Irgendwann ist es so weit. Die Wechseljahre beginnen. Viele Frauen sehen den Veränderungen, die nun auf sie zukommen, mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Bin ich jetzt bald völlig unattraktiv, werde ich gar eine alte Matrone? Studien belegen das Gegenteil: Frauen über 50 sehen heute nicht nur viel jünger aus als sie sind. Sie fühlen sich auch jünger.
Autorin: Annette Willaredt
Ein Blick auf alte Fotos genügt, um zu wissen: Unsere Grossmütter sahen mit 50 Jahren um eine ganze Generation älter aus als die Omas von heute. Gründe für diese Veränderungen gibt es viele. Die wichtigsten sind wohl der höhere Wohlstand und die bessere medizinische Versorgung.
Ebenfalls entscheidend ist die Ernährung. Die meisten Frauen essen heute sehr bewusst. Wir achten auch auf eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen und greifen gerne zu Obst und Gemüse. Deftiges und Fettiges wie der Schweinebraten mit Knödel stehen nur noch ausnahmsweise auf dem Speiseplan.
In der Kriegsgeneration ging es hingegen vor allem ums Sattwerden. Auf seinen Vitaminhaushalt zu achten war damals gar kein Thema, die Menschen hatten andere Sorgen. Auch Bewegung spielt im modernen Leben eine ganz andere Rolle. Joggen, Walken, der Besuch im Fitness-Studio – das ist heute alles selbstverständlich. Und das hinterlässt deutliche Spuren. Für eine Studie der Universität Klagenfurt wurden fast 100 Frauen zwischen 50 und 85 Jahren nach einer persönlichen Einschätzung ihres Alters gefragt. Das erstaunliche Ergebnis: Sie fühlten sich im Schnitt um ganze elf Jahre jünger als die Zahl in ihren Ausweisen angibt.
Doch nicht nur äusserlich besteht ein großer Unterschied zwischen den Frauen, die heute ihre Wechseljahre durchleben, und den Generationen davor. Frauen heute sind in dieser Phase viel häufiger berufstätig, sie führen ein deutlich selbstbestimmteres Leben. Sie sind nach dem Ende der Fruchtbarkeit in immer mehr Fällen nicht „nur“ die Oma, die die Enkel hütet. Sie ziehen sich chic an, tragen hochhackige Pumps und schminken sich.
Ganz anders als die Frauen früher, die sich jenseits der 50 oft nur noch in einer Kittelschürze versteckt haben und es nie gewagt hätten, alleine auszugehen oder mit einer Freundin in Urlaub zu fahren. Der Wermutstropfen: Leider ist das Ansehen von Frauen in und nach den Wechseljahren in unserer Kultur noch immer nicht so hoch wie z.B. in Asien. Dort gelten sie als weise und wichtige Ratgeberin für die Jüngeren. In diesem Punkt besteht bei uns noch reichlich Nachholbedarf. Aber es lässt sich auf jeden Fall festhalten: Es ist tatsächlich viel passiert in den letzten 50 Jahren.
Trotzdem: Alleine vor dem Spiegel trösten diese Gedanken viele Frauen nicht so richtig. Die Figur hat sich verändert, Fältchen und graue Haare zeigen sich. Wie geht man damit um? Es bleibt nur, die Fakten zu akzeptieren. Krampfhaft so zu tun, als wäre gar nichts passiert, hilft nicht weiter. Am besten holt man sich jetzt kompetente Hilfe an seine Seite.
So kann man sich z.B. von der Kosmetikerin zeigen lassen, welche Pflegeprodukte der Haut jetzt gut tun. Wer sich gerne schminkt, kann sich Tipps holen, welche Farben jetzt vorteilhaft sind. Manchmal ist es auch ratsam beispielsweise den Lidschatten nicht mehr so aufzutragen, wie man es in früheren Jahren gemacht hat, sondern sich eine neue Technik beibringen zu lassen. Auch die Haare verhalten sich bei vielen Frauen jetzt oft anders als früher. Warum sich nicht eine neue Frisur gönnen? Besonders Frauen, die in den Wechseljahren sehr mit Hitzewallungen zu kämpfen haben, sollten sich beraten lassen, welche Frisur am wenigsten unter den Schwitzattacken leidet.
Richtig ärgerlich ist für viele ausserdem, dass einige geliebte Kleidungsstücke einfach nicht mehr passen. Höchste Zeit, den Schrank einer gründlichen Revision zu unterziehen und alles wegzugeben, was kneift. Sachen, die nicht mehr passen, immer wieder anzuschauen oder gar anzuprobieren – das sorgt nur für Frust. Viel besser ist es, sich ein paar neue Kleidungsstücke zuzulegen, in denen man sich richtig wohlfühlt, und sich mit den paar neuen Pfunden zu arrangieren.
Die Natur hat sich dabei nämlich etwas gedacht. In und nach den Wechseljahren stellen die Eierstöcke immer weniger Östrogene her, irgendwann kommt die Produktion dann ganz zum Erliegen. Aber im Fettgewebe entsteht ein chemischer Verwandter dieses Hormons. So fängt der Körper den natürlich gesunkenen Hormonspiegel zum Teil wieder auf. Man sollte gegen die kleinen Pölsterchen deshalb auch nicht krampfhaft „anhungern“, sondern auch ihre positiven Seiten sehen.