Jedes Jahr das Gleiche: Kaum wird es draussen kühler, schnieft und hustet es um uns herum. Die Erkältungs-Saison ist da.
Autorin: Anja Rech
So haben sich in der Saison 2017/2018 zwischen Ende September und Ende April rund 3,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung, also fast 300'000 Menschen, wegen einer Erkältung bzw. grippeähnlicher Symptome ärztlich behandeln lassen, wie das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einem aktuellen Bulletin bekannt gab. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn viele Betroffene gehen mit ihren Beschwerden gar nicht erst zum Arzt.
Doch wieso erkälten wir uns bei Kälte? Krank macht uns nicht die Umgebungstemperatur, sonst würden wir uns im Sommer nie einen Schnupfen einfangen. Auslöser eines grippalen Infekts sind in den meisten Fällen Viren, seltener Bakterien. Allerdings hat eine Studie der Universität Cardiff 2005 gezeigt, dass kalte Füsse das Infektionsrisiko tatsächlich erhöhen. Ganz geklärt ist der Zusammenhang bislang nicht, doch man geht davon aus, dass sich die Blutgefässe nicht nur in den Füssen, sondern reflektorisch, also vermittelt über das vegetative Nervensystem, auch im Bereich von Nase und Rachen zusammenziehen. Die Schleimhaut wird schlechter durchblutet und kann die Krankheitserreger dann nur noch eingeschränkt abwehren.
An Gelegenheiten, sich einen Infekt einzufangen, mangelt es nicht: Es gibt alleine über 150 verschiedene Typen von Rhinoviren, und dazu kommen noch Corona-, Adeno- und andere Viren, welche die Atemwege ebenfalls befallen können.
Sie lassen sich immer in unserer Umgebung finden, denn erkrankte Menschen scheiden sie ständig aus. Das passiert sogar häufig schon, bevor bei ihnen das erste Halskratzen einsetzt. Besonders effektiv verläuft die Verbreitung dann beim Husten und Niesen, bei dem die winzigen Partikel mit bis zu 160 Kilometer pro Stunde versprüht werden und mehr als einen Meter weit fliegen können. Die Viren haften an Türklinken, Treppengeländern, Aufzug-Knöpfen oder Computer-Tastaturen, wo sie einige Stunden lang überleben können und durch Berühren übertragen werden. Mediziner sprechen von Tröpfchen- und Schmier-Infektion.
Ohne Erkältung ist die kalte Jahreszeit einfach schöner!
Viele Erwachsene schniefen oder husten im Herbst bereits das erste Mal, und drei bis vier Infekte pro Jahr sind auch bei ihnen nicht ungewöhnlich. Die meisten treten in der nasskalten Jahreszeit auf, auch wenn Kälte – anders als das Wort Erkältung vermuten lässt – nicht der Auslöser dafür ist. Die Haupt-Eintrittspforte für Erkältungsviren ist die Nase. Je kälter es draussen ist, desto schlechter wird die Schleimhaut in der Nase durchblutet. Die Blutgefässe verengen sich, damit sie nicht zu viel Wärme abgeben. Dadurch kann das Immunsystem aber nicht so schnell auf eine Infektion reagieren. Dies begünstigt die Entstehung von Krankheiten.
Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr für Erkältungen und grippale Infekte bei Berufstätigen, die mit vielen erkälteten Menschen zusammentreffen, etwa bei Lehrern, Erzieherinnen, Menschen in Gesundheitsberufen oder in Grossraumbüros. Hält man sich den ganzen Tag in geschlossenen, ungelüfteten Räumen auf, steigt das Risiko, weil sich in der Luft immer mehr Viren ansammeln. Zusätzlich strapaziert die trockene Heizungsluft im Winter die Schleimhäute und beeinträchtigt deren Abwehrfunktion. Weil Kälte zudem das Immunsystem schwächt, ist es kein Wunder, wenn dann irgendwann der Hals beginnt zu kratzen.
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Es gibt einige effektive Massnahmen, mit denen man sich vor einer Ansteckung schützen kann, auch als „Erkältungs-Knigge“ bezeichnet:
Sich vor Ansteckung zu schützen, ist eine Möglichkeit. Eine andere lautet: das Immunsystem stärken – denn selbst wer oft erkältet ist, wird nie immun gegen grippale Infekte werden. Dazu gibt es zu viele verschiedene Viren, die sich ausserdem ständig verändern. Das ist der Grund, warum bis zu vier Erkältungen pro Jahr bei Erwachsenen ganz normal sind; bei Kindern können es sogar bis zu zehn sein. Und es erklärt, weshalb es keinen Impfstoff gegen grippale Infekte gibt.
Ein starkes Immunsystem hilft unserem Organismus, Krankheitserreger besser abzuwehren. Um es zu unterstützen, sollten Sie sich vor allem vitaminreich ernähren. Heilpflanzen wie der rote Sonnenhut können die Abwehrkräfte zudem gezielt steigern. Auch Bewegung an der frischen Luft und wechselwarme Duschen sind sinnvoll. Und schliesslich weist das deutsche Robert-Koch-Institut darauf hin, dass in geschlossenen Räumen die Anzahl der Viren in der Luft stark ansteigen kann. Daher sollte man täglich drei- bis viermal für zehn Minuten lüften.