Bewegung ist ein Allheilmittel für Körper, Seele und Geist. Der richtige Sport stabilisiert die Gelenke, stärkt die Muskeln, fördert die Koordination und hat positive Wirkungen auf die Psyche. Entspannung ist für Rheumapatienten das A und O – in zweifacher Hinsicht: Sie bedeutet Entlastung von Stress und psychischen Problemen sowie Entlastung von Fehlhaltungen und Muskelverspannungen.
Sich der Verkrampfungen und Verspannungen bewusst zu werden ist der erste Schritt, sie loszuwerden der zweite. Erprobte Techniken wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Feldenkrais, Alexander-Technik, Qigong oder Atemtherapie werden überall angeboten und sind nicht schwer zu erlernen. Auch ein entspannendes, heisses Bad verschafft Ihnen eine aktivere, lockerere Muskulatur.
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat inzwischen ihren festen Platz in der Behandlung chronischer Schmerzen. Im Zentrum steht die Bewusstmachung der Entstehung von Gedanken und Gefühlen sowie die Überprüfung und Anpassung auf die Realität. Elemente der Achtsamkeit und Akzeptanz haben innerhalb der KVT an Bedeutung gewonnen, sie werden als ACT (Achtsamkeits- oder Akzeptanz- und Commitmenttherapie) bezeichnet. Forscher der Uppsala University haben nach der Auswertung von 25 randomisierten, kontrollierten Studien festgestellt, dass ACT die Beeinträchtigungen aufgrund von Schmerzen reduzierte und die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Schmerzen verbesserte. Methoden, die die psychologische Flexibilität steigern und die Akzeptanz fördern, wirken sich laut der Studie positiv auf das Wohlbefinden der Betroffenen aus und verringern die Beeinträchtigung. Hinsichtlich der Wirksamkeit fanden die Forscher keine grossen Unterschiede zwischen ACT und KVT.
Kalifornische Wissenschaftler haben im Rahmen einer Studie beschrieben, was bei den Achtsamkeitsübungen im Gehirn passiert. Die Meditation scheint die Kommunikation zwischen bestimmten Gehirnbereichen zu unterbrechen, die an der Schmerzempfindung beteiligt sind. Zwar gelangen die Schmerzsignale nach wie vor ins Gehirn, werden aber nicht mehr so stark als die eigenen Schmerzen empfunden. Die von den Probanden empfundene Schmerzintensität sank um 32 Prozent. Zudem zeigten sich Veränderungen der Gehirnaktivität in Bereichen, die an der Selbstwahrnehmung und der Verarbeitung von Erfahrungen beteiligt sind.
Erholender Schlaf ist für die Gesundheit essenziell. Schlechter Schlaf kann daher Rheuma-Symptome verschlimmern, erklärt Verena Langlotz Kondzic, Ergotherapeutin und Dozentin mit dem Spezialgebiet Schlaf im Podcast der Rheuma-Liga Schweiz. Betroffene, die unter Schlafstörungen leiden, sollten als ersten Schritt Matratze und Bett anschauen und sich in der Schlafposition fotografieren lassen. Ist die Wirbelsäule in Seitenlage gerade? Oder zeigt sich die typische «Bananenlage», die durch einen einsinkenden Körper gekennzeichnet ist? Ein erster Anlaufpunkt kann eine Fachperson aus der Physiotherapie sein oder die «Interessengemeinschaft Richtig Liegen und Schlafen». Wichtig ist, dass man nicht zu warm angezogen ist, denn der Schlaf tritt erst ein, wenn die Körpertemperatur abgesunken ist.
Aufgrund der Schmerzen ist die Motivation bei den Betroffenen, sich mehr zu bewegen, oft nicht sehr gross. Mediziner in der Fachzeitschrift «British Journal of Pain» berichten, dass Schlaf und Bewegung eng zusammenhängen. Wer gut schläft, kann sich am nächsten Tag besser bewegen. Und wer sich viel bewegt, schläft auch besser. Die Forscher nutzten ein hybrides Schlaf-Trainings-Programm bei Menschen mit Arthrose und Schlafstörungen. Mithilfe eines Online-Programms zur Wissensvermittlung und Tripps für Verhaltensänderungen in Bezug auf die Schlafroutine, sollte sich bei den Probanden der Schlaf verbessern. Parallel dazu gab es ein Bewegungsprogramm mit Unterstützung durch einen Trainer. Es zeigte sich, dass vor allem eine motivierende Sprache, persönliche Verantwortung und zugängliches Schulungsmaterial wichtig für den Erfolg Programms war. Die Methode befindet sich derzeit noch in der Erprobung.
Eine iranische Studie hat untersucht, wie Massage- und Aromatherapie bei Arthrose im Kniegelenk helfen können. Im Vergleich zur Kontrollgruppe konnten beide Massanahmen Verbesserungen hinsichtlich der Symptome und Trockenheit (Aromatherapie, zwischen 5. und 10. Behandlungstag) und Alltags-Performance (Aromatherapie, zwischen 5. Und 10. Behandlungstag) bzw. Schmerzen (Massagegruppe, ab 10. Behandlungstag) erzielt werden konnten. Der Behandlungszeitraum sollte jedoch mindes¬tens 6 Monate betragen, schreiben die Forscher.
Die Akupunktur zählt zu einer der häufigsten Anwendungen bei rheumatoider Arthritis. Studien zeigen durch die Verringerung des entzündungsregulierenden Interleukin-6-Spiegels auch eine Verminderung der Schmerzintensität. Andere Studien deuten an, dass auch die VEGF-Signalmoleküle (vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktoren) sowie der zu den Zytokinen zählende Tumornekrosefaktor (TNF-α) im Gelenk verringert sind. Möglicherweise wird durch die Akupunkturbehandlung die Ausschüttung von Endorphinen stimuliert, was die verbesserte Erträglichkeit der Schmerzen erklären könnte. Häufige Begleiterscheinungen der rheumatoiden Arthritis sind Angst und Depressionen. Auch hier deuten Studien an, dass mithilfe der Akupunktur die Beschwerden gelindert werden können.
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