Alle Frauen kommen in die Wechseljahre, aber nicht alle haben Beschwerden. In den westlichen Industrienationen klagen etwa 50 bis 85 Prozent Frauen in den Wechseljahren über Beschwerden. Interessanterweise sind diese bei Frauen aus einigen anderen Kulturkreisen nahezu unbekannt.
Es müssen demnach neben den biologischen Prozessen auch soziokulturelle, psychische und ernährungsbedingte Faktoren für das Geschehen in den Wechseljahren eine Rolle spielen. Die Wechseljahre werden von den einzelnen Frauen ganz unterschiedlich empfunden. Generell lässt sich sagen, dass ein Drittel keine Beschwerden hat, ein weiteres Drittel die Beschwerden im Klimakterium eher als mild empfindet, und das letzte Drittel sehr stark an psychischen und körperlichen Beschwerden leidet und teilweise sogar arbeitsunfähig ist.
Ein Vergleich mit anderen Kulturen zeigt, dass es Volksstämme gibt, bei denen Frauen im Klimakterium nicht an den für uns so typischen Wechseljahrbeschwerden leiden. So sind bei den Maya-Frauen, den Inderinnen der Rajput-Kaste und bei Bantu-Frauen Südafrikas Wechseljahrbeschwerden nahezu unbekannt. Oftmals leben gerade diese Frauen in Gesellschaftsstrukturen, in denen die nicht mehr gebärfähigen Frauen als weise und erfahren angesehen werden oder einen höheren Status erlangen und dadurch eine gesellschaftliche Aufwertung erfahren.
Asiatinnen haben im Vergleich zu Westeuropäerinnen und Nordamerikanerinnen auch mit geringeren Wechseljahrbeschwerden zu kämpfen: So leiden beispielsweise nur fünf bis zehn Prozent der Asiatinnen unter Hitzewallungen, Holländerinnen dagegen zu 70 bis 85 Prozent. Selbst die Brustkrebsrate und auch das Risko für Herz-/Kreislauferkrankungen ist deutlich niedriger als bei der westlichen und nordamerikanischen Bevölkerung. Für dieses Phänomen wird die phytoöstrogenreiche Ernährung (v.a. Sojaprodukte) verantwortlich gemacht, wie sie bei dieser Bevölkerungsgruppe traditionell üblich ist.
Bestätigt wird diese Annahme dadurch, dass Japanerinnen, die in den USA leben und die amerikanische Kost verzehren, genauso stark unter den klimakterischen Beschwerden leiden und ein ebenso hohes Brustkrebsrisiko besitzen wie die Nordamerikanerinnen. Untersuchungen mit Frauen in Finnland, USA und Japan zeigten ausserdem, dass Laktovegetarierinnen mit der Ernährung höhere Konzentrationen an Phytoöstrogenen aufnehmen als Frauen, die eine Mischkost verzehrten. Erwartungsgemäss hatten die Laktovegetarierinnen gegenüber den «Mischköstlerinnen» auch ein niedrigeres Brustkrebsrisiko.