Der eigene Farbton ist irgendwie langweilig? Erste graue Strähnen sollen kaschiert werden? Viele Frauen wollen ihre Haare tönen oder färben, können sich aber nicht damit anfreunden, aggressive chemische Produkte zu verwenden. Zum Glück gibt es auch Möglichkeiten, dem Haar auf ganz natürliche Weise einen neuen Ton zu geben.
Chemische Haarfärbemittel enthalten verschiedene Inhaltsstoffe, die die Kopfhaut reizen oder allergische Reaktionen hervorrufen können. Als stark irritierend gelten z.B. die aromatischen Amine (z.B. Phenylendiamin oder PPD) oder Resorcin, ein Stoff, der für die Abstufung der Farbtöne gebraucht wird. Bedenklich sind außerdem PEG-Derivate und halogenorganische Verbindungen. In den meisten Intensivtönungen und Kolorationen steckt zudem Ammoniak. Es öffnet die Schuppenschicht der Haare, damit die Farbe eindringen kann. Dann verflüchtigt sich der Stoff, was sich als beißender Geruch bemerkbar macht. Dieses Gas kann Nase und Augen reizen. Ansonsten ist Ammoniak aber weniger gesundheitsschädlich als die davor genannten Stoffe. Er kann allerdings bei regelmässiger Anwendung die Haare austrocknen. Auch Wasserstoffperoxid ist oft enthalten. Es entfernt z.B. beim Blondieren die natürlichen Farbpigmente aus dem Haar.
Diese Begriffe zu kennen, ist wichtig, denn auch in einigen Färbemitteln, auf denen z.B. „Organic“, „Natural“ oder „Bio“ steht, stecken chemische Zusätze. Der Grund: Nur mit rein natürlichen Substanzen lassen sich nicht alle Farbnuancen herstellen. Vorsichtshalber sollte man deshalb die Liste der Inhaltsstoffe durchlesen. Es gibt natürlich auch verschiedene echte Naturfarben im Handel. Und mittlerweile erreicht man damit bei Rot-, Kupfer- und Brauntönen sehr gute Ergebnisse. Auch Schwarz ist kein Problem. Und blondes Haar lässt sich mit Pflanzenkraft ebenfalls aufhellen.
Schon seit Jahrtausenden färben Frauen ihr Haar mit Henna. Das Pulver wird aus den Blättern des Hennastrauches hergestellt. Früher ließen sich damit nur verschiedene Rotvarianten erzielen. Doch dank moderner Produkte sind auch die Pflanzenfarben für Braun, Schwarz und sogar Blond gut haltbar. Selbst die Grauabdeckung klappt immer besser, auch wenn sie nicht ganz so optimal ist wie bei chemischen Produkten. Graue Strähnen sind oft deutlich heller als das restliche Haar. Der große Unterschied zur Chemie: Henna dringt nicht in das Haar ein, sondern legt sich wie ein Film darum. Und: Das Naturprodukt pflegt die Haare zusätzlich und lässt sie glänzen. Aber das Färben ist damit deutlich aufwändiger.
Ob rot, braun oder schwarz – grundsätzlich wird das Hennapulver nach Packungsangabe mit Milch oder Wasser vermischt und zu einem zähen Brei verrührt. Bei rotem Henna wird empfohlen, es mit kochendem Wasser anzurühren. Indigohaltige Farben dürfen aber nicht mit Wasser angerührt werden, das heisser ist als 50 Grad, sonst werden die Farbpartikel zerstört. Auch hier gilt: Die Packungsbeilage genau durchlesen. Der möglichst warme Brei wird dann gleichmässig auf den trockenen Haaren verteilt. Wichtig: Henna färbt stark. Deshalb zuvor Handschuhe anziehen und z.B. ein Handtuch um die Schultern legen, bei dem es auf ein paar Flecken nicht ankommt. Den Haaransatz und die Ohren cremt man vorsichthalber mit einer fetten Creme ein, damit die Haut keine Farbe abbekommt. Das Ergebnis lässt sich nicht gut kalkulieren, weil es nicht nur von der Einwirkzeit, sondern auch von der individuellen Haarstruktur abhängt. Der Rat an Anfänger: Unbedingt einen Test an einer Strähne machen und die Zeit stoppen. Das Behandeln des ganzen Kopfes richtet sich dann nach diesem Ergebnis. Wem das Färben mit reinem Henna zu heikel ist, der kann zu Natur-Produkten auf Hennabasis greifen (im Bioladen oder Reformhaus). Hier ist die Anwendung deutlich unkomplizierter.
Wichtig zu wissen: Hat man vorher Haarprodukte wie Shampoos oder Conditioner mit Silikonen, Quats oder Copolymeren verwendet, ist es sehr oft so, dass die Farbe nicht optimal angenommen wird. Das Ergebnis kann sogar fleckig werden. Deshalb sollte man die Haare in den Tagen vor dem Färben mit Peelingshampoo waschen. Wer seinen Ansatz regelmässig nachfärben will, steigt am besten ganz auf ein Naturkosmetik-Shampoo ohne Silikone um.
Nur ein, zwei Töne dunkler färben kann man die Haare auch mit Schwarztee. Dazu kocht man einen extra starken Tee mit vier Beuteln auf eine Tasse. Den Tee dann ziehen lassen, bis er nur noch lauwarm ist, und ihn über den Kopf gießen oder mit einer Sprühflasche auf dem Haar verteilen. Eine Stunde einwirken lassen, derweil immer wieder etwas Tee nachsprühen. Danach die Haare gründlich auswaschen.
Auch das Aufhellen der Haare ist mit Naturprodukten möglich. Eine Möglichkeit ist Zitronensaft. Man gibt ihn frisch gepresst pur auf das ganze Haar oder auf einzelne Strähnen. Mit etwas warmem Wasser gemischt, wird der Effekt schwächer. Dann ist Wärme nötig. Man kann entweder ein Handtuch um den Kopf wickeln. Oder sich – wenn es das Wetter erlaubt – in die Sonne setzen. Nach rund einer Stunde die Haare gründlich ausspülen. Eine Alternative ist Natron. Es wird mit Wasser zu einem Brei gemischt und auf den ganzen Kopf oder einzelne Strähnen aufgetragen. Ebenfalls rund eine Stunde einwirken lassen und dann mit viel warmem Wasser ausspülen. Der Vorteil beider „Färbemittel“: Wenn man eine noch etwas hellere Farbe wünscht, kann man die Prozedur mehrfach wiederholen, ohne die Haare zu schädigen. Allerdings schafft man es damit nicht, dunkle Haare zu blondieren. Natron und Zitrone sind dann doch zu schwach, um sehr viele Farbpigmente aus dem Haar zu lösen.