In den Wechseljahren macht der Körper sehr viele Veränderungen durch. Auch auf die Haare hat die Hormonumstellung nicht selten Auswirkungen. Etwa jede vierte Frau bemerkt in dieser Zeit, dass der Schopf sich lichtet und die einzelnen Haare feiner werden. Das kann sehr belastend sein. Allerdings lässt sich dieser Prozess bremsen oder sogar ganz aufhalten, wenn man frühzeitig gegensteuert.
Dass sich jeden Tag bis zu 100 Haare in der Bürste befinden, ist ganz normal. Doch wenn es mehr werden, ist das für Frauen meist ein Drama. Passiert das rund um die Wechseljahre, sind in den meisten Fällen die Hormone schuld. Mediziner nennen das androgenetische Alopezie. Frauen bilden immer auch männliche Hormone, aber nur in sehr geringem Maße. Sinkt der Östrogenspiegel ab etwa 45 Jahren, verändert sich das Verhältnis der Hormone zueinander, die männlichen spielen jetzt eine stärkere Rolle. Bei vielen Frauen reagieren die Haarwurzeln darauf sensibel. Dazu muss man wissen, dass das Wachstum eines einzelnen Haares in Zyklen verläuft. Es wächst zwei bis sechs Jahre, dann kommt es zu einer Ruhephase und danach fällt das Haar aus. Im Anschluss bildet sich in dem entsprechenden Follikel ein neues Haar. Bei Gesunden befinden sich im Schnitt 85 Prozent der Haare in der Wachstumsphase. Bei der androgenetischen Alopezie verkürzt sich die Wachstumsphase und die Ruhephase verlängert sich. Dadurch werden die Haare dünner und fallen verstärkt aus. Aber keine Sorge, eine Glatze ist in aller Regel nicht zu befürchten. Die Haare dünnen vor allem im Bereich des Scheitels und am Oberkopf aus. Da die Empfindlichkeit der Haarwurzel genetisch bedingt ist, sind auch nicht alle Frauen betroffen.
Bemerken Frauen, dass ihnen verstärkt Haare ausfallen, sollten sie zum Arzt gehen. Anhand eines Blutbilds lässt sich feststellen, ob eine Störung der Schilddrüsenfunktion der Auslöser ist. Auch an einem Mangel an Vitalstoffen kann es liegen, häufig fehlt den Betroffenen z.B. Eisen. Eine weitere mögliche Ursache sind Stress und dadurch bedingte Verspannungen im Nackenbereich. Durch die schlechtere Durchblutung werden die Haarwurzeln nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Außerdem werden bei einer anhaltenden seelischen Belastung vermehrt Botenstoffe gebildet, die auch das Haarwachstum beeinträchtigen. Hilft die Blutanalyse nicht weiter, ist ein Besuch beim Hautarzt sinnvoll. Viele Spezialisten bieten spezielle Haarsprechstunden an. Der Hautarzt kann oft schon anhand des Musters der lichter werdenden Stellen eine Diagnose stellen. Zusätzlich untersucht er mit einem Mikroskop die Haarwurzeln und die Kopfhaut. Ganz wichtig dabei: Der Check beim Arzt sollte möglichst früh erfolgen, denn aus einer einmal abgestorbenen Haarwurzel wächst auch mit der besten Therapie nie wieder ein Haar.
Die Therapie des Haarausfalls richtet sich immer nach der Diagnose. Liegt tatsächlich eine androgenetische Alopezie vor, hat sich in Studien der Wirkstoff Minoxidil (rezeptfrei, Apotheke) bewährt. Er wird als flüssige Lösung oder Schaum auf die Kopfhaut gegeben. Der genaue Wirkmechanismus ist zwar unklar, doch die Substanz bremst den Haarausfall und lässt neue Haare kräftiger nachwachsen. Allerdings brauchen die Anwenderinnen Geduld. In der Regel kommt es in den ersten vier bis sechs Wochen sogar zu einem verstärkten Haarverlust. Das gilt allerdings als Zeichen für ein Anschlagen der Therapie. Erste positive Ergebnisse sind dann frühestens nach vier bis sechs Monaten erkennbar. Um den Haarausfall in Schach zu halten, muss die Behandlung zudem dauerhaft erfolgen. Das ist nicht gerade billig. Und das Mittel kann bei ständigem Gebrauch auch die Kopfhaut reizen.
