Sie verspüren plötzlich den unerklärlichen, nie zuvor dagewesenen Wunsch nach einem Sportwagen? Sie starten von heute auf morgen die ultimative Crash-Diät? Obwohl glücklich verheiratet, suchen Sie auf Facebook auf einmal nach den längst Verflossenen? Ob alleinstehend oder verheiratet, mit oder ohne Kinder, arm oder reich: Viele Männer stürzen im Alter zwischen 40 und 50 in die sogenannte Midlife-Crisis. Wenngleich noch immer nicht wissenschaftlich nachgewiesen und selten so klischeehaft auftretend wie oben beschrieben, so trifft sie doch viele von uns mit gnadenloser Wucht.
Text: Axel Ringewaldt
Auslöser kann ein einschneidendes Ereignis sein, beispielsweise der Auszug des letztgeborenen Kindes. Wenn das Jüngste flügge wird und das Haus verlässt, ist das ein erster guter Anlass für uns, einmal Bilanz zu ziehen. „Wie war mein Leben eigentlich bis hierher?“ Je bewusster wir darüber nachdenken, umso eher werden wir uns auch unserer eigenen Endlichkeit bewusst. Die Mitte des Lebens ist erreicht, wie geht es jetzt weiter? Von jetzt an nur noch „abwärts“? Rein körperlich spüren wir das fortgeschrittene Alter mehr und mehr: In der sogenannten „Andropause“ produziert unser Körper weniger Sexual- und Wachstumshormone, in der Folge machen uns Schweissausbrüche zu schaffen. Wir reagieren leichter gereizt, manchmal gar depressiv.
Die Erkenntnis des Älterwerdens, einhergehend mit dem Verlust an Attraktivität – der Bauchumfang nimmt zu, die Haarpracht ab – verunsichert uns nachhaltig. Plötzlich stellen wir bisher getroffene Entscheidungen infrage: Seit zehn Jahren in der gleichen Firma, im gleichen Job, in der gleichen Beziehung, im gleichen Haus. „Was mag da noch kommen? Will ich das auch noch die nächsten 30 Jahre so machen?“ Anstelle des lebenserfüllenden Planes, der für die Partnerin und auch für Aussenstehende stets nachvollziehbar war, wabern auf einmal diffuse Ängste vor unserem männlichen Auge. Oft spielen diese Ängste auch in die Beziehung hinein. „Ist das wirklich die Partnerin, die mir all das bietet, was ich brauche?“
Erfährt der Mann in dieser Situation der eigenen Verunsicherung auf einmal unerwartete Bestätigung in Form einer jüngeren Frau, steht die langjährige Beziehung schnell vor einer grossen Herausforderung. „Dann muss ich mich fragen: Ist das Glück, das mir die jüngere Frau hier verspricht, wirklich wahr? Oder ist es bloss ein Begehren“, weiss Charles Meyer. Der Paarcoach aus Cham kennt die Tücken der Midlife Crisis nur zu gut: „Die Beziehung zur Partnerin ändert sich mit dem Ende der Kindererziehung. Die Erwartungen der Partnerin an uns ändern sich, auch ihre sexuellen Bedürfnisse“, erklärt er.
Gemeinsam mit seiner Frau Doris Carmen begleitet er tagtäglich Paare durch einschneidende Veränderungsprozesse. Neue Frau, neues Auto, neue Hobbies – die männliche Midlife Crisis kann eine bis dahin stabile Beziehung nachhaltig erschüttern. „Das Wichtigste in so einer Situation ist, einander zuzuhören, fragen, wie es dem anderen geht und die Signale des Gegenübers zu deuten“, weiss Meyer aus seiner langjährigen Tätigkeit. Er appelliert an die Männer, bei auftretenden Problemen nicht zu früh wegzulaufen. Denn wer mit seiner langjährigen Partnerin immer wieder das Gespräch sucht, Ihr die Empathie entgegenbringt, die sie verdient, findet gemeinsam mit ihr auch wieder einen gangbaren Weg aus der Midlife Crisis.
Das Buch „Mein Mann hat eine Jüngere" von Charles und Doris Carmen Meyer ist in gedruckter Form derzeit vergriffen, das E-Book ist bei Amazon erhältlich. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.meyermeyer.ch.