Johannisbeeren gehören zu den köstlichen Klassikern, die einst in jedem Bauerngarten vertreten waren. Sie sind nicht nur saftig und erfrischend säuerlich, sondern auch gesund.
Die aus Eurasien stammende Strauchfrucht gehört zur Familie der Stachelbeergewächse (Grossulariaceae), die wiederum zur Ordnung der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) gehören. Im Gegensatz zu den beim Pflücken unangenehmen Stachelbeersträuchern tragen Johannisbeerzweige keine Dornen. Die Ernte beginnt traditionell mit dem Johannistag (24. Juni), und daher haben die Beeren ihren Namen. Heute werden die über 50 verschiedenen Sorten, die vorwiegend in Nordosteuropa und Deutschland angebaut werden, von Mitte Juni bis Ende August gepflückt.
Am wichtigsten sind rote Johannisbeeren (Ribes rubrum), die auch «Ribiseln» oder «Träubli» genannt werden, und schwarze Johannisbeeren (Ribes nigrum), die regional Ahl-, Wanzen-, Gicht- oder Bocksbeeren heissen. Die süssen, weiss-gelben Johannisbeeren (Ribes album), eine Albinoart der roten, waren lange zu unsicher im Ertrag, um auf dem Markt eine Rolle zu spielen. Seit in den letzten Jahren verbesserte und ertragsstabilere Sorten gezüchtet wurden, sind weisse Johannisbeeren nicht mehr so selten wie früher. Johannisbeeren wachsen an winterkahlen Sträuchern, werden aber auch auf Hochstämmchen gezogen. Sie haben drei- bis fünffach gelappte Blätter und einen hängenden, traubenartigen Blütenstand mit grünlichen Blüten, die schon im April und Mai erscheinen, aber sehr frostempfindlich sind.
Johannisbeeren sind typische Saisonfrüchte, denn sie schmecken nur frisch und vertragen keine langen Transportwege. Weil sie schnell saften und schimmeln, sollte man sie nicht länger als einen Tag kühl und dunkel aufbewahren. Allerdings lassen sich die entstielten Beeren gut tiefkühlen: ohne Zucker sind sie bis acht Monate haltbar, mit Zucker bis zu einem Jahr. Weisse Johannisbeeren sind – auch beim Tiefkühlen – empfindlicher als rote. Bei der Zubereitung von Gelee färben sie rot nach. Für den Frischmarkt werden Johannisbeeren von Hand und meist gleich in die Verkaufsschalen gepflückt und haben deshalb auch ihren Preis.
Der Geschmack der roten Früchtchen ist je nach Sorte süss-sauer bis herb-säuerlich. Sie sind heiss geliebt im Müesli, als Kuchenbelag, Gelee, Rote Grütze, Saft und Sorbet. Sie eignen sich zum Rohessen, als Beilage zu Süssspeisen wie Bayerische oder Mascarpone-Creme, Vanillequark oder Griesspudding; als Kompott oder Sauce geniesst man sie zu Geflügel-, Wildgerichten und Weichkäse.
Rote Johannisbeeren sind wahre Kraftkügelchen. Ihr Gesundheitsnutzen ist absolut bemerkenswert. Sie enthalten B-Vitamine, Mangan, Kupfer, Zink und viel Vitamin C, Kalium, Kalzium, Eisen sowie Magnesium. Die Beeren gelten als leicht verdaulich, blutreinigend, schweisstreibend, leberfreundlich, entzündungshemmend und nervenberuhigend. Der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen macht sie zu einer wirksamen Vorbeugung gegen Krebs. Darüber hinaus verhindern Phenolsäuren und Flavonoide gemeinsam mit Vitamin C Cholesterinablagerungen an den Arterienwänden und beugen Bluthochdruck vor. Johannisbeeren haben von allen Beeren den höchsten Fruchtsäuregehalt und enthalten viel Pektin, so dass sie Verdauungsstörungen vorbeugen können. Zur Herstellung von Gelees und Marmeladen sollte man nicht ganz vollreife Beeren nehmen, da ihr Pektingehalt dann am höchsten ist.
Lange bevor gesunde Ernährung zum Trendthema wurde, war Alfred Vogel der Meinung, dass die Ernährung die Basis für unsere Gesundheit bildet – und dass, ohne dabei auf den Genuss zu verzichten.
Die Rezeptideen von Assata Walter sind deshalb nicht nur saisonal, frisch und leicht umzusetzen, sie enhalten auch immer einen Ernährungstipp, der Ihnen hilft, sich natürlich und gesund zu ernähren.
Die reifen Früchte sind reich an Anthocyanen, Flavonoiden, Polyphenolen und Vitamin C, das Öl der Samen an Gamma-Linolensäure. Volksmedizinisch verwendet werden die frischen Früchte in Form von Sirup, Saft oder Bonbons, die getrockneten Beeren in Form von Tee zur unterstützenden Behandlung von Erkältungskrankheiten und bei Rekonvaleszenz. Johannisbeersaft wird bei Magenverstimmung und Durchfall zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes empfohlen. In der Volksmedizin auch bei Rheuma.
Nach Bruno Vonarburg unterstützt eine dreiwöchige Kur (3-mal täglich ein Glas nach dem Essen) die Abwehrkräfte und hilft bei Bronchitis, Keuchhusten, Lungenentzündung, Angina und Mandelentzündung. Ausserdem empfiehlt er den Beerensaft bei Erkrankungen der Lymphgefässe und bei Kalkmangel. Die von Mai bis Juni (während oder kurz nach der Blütezeit) gesammelten Blätter enthalten Flavonoide, Proanthocyanidine, Gerbstoffe und Vitamin C. Getrocknet haben sie eine schwach harn- und schweisstreibende Wirkung, die aber heute kaum noch genutzt wird. Häufiger ist ihre Verwendung als Bestandteil von Frühstückstees. In der Volksmedizin wurden sie zur Erhöhung der Harnmenge und bei Gicht oder Rheuma angewandt. Aus einer Handvoll frischer oder getrockneter Blätter (auch Blüten, wenn man hat), die man mit einem Liter kochendem Wasser aufgiesst, 10 bis 15 Minuten ziehen lässt und dann abseiht, bereitet man einen Tee. Eine Tasse morgens auf nüchternen Magen und eine Tasse abends sollen harntreibend wirken und die Ausscheidung von Harnsäure fördern. Auch bei Keuch- und Krampfhusten wird dieser Tee traditionell verwendet. Doch Vorsicht: Wenden Sie Tee aus den Blättern der schwarzen Johannisbeere nicht bei Ödemen an, die durch eine eingeschränkte Nieren- oder Herztätigkeit bedingt sind.
Mit frischen, zerriebenen Blättern lassen sich auch Insektenstiche behandeln. Und: Mit einem aus getrockneten Blüten oder Früchten zubereiteten schwachen Absud gurgelt man täglich bei Mund- und Zahnfleischbeschwerden. Das in Kapseln erhältliche Johannisbeerkernöl enthält wertvolle entzündungshemmende Fettsäuren. Es wird auch zur Verbesserung von Gedächtnis und Sehvermögen empfohlen sowie bei Hauterkrankungen (Neurodermitis) und Juckreiz.
Zusammen mit dem hohen Gehalt an Vitamin C wirken die Farbstoffe in den roten und schwarzen Johannisbeeren (Carotinoide und Anthocyane) als Radikalenfänger und schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.