durch Viren hervorgerufen. Es gibt aber auch andere Erkrankungen, die mit Halsschmerzen einhergehen. Eine Kehlkopfentzündung oder Laryngitis kann ebenfalls durch einen viralen Infekt entstehen, aber auch durch eine Überbeanspruchung der Stimme – daher sind zum Beispiel Lehrerinnen und Sänger für diese Krankheit besonders empfänglich! Die Ursache einer Mandelentzündung (Tonsillitis) oder Angina sind meist Bakterien. Man fühlt sich krank und schlapp, bekommt Fieber und Schluckbeschwerden, die benachbarten Lymphknoten sind geschwollen und bei Druck schmerzhaft. Die Symptome einer bakteriellen Kehlkopfdeckelentzündung oder Epiglottitis ähneln anfangs denen einer Rachenentzündung. Dann kommen hohes Fieber, plötzliche Heiserkeit und eventuell sogar Atemnot hinzu. Beim Auftreten solcher Symptome sollte man unbedingt zum Arzt gehen!
Wichtig ist abzuschätzen, was Grund für die Halsschmerzen ist: Sind sie Begleiter einer Erkältung respektive Grippe? Oder werden sie ausgelöst durch eine (eitrige) Mandelentzündung?
Im ersten Fall ist Wärme angesagt, im zweiten tut Kühlen gut, da Kälte die Schmerzen kurzfristig betäubt. Nach einer Mandeloperation (Tonsillektomie) dürfen keine heissen Getränke konsumiert werden, da durch die Wärme die Durchblutung gesteigert wird. Hier wirkt der Verzehr von kühlendem Speiseeis schmerzlindernd. Zudem vermindert es das Risiko gefährlicher Nachblutungen, da sich die Gefässe durch die Kälte zusammenziehen und weniger stark durchblutet werden.
Sind Staub oder Chemikalien Grund für Halsschmerzen, raten Experten eher zu Wärme.
Wärmende Behandlungen haben eine unmittelbare Wirkung auf den Körper: Das entzündete Gewebe wird besser durchblutet und Krankheitserreger sowie zerstörte Zellen können schneller abtransportiert werden.
Verkürzen lässt sich eine klassische Virusinfektion im Rachen durch Wärme nicht – aber lindern! Fünf natürliche Vorgehensweisen haben sich bei Halsschmerzen bewährt: Trinken, gurgeln, lutschen, warmhalten, schonen.
Was soll man bei Halsschmerzen trinken?
Ideal sind Tees, allerdings nicht zu heiss, da sich die Beschwerden sonst verschlimmern können. Fünf Heilpflanzen zeigen als Tee genossen traditionell gute Wirkung:
Womit soll man bei Halsschmerzen und Schluckbeschwerden gurgeln?
Kochsalzlösung – Salzwasser wirkt bei Halsschmerzen entzündungshemmend und beruhigend auf die Schleimhäute. Zubereitung: 1/4 TL Salz auf einen Becher Wasser. Aufgepasst: Nicht bei offenen Wunden im Mund verwenden!
Man gurgelt am besten ausreichend lange (30 bis 60 Sekunden) mit lauwarmen Flüssigkeiten, anschliessend wird die Lösung ausgespuckt.
Die meisten Gurgellösungen werden von anionischen Substanzen (z. B. in Zahnpasten) inaktiviert. Daher muss der Mund vor dem Gurgeln gut mit Wasser ausgespült werden, um Reste der Zahnpasta zu beseitigen.
Was soll man bei Halsschmerzen lutschen?
Lutschen tut schon alleine darum gut, weil damit die Schleimhäute befeuchtet und die Speichelbildung stimuliert werden. Sinnvoll sind z.B. Halspastillen bzw. Lutschtabletten:
Warum und wie soll man sich bei Halsschmerzen warmhalten?
Ein warmer Schal um den Hals ist zwar nicht heilsam, verschafft aber Wohlbefinden bei Halsschmerzen. Wirkungsvoller sind dann schon Wickel. Dazu ein Tuch mit warmem Tee aus Kamille, Thymian oder Salbei befeuchten, um den Hals legen und mit einem weiteren Tuch umwickeln. Sobald die wärmende Wirkung nachlässt, den Wickel abnehmen. Zusätzlich könnte man zwei, drei Tropfen ätherisches Öl auf den Wickeln tropfen, um die Wirkung zu intensivieren. Achtung: bei kleinen Kindern, Asthma- oder Allergiepatienten ist darauf zu verzichten.
Heilungsfördernd wirken auch Wickel aus warmem Kartoffel- oder Leinsamenbrei, ein altes Hausmittel bei Halsweh.
Alternativ sind aufsteigende Bäder möglich, um die Durchblutung im Kopfbereich zu erhöhen. Dazu taucht man Arme oder Beine in möglichst heisses Wasser und erhöht nach und nach den Wasserspiegel.
Weshalb soll man sich bei Halsschmerzen schonen?
Bei Halsschmerzen, besonders im Gefolge von Erkältung und Grippe, hat der Körper jede Menge damit zu tun, seine Abwehrkräfte zu mobilisieren. Man sollte ihn in seiner Regenerationsfähigkeit unterstützen. Also: Sport lediglich dann, wenn der Hals zwar kratzt, man sich ansonsten aber fit fühlt. Gegen geruhsame Spaziergänge an der frischen Luft ist nichts zu sagen, denn die erhöhte Luftfeuchtigkeit wirkt lindernd auf die gereizten Schleimhäute.
