Es ist schon erstaunlich, dass die Wirkungen zahlreicher Lebensmittel auf den Blutkreislauf nach 30 Jahren kontrollierter Studien nicht bekannter sind. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Lebensmitteln, Kräutern und Gewürzen, die ihre blut(druck)normalisierenden Eigenschaften hinlänglich bewiesen haben.
Autorin: Petra Horat Gutmann 1-2/21
Viele von ihnen senken den Blutdruck, indem sie die Gefässe erweitern. Andere hemmen die Verklumpung von Blutplättchen und senken das LDL-Cholesterin. Wieder andere schützen die Blutgefässe antioxidativ vor Entzündung und Arteriosklerose. Dahinter stecken die unterschiedlichsten Wirkstoffe – beispielsweise schwefelhaltige Verbindungen (wie Allicin und Cystein im Knoblauch), Aminosäuren (Citrullin in der Wassermelone oder Arginin in Weizenkeimen), Alkaloide (Capsaicin im Chili), Flavonoide (Kiwi, Kakao, Weissdorn) und viele weitere Wirkstoffe.
«Sie müssten riesige Mengen essen, um den Blutdruck und das Cholesterin mit der Ernährung zu senken»: Diese Worte bekommen Ratsuchende häufig zu hören, wenn sie den Arzt nach natürlichen Alternativen zu Statinen, Aspirin & Co. fragen. Tatsächlich lässt sich die blutregulierende Wirkung von Lebensmitteln meist erst ab grösseren Portionen messen. Beispiel Randen (Rote Bete): Da greift die Wirkung ab einem halben bis einem ganzen Liter frischem Presssaft pro Tag.
Viele Ernährungsmediziner raten allerdings von solchen Riesenportionen ab und empfehlen stattdessen eine grosse Vielfalt naturbelassener, vorwiegend pflanzlicher Lebensmittel. Warum? Jede Nahrungspflanze besitzt ein einzigartiges, gesundheitsförderndes Wirkstoffprofil. Somit bewegen auch Kleinmengen vieler unterschiedlicher Pflanzen die Blutgefässe Richtung Gesundheit.
Nehmen wir die Kräuter und Gewürze. Ihre Wirkung werde oft unterschätzt, sagt der TCM-Spezialist und Leiter der Heilpraktikerschule Luzern, Peter von Blarer: «Da ist zum Beispiel die Kurkumawurzel. Das indische Gewürz senkt nicht nur den Blutdruck. Es wirkt auch der Bildung von Blutgerinnseln entgegen, senkt den Blutzucker und unterstützt die Leber. Ich habe in meiner Praxis schon öfters erstaunliche Therapieerfolge mit Kurkuma erlebt.»
Am besten werden laut Peter von Blarer drei Mal täglich 2 TL Kurkumapulver aus Bioanbau (Reformhaus, Apotheke) in ein Glas mit wenig warmem Wasser eingerührt. Dazu kommen eine Prise schwarzer Pfeffer und ein Schuss Pflanzen- oder Biokuhmilch, um den Geschmack zu verbessern.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) betrachtet Bluthochdruck und erhöhtes Cholesterin als Folge von «übermässigem Schleim» und «übermässiger Feuchtigkeit» im Organismus. Sie empfiehlt Hypertonikern deshalb oft schleimauflösende und «blutbewegende» Gewürze, Kräuter und Nahrungspflanzen.
Zahlreiche dieser Pflanzen werden auch von der westlichen Ernährungsmedizin empfohlen, so fast alle Gemüsesorten und Salate. Ausserdem Hülsenfrüchte, Knoblauch, Schnittlauch, Zwiebeln, Pilze und viele weitere Lebensmittel.
Ob TCM oder westliche Ernährungsmedizin: Wichtig ist ein integratives Behandlungskonzept. Also eine Anamnese und therapeutische Massnahmen, die das ganze Symptombild, die individuelle Konstitution des Patienten und seinen Lebensstil ins Auge fassen. Denn die Ursachen für Hypertonie und erhöhte Blutfettwerte können mit unterschiedlichen Organen und Energiemustern zusammenhängen. Deshalb mache es «weder bei den Arzneimitteln noch bei Lebensmitteln Sinn, allen das Gleiche zu empfehlen», sagt Peter von Blarer. «Nehmen wir zum Beispiel den wertvollen Blutverdünner Knoblauch. Bei Patienten mit Hitzesymptomen kann er kontraproduktiv wirken, da er Hitze erzeugt.»
