Die Vorteile ayurvedischer Ölmassagen unbestritten: Sie entspannen sanft die Muskulatur, beruhigen das Nervensystem, nähren das Gewebe, regen den Kreislauf an und stärken das Immunsystem. Davon profitieren alle Organe sowie Knochen, Gelenke, Augen, Ohren und Zähne.
Autorin: Petra Horat Gutmann
Ayurvedische Massageöle bestehen in der Regel aus einem hochwertigen Basisöl und zwei, mehreren bis zu Dutzenden von Heilpflanzen. Letztere werden in zeitaufwendigen Herstellungsverfahren in das Basisöl eingekocht. Zum Einsatz kommen die medizinisierten Öle als Begleittherapie bei zahlreichen körperlichen und psychischen Störungen.
Beispielsweise zur Heilung von Hautbeschwerden, Linderung von Schmerzen, Gelenkproblemen, gynäkologischen Beschwerden, chronischem Schnupfen (Nasenbehandlung), bei Angstzuständen und vielem mehr.
Selbst Schlaganfallpatienten können von einer ayurvedischen Massage profitieren: In einer klinischen Studie kamen Apoplex-Patienten, die regelmässig eine ayurvedische Ölmassage erhielten, rascher wieder auf die Beine und benötigten weniger Medikamente als die nicht-massierten Vergleichspersonen.
Ayurvedische Massageöle werden mitunter auch als «flüssige Arznei» bezeichnet. Fest steht, dass sie die Gesundheit ohne unerwünschte Nebenwirkungen fördern. Die einzigen Kontraindikationen für eine Selbstmassage sind: ein voller Bauch, Fieber, offene Wunden und Erkältung mit starker Verschleimung. Manche Therapeuten befürworten die Selbstmassage auch in der Schwangerschaft, andere raten davon ab. Am besten Sie fragen einen ausgewiesenen ayurvedischen Therapeuten, der Ihre Konstitution und Ihren Gesundheitszustand ermittelt.
Wichtig ist, dass ausschliesslich kaltgepresste Massageöle aus biologischem Anbau verwendet werden. Teile des Öls durchdringen die Haut und gelangen tief hinein in den Organismus. In ayurvedischen Massagen wird häufig Sesamöl eingesetzt. Es wirkt durchwärmend, beruhigend und stärkend auf das Nervensystem. Ausserdem ist (helles) Sesamöl sehr widerstandsfähig gegenüber Oxidation und Erhitzung. Es eignet sich für Erwachsene, Jugendliche, Kinder und sogar für Babys. Ayurveda-Experten raten, auch die Kleinen regelmässig von Kopf bis Fuss mit gereiftem (Bio-)Öl zu massieren. Das unterstütze die neuromuskuläre Entwicklung, fördere die Abwehrkraft und wirke beruhigend.
Bevor Sie eine ayurvedische Selbstmassage vornehmen, sollten Sie Ihr «Dosha» kennen, das heisst Ihre Konstitution. Warum? Weil das Dosha Auskunft darüber gibt, welches Massageöl optimal für Sie ist.
Sie sind ein Vata-Typ? Dann ist Sesamöl das wichtigste Öl für Sie. Seine wärmenden und beruhigenden Qualitäten wirken der Vata-typischen Neigung zu Unruhe und Kältesymptomen entgegen. Falls Sie Sesamöl nicht mögen, können Sie auf Mandelöl ausweichen.
Sie sind ein Pitta-Typ? Dann ist Kokos Ihr «Königs-Öl». Das kühlende Öl wird Ihrer Neigung zu körperlichen und emotionalen «Hitzesymptomen» entgegenwirken. Auch Sonnenblumenöl und Ghee werden im Ayurveda zur Massage von Pitta-Menschen eingesetzt.
Sie sind ein solider Kapha-Typ, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt? In diesem Fall sollten Sie Sesamöl nur sparsam einsetzen, in ganz kleinen Portionen. Ayurveda setzt bei ausgeprägter Kapha-Konstitution zudem auf Massagen mit Senföl (aktivierend, erwärmend) und auf Trockenmassagen mit Kräuterpulver oder Seidenhandschuh. Sie können sich aber auch einfach mit einem Sisalhandschuh massieren (Gesicht ausgenommen). Das wirkt stoffwechselanregend, entschlackend und fettabbauend.
Zu den vorbereitenden Massnahmen einer Selbstmassage gehört eine ölfeste Unterlage, z.B. ein altes Leintuch oder ein grosses, dickes Frotteehandtuch zum Draufsitzen – es sei denn, Sie massieren sich im Badezimmer. Aber auch dann sollten Sie bereits vor der Massage Socken, einen kuscheligen Morgenmantel oder einen ausgedienten Pyjama bereitlegen. Für Vata- und Kapha-Typen empfiehlt sich zudem ein Rechaud oder ein Stövchen, um das Öl länger warm zu halten.
Massiert wird in einem ruhigen, ungestörten Raum. Nicht zu hell beleuchtet und angenehm warm sollte es darin sein, da Sie nach der Massage noch eine Weile nachruhen werden.
Im Ayurveda wird das Öl vor der Massage erwärmt bzw. «gereift». Manche Therapeuten empfehlen, für den Gebrauch daheim eine grössere Menge Öl zu reifen und in eine Flasche abzufüllen. Deren Inhalt kann von Mal zu Mal in einem Wasserbad erwärmt werden.
Oder Sie gehen wie folgt vor:
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Im Ayurveda wird der Kopf mitbehandelt. Warum sollte ein so wichtiger Körperteil auch nicht von der Wohltat einer Massage profitieren? Umso mehr, als dies Ayurveda zufolge die Haarwurzeln stärkt und überschüssiges Dosha beseitigt.
Wichtig zu wissen ist aber: Gesicht und Kopf dürfen nie zu warm behandelt werden. Es kann deshalb sinnvoll sein, Gesicht und Kopf vorgängig mit ein paar Esslöffeln Öl zu massieren, das nicht erwärmt ist (Pitta, v.a. im Sommer) oder nur ganz leicht erwärmt (Vata, Kapha). Bitte dafür sorgen, dass kein Öl in die Augen gelangt!
Neu aufgenommen wird das Öl jeweils beim Wechsel zur nächsten Körperpartie oder einfach nach Belieben. Gut zu wissen ist auch, dass runde Körperstellen (Kopf, Gelenke) im Ayurveda kreisförmig massiert werden, gestreckte Partien (Arme, Beine) dagegen mit langen Streichbewegungen.
Und jetzt geht es los – die elf Schritte zur wohltuenden und gesundheitsfördernden Ayurveda-Selbstmassage:
Fertig ist die ayurvedische Selbstmassage! Jetzt heisst es ruhen, während das Öl tiefer einwirkt. Schlüpfen Sie in Socken, Morgenmantel oder Pyjama und geniessen Sie (vorzugsweise liegend) eine 15- bis 30-minütige Auszeit in der Stille.
Danach sollten Sie duschen oder bei Bedarf ein kurzes Bad nehmen. Bitte verwenden Sie nur lauwarmes Wasser und ausschliesslich besonders milde Seife oder Waschlotion. Ihre Haut dürfte das Öl ohnehin weitgehend aufgesogen haben. Sie wird jetzt sehr glatt und fein sein, und die Chance gross, dass Sie sich von Kopf bis Fuss wunderbar erfrischt fühlen!