Ist der Haarausfall nicht gravierend, können Frauen auch viel tun, ohne zu Medikamenten zu greifen. Stress, Ernährungssünden, eine ungesunde Lebensweise – wir muten unserem Körper im Laufe der Jahre einiges zu. Und je älter wir werden, desto geringer sind die Reserven, um eine gesunde Balance im Organismus aufrecht zu erhalten. So fallen z.B. täglich schon durch den normalen Stoffwechsel viele Säuren an. Noch mehr werden es, wenn man sich schlecht ernährt, viel Kaffee oder Alkohol trinkt oder raucht. Diese Säuren werden ständig durch Mineralstoffe neutralisiert, denn es ist lebensnotwendig, den pH-Wert des Blutes konstant zu halten. Liefern wir dem Körper aber über die Ernährung nicht genügend Mineralstoffe für diese Aufgabe, holt er sie sich aus verschiedenen Depots. Dazu zählt neben Knochen und Zähnen eben auch der Haarboden. Die Mineralstoffe fehlen also den Haarwurzeln und das beeinträchtig ihr Wachstum. Dazu kommt: Wenn bei Frauen in und nach den Wechseljahren die Menstruation ausbleibt, fehlt ihnen ein bislang wichtiger und effektiver Entsäuerungs-Mechanismus. Der weibliche Körper scheidet mit der monatlichen Blutung nämlich auch überschüssige Säuren und Giftstoffe aus.
Ebenfalls sehr reich an Kieselsäure ist die Brennnessel. Zusätzlich enthält das „Unkraut“ die Vitamine A, C, E und fast alle B-Vitamine. Dazu kommen Mangan, Magnesium, Natrium, Kalium, Kalzium, Zink, Eisen, Phosphor und verschiedene Aminosäuren – also fast alles, was der Körper braucht. Man kann die Blätter frisch an Salate geben oder in Smoothies mixen. Kleine Vitalstoffbomben sind außerdem die Samen der Brennnesseln. Die winzigen, nussig schmeckenden Körnchen kann man z.B. über das Müsli oder Salate streuen. Pfarrer Kneipp empfahl die Brennnessel bei Haarausfall auch äusserlich. Dazu kocht man aus 200 Gramm frischen Brennnesselblättern mit einem Liter Wasser eine halbe Stunde lang einen Sud, den man dann abkühlen lässt und damit vor dem Schlafengehen die Haare wäscht.
Bei der Pflege sollte man jetzt auf leichte Produkte setzen. Intensivkuren oder ölige Produkte beschweren und lassen das Haar schnell platt wirken. Damit die Haare nicht abbrechen können, sollte man sie nach dem Waschen nicht rubbeln oder in einen Turban packen, sondern mit einem weichen Mikrofasertuch abtupfen. Am besten lässt man es dann an der Luft trocknen. Fehlt dazu die Zeit, föhnt man es mit wenig Hitze über Kopf. Richtig gut tut der Kopfhaut tägliches Bürsten mit abgerundeten Naturborsten. Das fördert die Durchblutung, der Stoffwechsel in den Haarwurzeln wird angeregt. Auch eine Kopfmassage erfüllt diesen Zweck. Stylingprozeduren wie Bleichen, Glätten oder Dauerwellen sollte man den Haaren jetzt nicht auch noch zumuten. Es verstärkt den Haarausfall zwar meist nicht, doch die Haare brechen leichter. Ausserdem ein guter Tipp, wenn man sich darüber ärgert, dass die Haare einfach nicht mehr aussehen wollen wie früher: eine neue Frisur. Ideal ist in vielen Fällen ein leicht gestufter Bob. Lange Haare sehen meist dünner aus als sie tatsächlich sind. Auch ein Pony nimmt oft optisch Fülle. Am besten lässt man sich von einem guten Friseur beraten.