In manchen Dingen machen wir Männer es uns gerne einfach. Beim Thema Verhütung beispielsweise legen wir die Verantwortung oft in die Hände der Partnerin. Ist doch auch praktisch: Wenn Frau die Pille nimmt, brauchen wir uns um nichts kümmern. Aber ist das auch fair? Schliesslich ist die hormonelle Belastung, die mit Antibabypille und Co. einhergeht, nicht von der Hand zu weisen; Nebenwirkungen, psychische wie körperliche, nicht ausgeschlossen. Aber welche Möglichkeiten, neben dem lästigen Kondom, hätten wir Männer denn schon?
Autor: Axel Ringewaldt
Vor allem in festen Beziehungen, in denen die Familienplanung abgeschlossen ist, führt diese zu einer gewollten männlichen Zeugungsunfähigkeit – für den Mann die sicherste aller Verhütungsmethoden. Die Angst vor der Sterilisation, so der landläufige Ausdruck für Vasektomie, ist unbegründet. „Die meisten Ängste der Männer vor einer Vasektomie drehen sich um einen drohenden Potenzverlust“, sagt Dr. Klaus Ulrich Rüdiger. Das liege daran, so der Freiburger Urologe, dass dieser kleine operative Eingriff mit einer Kastration verwechselt werde.
„Sorgen um die Gesundheit und das zukünftige Sexualleben muss man sich nicht machen.“ Das sexuelle Verlangen bleibe bestehen und auch der Orgasmus gleich. Es werden auch weiterhin Spermien produziert. Nur gelangen diese nicht mehr ins Ejakulat, da bei der Vasektomie die Samenleiter, sozusagen die Verbindungswege, durchtrennt und verödet werden.
Auch die Angst vor der Operation an sich ist fehl am Platz. „Die Operation wird unter lokaler Betäubung durchgeführt und dauert nur rund 30 Minuten“, erklärt Dr. Rüdiger, der selbst mehr als 2‘500 männliche Patienten erfolgreich sterilisiert hat. Nach dem ambulanten Eingriff kann der Patient wieder nach Hause gehen. Lediglich ein paar Tage schonen und auf Sport verzichten sollte man sich im Anschluss an die OP.
Allerdings kann es nach dem Eingriff noch bis zu drei Monate dauern, bis die restlichen Spermien aus den Samenleitern herausgespült sind. Daher muss der Mann in den Folgemonaten regelmässig Samenproben abgeben, damit den Erfolg der Massnahme beurteilt werden kann. In dieser Zeit sollte das Paar weiter verhüten wie zuvor.
„Die besten ‚Kandidaten‘ für eine Vasektomie sind Männer in einer guten, glücklichen Partnerschaft. Sie wollen ihren Frauen Verantwortung abnehmen“, so Rüdiger, der viel Wert auf ein intensives Gespräch vor der Operation legt. In der Beratung sollten alle Ängste offen angesprochen werden. „Der Mann muss sich wirklich sicher sein, dass er den Eingriff vornehmen lassen will. Bestehen die geringsten Zweifel, würde ich nicht operieren.“
Was aber passiert, wenn irgendwann doch der Kinderwunsch zurückkehrt? „Der Eingriff ist reversibel. Innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Vasektomie sind die Chancen, die Zeugungsfähigkeit zurückzuerlangen, mit 50 Prozent relativ hoch, danach sinkt die Quote allerdings“, ergänzt der Urologe. Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, vor einer Sterilisation eine Spermienprobe einfrieren zu lassen, die dann später für eine künstliche Befruchtung genutzt werden könnte.
Die Vasektomie bildet eine zuverlässige und dauerhafte Form der Empfängnisverhütung, ganz ohne Einsatz von Hormonen. Sie gibt dem Mann die Möglichkeit, seiner Partnerin in dieser Hinsicht Verantwortung abzunehmen. Der kleine chirurgische Eingriff ist sinnvoll für Männer jenseits der 30 Jahre, die die Familienplanung bereits abgeschlossen haben. Sollte der Mann eine vorgenommene Sterilisation später einmal bereuen, lässt sich die Vasektomie rückgängig mache – jedenfalls in vielen Fällen.