Die Operation gehört immer noch zu den häufigsten Eingriffen, die bei Frauen durchgeführt werden. Laut dem Berliner Robert-Koch-Institut hat ca. jede sechste Frau über 60 eine Entfernung der Gebärmutter hinter sich. Moderne OP-Techniken sorgen dafür, dass die Betroffenen eine solche Hysterektomie fast immer gut vertragen und bald wieder ein aktives Leben führen können. Trotzdem handelt es sich um einen ernstzunehmenden Eingriff, nach dem einige Vorsichtsmassnahmen beachtet werden sollten.
Autorin: Annette Willaredt
Viele Betroffene fragen sich, wie lange sie nach einem Eingriff «krank» sind. Üblicherweise werden Frauen je nach OP-Methode am 3. bis 6. Tag nach dem Eingriff aus der Klinik entlassen. Jetzt ist vor allem Schonung angesagt.
In Woche eins heisst das: ausruhen und den Körper nicht fordern – vor allem, wenn noch Schmerzen auftreten. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sind leichte Blutungen normal. Tampons dürfen jetzt aber nicht verwendet werden, da die Gefahr für eine Infektion gross ist. Eine Wundsekretion (Absondern von Wundflüssigkeit) ist in den ersten vier Wochen zu erwarten. Zum Auffangen der Flüssigkeit werden am besten Binden verwendet, die möglichst häufig gewechselt werden sollten.
Je nachdem, wie fit sich die Patientin fühlt, kann sie nach ein bis zwei Wochen mit kurzen Spaziergängen anfangen und das Pensum langsam steigern. Auch kleine Fahrradtouren in der Ebene sind nun erlaubt und sogar sinnvoll. Bewegung fördert die Durchblutung und beeinflusst damit den Heilungsverlauf positiv. Ausserdem sorgt körperliche Aktivität auch für gute Laune, weil dabei die Produktion von Glückshormonen angekurbelt wird. Bewegt man sich in der Natur, ist das zusätzlich wohltuend. Studien belegen, dass der Aufenthalt unter Bäumen im Wald oder in einem grossen Park Stresshormone reduziert – gut für das seelische Gleichgewicht.
Eine Einschränkung gibt es aber: Bitte nicht anstrengen! Lasten über fünf Kilo sollten bis sechs Wochen nach der Operation nicht gehoben werden. Die Heilung kann sonst empfindlich beeinträchtigt werden. Das gilt auch für Leistungssport. Bei einem Bauchschnitt wartet man damit besser sogar, bis dieser ganz verheilt ist. Schwimmen oder Baden ist bis zu sechs Wochen nach der Operation ebenfalls nicht ratsam. Mit dem ersten Geschlechtsverkehr sollte mindestens rund vier Wochen abgewartet werden.
War eine gutartige Erkrankung Ursache für die Operation, sind die betroffenen Frauen nach rund sechs Wochen körperlich meist wieder voll belastbar. (Bei den gutartigen Erkrankungen sind es meistens Myome, gutartige Muskelknoten, die zu einer Entfernung der Gebärmutter führen.)
Wenn Komplikationen wie Wundheilungsstörungen oder eine Verletzung von Gefässen oder Nerven vorliegen, kann es aber auch deutlich länger dauern.
Die Gynäkologen ordnen in der Folge meist zusätzlich eine Physiotherapie an, um den Beckenboden zu stärken, der durch den Eingriff geschwächt werden kann. Damit lässt sich auch eine Harninkontinenz abmildern, eine mögliche Nebenwirkung der Uterusentfernung.
Ist die Operation krebsbedingt, ist in aller Regel eine intensivere Betreuung nötig. Meist wird den Patientinnen eine Reha-Massnahme angeboten – nicht nur, um körperlich bald wieder auf die Beine zu kommen, sondern auch um die schwere Erkrankung seelisch verarbeiten zu können.