Sprechen sollte man weder zu laut noch zu viel – flüstern ist allerdings nicht nötig. Es genügen kurze Sätze in normaler Lautstärke.
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Andere Formen von Halsschmerzen können, sofern nicht hohes Fieber oder geschwollene Lymphknoten bzw. Mandeln damit einhergehen, gut selbst behandelt werden. Im Gegenteil – Halsschmerz oder Schluckweh ist ein Symptom, bei dem viel häufiger Antibiotika eingesetzt werden, als es nötig wäre. Denn in den meisten Fällen sind Viren, nicht Bakterien, die Ursache für Schmerzen und Schluckbeschwerden, eine Behandlung mit Antibiotika also weder notwendig noch wirksam. Steuert man gleich zu Beginn mit sanften Naturheilmitteln gegen, hat man gute Chancen, die Schmerzen zu lindern, den weiteren Erkältungsverlauf zu mildern – und am nächsten Morgen mit intakter Stimme aufzuwachen.
Roter Sonnenhut (Echinacea purpurea), so weiss man aus neueren Forschungsergebnissen, wirkt direkt und in starkem Mass antiviral, zum Beispiel gegen Influenza- (Grippe-) und Herpesviren. Aber auch Bakterien nehmen vor dem Roten Sonnenhut Reissaus – unter anderem verschiedene Streptokokken, die als Erreger von Mandelentzündungen und Infektionen der Atemwege bekannt sind, oder das so genannte Friedländer-Bakterium (Klebsiella pneumoniae), das Infektionen der Harn- und Atemwege, Stirnhöhlen- und Lungenentzündungen verursachen kann. Der Rote Sonnenhut wirkt also gleichzeitig antiviral und antibakteriell.
Echinacea hemmt zudem die Ausschüttung entzündlicher Botenstoffe und wirkt damit der Entstehung von Erkältungssymptomen entgegen.
Auf das Immunssystem wirkt sie modulierend, das bedeutet, die Zellen unseres Abwehrsystems werden dazu angeregt, auf moderate und lang anhaltende Weise aktiv zu werden, sobald – und nur wenn – der Körper mit Erregern in Kontakt kommt.
Nicht umsonst ist im botanischen Namen des Salbeis, Salvia, das lateinische Wort für heilen, «salvere», enthalten – schon im Altertum wurde er als Heilpflanze hoch geschätzt. Die Inhaltsstoffe der Salbeiblätter wirken bei der Bekämpfung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum ideal zusammen: Das ätherische Öl verhindert das Wachstum von Bakterien, Viren und Schimmelpilzen, insbesondere dem Wirkstoff Salvin wird antibiotische Wirkung zugeschrieben. Die Ursolsäure des Salbeis hemmt Entzündungen, und Gerbstoffe ziehen die wunde Haut zusammen. Diese Substanzen reagieren mit Eiweissen der Schleimhaut und verändern deren Struktur. Dadurch können Mikroben nicht mehr so leicht eindringen und die entzündete Schleimhaut ist unempfindlicher. Und ihre ganz besondere Stärke hat die bitteraromatische Heilpflanze in der Schmerzlinderung.
Bekanntermassen schmecken Sonnenhut und Salbei in konzentrierter Form bei aller Heilsamkeit doch recht bitter. Daher ergänzen einige Milligramm Pfefferminzöl die Wirkstoffzusammensetzung in verschiedenen Halsweh-Sprays, was ihnen einen angenehm frischen Geschmack verleiht. Die Kombination der drei Heilpflanzen führt meist zu einem spürbaren Sofort-Effekt – dem wunden Hals zuliebe.
Rachenentzündungen haben eine hohe Selbstheilungstendenz, Komplikationen sind eher selten. Bereits nach drei Tagen sind bei einem Drittel der Betroffenen die Halsschmerzen abgeklungen, und nach einer Woche sind 80 bis 90 Prozent beschwerdefrei.
Ärztlichen Rat suchen sollte man, wenn die Halsschmerzen nach drei bis vier Tagen nicht abklingen, hohes Fieber auftritt oder die Lymphknoten am Hals auffallend geschwollen sind.
Weitere Gründe für eine ärztliche Kontrolle im Gefolge von Halsschmerzen: Atembeschwerden, plötzliches Fieber, eine „Himbeerzunge“ oder starke Heiserkeit. Vorsicht ist auch bei Hautausschlag geboten, der mit dem Halsschmerz zusammen erscheint, das könnte Scharlach sein. Treten zusätzlich Ohrenschmerzen und Atembeschwerden auf, ist der Hals bei Berührungen von aussen schmerzempfindlich oder kommen Bauchschmerzen und Übelkeit hinzu, ist ebenfalls der Gang zum Arzt zu ratsam. Sind Halsschmerzen einseitig, könnte es sich um einen Abszess handeln. Auch hier gilt: Rasch zum Arzt!
Hilfreich für den behandelnden Mediziner ist es, wenn Sie genau Auskunft geben können: Welche Symptome sind wann aufgetreten, wie hoch war das Fieber, liegen Allergien vor, nimmt man gegenwärtig Medikamente ein etc.