Bei muskulären Problemen greifen Sportler nicht selten zu Magnesium-Präparaten. Bei der Verkrampfung von Muskeln haben Forscher eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Die Ursache von Muskelkrämpfen liegt nicht etwa im Muskel selbst, sondern in den Nerven, die zum Rückenmark führen. Ein Gewürz-Mix aus Chili, Zimt und Ingwer ist offenbar in der Lage, die Nerven wieder beruhigen.
Autor: Tino Richter, 1.19
Etwa jeden Dritten plagen regelmässig schmerzhafte Muskelkrämpfe. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, Schwangere und Sportler.Typischerweise tritt der Muskelkrampf ohne erkennbare Ursache in Ruhe oder während der Nacht auf und betrifft überwiegend die Muskeln der Wade und des Fussgewölbes.
Die deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt vor allem Selbsthilfe: Als erste Behandlungsmethode im akuten Fall nennt sie die Dehnung der verkrampften Muskulatur oder die Anspannung des Gegenspieler-Muskels. Als allgemeine Behandlung und Vorbeugung werden die «4 B» empfohlen:
Auch Magnesium hilft bei Krämpfen, allerdings darf es bei Niereninsuffizienz und Herzrhythmusstörungen nicht eingenommen werden. Sportlern rät die DGN zu Einreibungen mit Arnika- und Beinwell-Präparaten sowie Franzbranntwein.
Die Ursache von Muskelkrämpfen liegt laut dem Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger Rod MacKinnon sowie dem Neurobiologen Bruce Bean nicht im Muskel selbst, sondern in den Nerven, die zum Rückenmark führen. Durch Öffnung und Schliessung von Ionenkanälen werden Informationen durch das Nervensystem transportieren, welche über zelluläre Schalter Nervenzellen aktivieren oder deaktivieren können. Wenn die für die Muskelbewegungen zuständigen Nervenzellen (Motoneurone) beginnen, exzessiv Signale auszusenden, kommt es zu Muskelkrämpfen.
Die Wissenschaftler hatten beobachtet, dass Sportler oft zu Essiggurkenwasser oder Senf mit warmem Wasser griffen, um die Krämpfe zu behandeln. Danach fragtet sie sich, was diese beiden Dinge gemeinsam haben könnten. Es stellte sich heraus, dass diese Nahrungsmittel spezielle Ionenkanäle (TRP-Kanäle) im Mund, in der Speiseröhre und im Magen aktivierten. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Geschmackswahrnehmung von süss, bitter, umami, aber auch beim Empfinden von heiss, kalt, warm sowie Schmerz. Bei der Stimulierung durch Gewürze wie Chili beruhigen sich die Motoneuronen und damit auch die Krämpfe. Daraufhin entwickelten MacKinnon und Bean ein Produkt («Hot Shot»), das weltweit von Athleten verwendet wird.
Der Gewürzmix aus Chili, Ingwer und Zimt lässt sich speziell zur Vorbeugung von Krämpfen im Sport auch einfach selbst zubereiten, wie auf dem 10. Neurologie-Update-Seminar 2018 zu erfahren war. Hierzu müssen die Zutaten lediglich in Fruchtsaft gemischt (heiss oder kalt) und anschliessend getrunken werden. Dieses Vorgehen ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, die Zutaten sind aber die gleichen wie beim oben erwähnten «Hot Shot».
Rezept:
Dieses Rezept ist dem Original-Produkt (www.teamhotshot.com) nachempfunden, welches in Portionen von ca. 50 ml zu sich genommen wird: 15 bis 30 Minuten vor dem Sport, beim Auftreten von Muskelkrämpfen oder zur Verhinderung von Krampfanfällen nach dem Sport.