Studien und ernährungsmedizinische Praxis zeigen, dass eine pflanzenbasierte, fett-, zucker- und salzoptimierte Ernährungsweise den systolischen Blutdruck um 27 mm Hg senken kann. Hinzu kommen weitere 1 bis 2 mm Hg pro verlorenes Kilo Übergewicht.
«Fettoptimiert» bedeutet weitgehenden Alkoholverzicht und Ersatz ungesunder Fette durch hochwertige Fette und Öle.
«Zuckeroptimiert» meint, Erzeugnisse aus Halb- oder Weissmehl durch Vollwertgetreide zu ersetzen und industrielle Süssigkeiten sowie gezuckerte Getränke zu meiden. Die «Kohlenhydrat-Tsunamis», die Letztere hervorrufen, treiben nicht nur das Gewicht in die Höhe, sie beeinträchtigen auch einen gesunden Zucker- und Fettstoffwechsel und fördern die Entwicklung einer Atherosklerose.
«Salzoptimiert» wiederum heisst, dass der Konsum von Salz an die tatsächlichen Bedürfnisse des Körpers angepasst wird. Bei einem Erwachsenen sind das normalerweise rund 1,5 Gramm pro Tag. Viele Schweizer und Deutsche konsumieren allerdings das Sechsfache: rund 9 Gramm pro Tag! Das meiste Salz wird mit Brot, Fertiggerichten, Wurst, Salami und rotem Fleisch aufgenommen. Schon in einer Fertigpizza stecken um die 4 Gramm.
In den Blutgefässen angekommen, zieht Kochsalz das Wasser aus dem umliegenden Gewebe und erhöht den Druck auf die Gefässe. Zusätzlich stimuliert das Salz blutdrucksteigernde Hormone – unabhängig davon, ob eine genetische Salzsensitivität vorliegt oder nicht. Als gesundheitlich unbedenklich gelten deshalb maximal 6 Gramm Kochsalz pro Tag.
Über kurz oder lang eröffnet der Weg zum natürlich gesenkten Blutdruck eine weitere wohltuende Erkenntnis: Bewusstes, mentales Runterfahren kann den Blutdruck positiv und nachhaltig beeinflussen. Manche Hypertoniker entdecken dieses «Naturgesetz» erst nach einem Herzinfarkt. Doch dann lernen sie mit Freude, wie bereitwillig der Blutdruck auf bewusste Entspannung, tägliche Minipausen und kluge Stressmanagement-Tricks reagiert.
Mutter Natur schenkt uns noch eine weitere «Super-Arznei» für die Blutgefässe: Die Wiederentdeckung der Freude an körperlicher Bewegung. Herumstreifen, hüpfen, springen, tanzen, schwimmen, tauchen, klettern! Sie erinnern sich? Schon 30 Minuten sanfter Ausdauersport drei Mal in der Woche weitet die Blutgefässe, senkt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes, reduziert Stresshormone und reduziert den Blutdruck – laut Studien um bis zu 8 mm Hg. Umso besser, wenn die körperliche Bewegung draussen in der freien Natur stattfindet. Ausserdem gerne immer wieder mal barfuss! US-Forscher haben entdeckt, dass die nackten Füsse von Mensch und Tier beim Gehen auf natürlich gewachsener Erde negativ geladene Elektronen aufnehmen. Das aktiviere das parasympathische Nervensystem und senke auch den Blutdruck sanft.
Gemüse und Salate
Die meisten wirken vorteilhaft auf Blutdruck, Blutfette und Blutzucker, vorausgesetzt man verzehrt wenigstens 650 bis 1000 Gramm pro Tag. 650 Gramm sind keine übertrieben grosse Menge und sollten für jeden Erwachsenen zu schaffen sein.
Früchte
Bei Bluthochdruck in Verbindung mit Übergewicht eher zuckerarme Fruchtsorten bevorzugen, z.B. Granatapfel, Grapefruit, Mandarine, Orange und Papaya. Bei den süssen Früchten wirken kaliumreiche besonders blutdrucksenkend, z.B. Banane.
Getreide
Als Getreide-Ersatz: Buchweizen.
Fette
Die Öle sollten Bio und unter Ausschluss von Licht, Hitze und Sauerstoff gepresst worden sein (Gütesiegel beachten, z.B. «Omega-safe®» oder «Oxyguard»). Die Öle nicht erhitzen, sondern erst unmittelbar vor dem Anrichten zum Essen geben: Zum Dünsten naturbelassenes Kokosfett, Butter oder Ghee verwenden.
Gewürze
Wichtig: Die individuelle Verträglichkeit berücksichtigen!
Kräuter
Pilze
Pflanzliche Eiweissträger
Tierische Eiweissträger
Getränke