«Sie haben ein Myom»: Häufig erfahren Frauen von diesem Befund eher zufällig bei einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung. «Abwarten und beobachten», lautet meist der Vorschlag, wenn das Myom noch klein ist. «Ernährungsgewohnheiten anpassen», könnte man ergänzen, wenn man aktiv das Wachstum des Myoms bremsen möchte.
Autorin: Andrea Pauli
Myome sind gutartige Wucherungen an der Gebärmutter. Sie bestehen aus Muskel- und Bindegewebe. Myome können vereinzelt auftreten (solitär) oder zu mehreren (multipel). Etwa ein Drittel aller Frauen über 35 Jahre hat Myome.
«Forschungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass neben seltenen genetischen Ursachen vor allem Lebensstilfaktoren eine bedeutende Rolle für die Entwicklung von Myomen spielen», erklärt Prof. Ingrid Gerhard, Expertin für Frauen- und Naturheilkunde. Myome entwickeln sich in der geschlechtsreifen Phase der Frau – daraus lässt sich schliessen, dass die weiblichen Hormone eine Rolle spielen. «Man kann in der Regel eine Dysbalance zwischen Östrogenen und Progesteron feststellen», so die Medizinerin. Das ist am deutlichsten an der Myomzelle selbst zu erkennen, die mehr Östrogenrezeptoren aufweist als eine gesunde Zelle. Weitere Wachstumsfaktoren stehen im Zusammenhang mit Übergewicht und einem gestörten Zuckerstoffwechsel. «Myome wachsen östrogenabhängig. Das bedeutet, sie werden durch die Einnahme einer östrogenbetonten
Pille oder durch eine Hormontherapie in den Wechseljahren, aber auch durch östrogenwirksame Umweltgifte wie Pestizide oder Weichmacher zum Wachstum angeregt», erläutert Ärztin Heide Fischer. Grund- und Trinkwasser sind durch die Ausscheidungen von Hormonkonsumentinnen vielfach mit Östrogenen belastet. «Daher leben wir alle mit einem tendenziellen Östrogenübergewicht», gibt sie zu bedenken.
«Eine optimierte Ernährung kann dafür sorgen, dass weniger Östrogen im weiblichen Körper zirkuliert und mehr Progesteron produziert wird. Durch eine Normalisierung des Zuckerstoffwechsels kann jede Frau selbst die schädlichen Wachstumsfaktoren bremsen. Auch Pflanzenheilmittel, die den Hormonstoffwechsel und die Blutungen der Frau beeinflussen, sind dann hilfreich. Relativ neu ist die Erkenntnis, dass hochdosierter Grünteeextrakt (Epigallokatechin) zu einer Bremsung des Myomwachstums eingesetzt werden kann», so Prof. Gerhard. An der Charité Berlin wurde gerade eine Anwendungsbeobachtung zur Überprüfung der Wirksamkeit abgeschlossen; erste Ergebnisse werden in Kürze erwartet.
Mithilfe einer Reihe pflanzlicher Heil- und Lebensmittel lässt sich das Ungleichgewicht zwischen dem Östrogenüberschuss und dem Progesteronmangel mildern – und sogar beheben. «Dazu gehören ganz übliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Gemüse, Obst, Leinsamen oder Oliven», erläutert Ernährungsexpertin Dr. Barbara Rias-Bucher. Sie und Prof. Gerhard haben eine «Myom-Schrumpfkur» entwickelt.
«Unsere Myom-Diät basiert ebenso wie die moderne Mischkost auf pflanzlichen Lebensmitteln. Das hat zwei Gründe: Erstens werden Myome durch pflanzliche Lebensmittel nicht stimuliert. Zweitens decken diese ein ganzes Spektrum an Substanzen ab, die bei Myomen sowohl präventiv als auch heilend wirken können: Bioaktivstoffe wie Phytoöstrogene, Antioxidanzien und Präbiotika, dazu pflanzliche Proteine und Fette sowie vorwiegend basische Lebensmittel. Bevorzugen sollte man also unverfälschte, natürliche, frische und saisonale Lebensmittel aus heimischem Anbau und Vollkornprodukte», so Dr. Rias-Bucher. «In der wissenschaftlichen Literatur häufen sich Hinweise dafür, dass Vitamin D ein ganz wichtiger Regulator des Östrogen- und Progesteron-Stoffwechsels ist, so dass eine konstant gute Vitamin-D-Versorgung vor Myomen schützt. Lassen Sie im Blut das 25-OH-Vitamin D bestimmen. Optimal sind Werte zwischen 40-70ng/ml Serum», betont Dr. Gerhard. In puncto Heilpflanzen steht ein ganzes Spektrum zur Verfügung. «Erstens wählt man Phytopharmaka, die den Hormonspiegel ausgleichen: Schafgarbe und Hirtentäschel enthalten hormonähnliche Substanzen, die das Wachstum von Myomen reduzieren oder ganz unterbinden. Diese Phytoöstrogene besetzen einen Teil der Rezeptoren, an denen normalerweise das Östrogen andockt. So erhält die Hypophyse die Meldung, dass der Hormonspiegel im Lot ist», erläutert Prof. Gerhard.
«Zweitens setzt man gerbstoffhaltige Pflanzen wie Frauenmantel, Blutwurz und Wiesenknopf ein, die Blutungen verhindern oder sogar stillen, damit es nicht zur Folgeerkrankung Anämie kommt. Drittens sind Salicylsäureverbindungen in Weidenrinde und Mädesüss wie auch Phenolsäuren und Flavonoide in Brennnesseln wirksame Schmerzstiller, Cumarine in Gänsefingerkraut, Bitterstoffe in Frauenmantel und Schafgarbe helfen bei Krämpfen im Unterleib.»
"Myome selbst heilen" von Prof. Dr. Ingrid Gerhard und Dr. Barbara Rias-Bucher.
Erhältlich im Buchhandel. ISBN 978-3-86374-458-8