Nach einer Hysterektonomie aufgrund von Krebs kann auch die Seele leiden. Bei jüngeren Frauen vor den Wechseljahren bedeutet die Entfernung der Gebärmutter, dass sie plötzlich keine Kinder mehr bekommen können. Das muss erst verarbeitet werden. Selbst Frauen, die eigentlich gar keinen Nachwuchs wollen, oder die gewünschten Kinder bereits haben, reagieren oft mit Trauer auf diese Endgültigkeit. Auch die Menstruation bleibt jetzt aus. Nur bei Patientinnen, bei denen der Gebärmutterhals erhalten wurde, kann weiterhin eine leichte Regelblutung auftreten, da sich hier immer noch Schleimhaut auf- und abbauen kann.
Die Entfernung der Gebärmutter verschlechtert in den Monaten danach oft auch die Durchblutung der Eierstöcke. Dadurch können die Wechseljahre verfrüht einsetzen. Müssen die Eierstöcke bei dem Eingriff mitentfernt werden, stoppt die Hormonproduktion in diesen Organen sofort. Das bedeutet: Egal, wie jung die Frau ist, sie ist jetzt quasi über Nacht in den Wechseljahren. Die damit oft verbundenen Beschwerden wie Hitzewallungen, Nervosität, eine depressive Verstimmung, Haarausfall, Herzrasen, Schlafstörungen oder eine Gewichtszunahme treten dann nicht schleichend, sondern sehr plötzlich direkt nach der Operation auf.
Diese abrupte Umstellung des Hormonhaushaltes kann ausserdem dazu führen, dass die Symptome deutlich stärker ausgeprägt sind als bei dem natürlichen Eintritt der Wechseljahre. All diese Symptome können für die Psyche sehr belastend sein. Zahlreiche Gynäkologinnen empfehlen den Frauen deshalb eine Hormonersatztherapie. Ob das im individuellen Fall sinnvoll ist, muss jede Frau gemeinsam mit ihrer behandelnden Frauenärztin überlegen und entscheiden.
Eine Hysterektomie führt nicht direkt zu einem Gewichtsverlust. Abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, die behandelt wird, kann es jedoch bei einigen Frauen zu einer Gewichtsabnahme kommen, der nicht unbedingt mit dem Eingriff selbst zusammenhängt.
Bei Frauen, die sich nach den Wechseljahren diesem Eingriff unterziehen müssen, kommt es mitunter vor, dass der Verlust dieses Organs für sie nicht ganz einfach zu verkraften ist. Zwar gilt die Gebärmutter nach der fruchtbaren Zeit als überflüssig. Aber bis heute ist ungeklärt, ob der Uterus neben dem Austragen einer Schwangerschaft eventuell weitere Aufgaben im weiblichen Organismus hat. Ausserdem fehlt nun tatsächlich etwas, das ein Leben lang da war, das ganz selbstverständlich zum Körper gehört hat.
Viele Frauen fühlen nach dem Eingriff eine unbestimmte Leere. Manche trauern auch regelrecht. Und das ist ein Prozess, den man sich von niemandem ausreden lassen sollte, denn man hat ja wirklich etwas verloren. Wie sich die Entfernung der Gebärmutter auf das Sexualleben auswirkt, ist ebenfalls sehr individuell. Bei Frauen, die vor der Operation dabei Schmerzen hatten, kann es sich verbessern, weil die Beschwerden jetzt beseitigt sind. Bei anderen Frauen lässt das sexuelle Empfinden aber auch nach, sie haben einfach keine Lust mehr. Nach der Entfernung der Gebärmutter fehlen jedenfalls die typischen Uteruskontraktionen während des Orgasmus, und Narbengewebe kann die Verlängerung und Erweiterung der Vagina während der sexuellen Erregung verhindern.
Finden Frauen in ihrem privaten Umfeld niemanden, mit dem sie vertrauensvoll über ihre Probleme reden können, sollten sie sich nicht scheuen, sich psychologische Hilfe bzw. den Rat einer erfahrenen Sexualtherapeutin zu holen.