Mouth Taping (also den Mund zukleben) wird auf Social-Media-Plattformen als Mittel zur Förderung der Nasenatmung gepriesen. Das Zukleben mit Pflastern, speziellem Tape oder einem Klebeband soll zu besserem Schlaf, mehr Energie, weniger Schnarchen führen. Aber was bringt das Mundpflaster wirklich?
Die Ausgangslage:
Nachts schrecke ich immer mal wieder hoch, weil ich offenbar Schnarchgeräusche von mir gegeben habe. Würde ich besser schlafen, wenn ich Mouth Taping praktiziere? Aufgrund des mit Pflaster verschlossenen Mundes soll die Atmung ausschliesslich über die Nase erfolgen. Das Versprechen hinter der Methode: besserer Schlaf, mehr Energie am Tag, weniger Schnarchen, weniger Zahn- und Kieferprobleme (und vieles mehr, das an Wunderheilung grenzt).
Der Test:
Online finden sich allerlei «Mouth-Taping»-Produkte, die speziell geformt sind. Ein grosser Apothekenrundgang in St. Gallen und Basel erbringt leider kein Einkaufsergebnis; offenbar kann man die Pflaster in erster Linie via Internet beziehen. Also müssen es herkömmliche Heftpflaster tun, die ich noch in der Schublade habe.
Ich probiere es mit verschiedenen Grössen – so richtig komfortabel ist keine davon. Das Pflaster nervt mich bereits nach kurzer Zeit. Ich halte immerhin eine Stunde still damit im Bett, dann muss ich es herunterreissen – eine kleine Panikreaktion.
Nein, das ist nichts für mich. Zwar wird man aufgrund von Mouth Taping nicht ersticken; da macht sich zuvor der natürliche Schutzreflex des Körpers bemerkbar.
Tatsächlich ist die Atmung durch die Nase wichtig: Die Luft wird befeuchtet, erwärmt und gefiltert. Damit werden Infekte vorgebeugt. Nachts neigen wir mitunter zur Mundatmung mit der Folge, dass sich die Zunge vom Gaumen löst und nach hinten fällt. Der Unterkiefer klappt ebenfalls nach hinten und das Gaumensegel verliert an Spannung: Wir schnarchen.
Experten sind sich uneins darüber, inwiefern Mouth Taping gegen das Schnarchen hilft. Fazit: Vielleicht. Denn ist der Mund geschlossen, muss zwangsläufig über die Nase geatmet werden. Experten raten jedoch davon ab, die Nasenatmung zu erzwingen. Besser ist es, etwaige Probleme mit Fachpersonen abzuklären. Denn wer bereits im Wachzustand Probleme mit der Nasenatmung hat, etwa aufgrund einer schiefen Nasenscheidewand, einer Allergie oder einer chronisch verstopften Nase, sollte sich keinesfalls eigenmächtig den Mund zukleben.
Das Gleiche gilt für die Schlafapnoe, bei der die oberen Atemwege zu eng werden. Kommt in der Therapie eine reine Nasenmaske zum Einsatz, kann ein Mouth Taping eventuell die Nasenatmung unterstützen. Ohne Nasenmaske sind die Studienergebnisse bisher widersprüchlich.
Wer zudem nur in Rückenlage schnarcht, kann es hilfreich sein, diese durch Kissen zu verhindern. Auch eine Zahnschiene kann helfen, da diese den Unterkiefer nach vorn schiebt. Bei Übergewichtigen empfiehlt es sich, das Gewicht zu reduzieren.
Bewusstes Atmen lässt sich aber auch trainieren. Viele Menschen holen tagsüber zu oberflächlich, zu kurz und zu schnell Luft. Meist ist das eine Folge permanenter Anspannung. Dadurch verspannt sich unser wichtigster Atemmuskel, das Zwerchfell. Wer bewusst ein und ausatmet entlastet das Nervensystem und sorgt für Entspannung.