Keine Zeit, gesund zu essen? Das ist kein Argument. Wer ein paar Grundsätze beherzigt, kann sich auch unterwegs ausgewogen verpflegen. Und wird stellen fest: Es tut nicht nur gut, sondern schmeckt auch lecker.
Autorin: Vera Somer, 03.10
Zum Frühstück ein Schoggi-Gipfeli, hinuntergeschlungen zwischen Haustür und Bushaltestelle. Mittagspause? Fehlanzeige. Stattdessen wird am Schreibtisch ein pappiges Sandwich mit viel Mayonnaise verdrückt. Am Nachmittag dann: Heisshunger auf Süsses – also schnell zum Automaten, Schoko-Riegel ziehen.
Und weil man nach dem anstrengenden Arbeitstag keine Lust hat, lange in der Küche zu stehen, schiebt man die tiefgefrorene Fertigpizza in den Ofen.
So oder ähnlich ernähren sich viele Berufstätige, die frühmorgens aus dem Haus müssen und abends erst spät wieder heimkommen. Untwergs gesund essen? Was auf der Strecke bleibt, ist die gesunde Ernährung. Weil die Zeit fehlt. Weil es in der Kantine nur Fleischberge in dicklicher Sosse gibt. Weil sich der Appetit auf die Cervelat immer genau dann einstellt, wenn man auf dem Nachhauseweg an der Imbissbude vorbeikommt. Oder weil das Geschäftsessen mal wieder üppig und alkoholreich ausgefallen ist.
Das Ergebnis ist vielen bekannt: Die Mahlzeiten liegen steinschwer im Magen, und die Verdauung kommt seit Tagen nicht mehr richtig in Schwung.
Dabei geht es auch anders. Tina Burkhard von der Zürcher Naturheilpraxis Tibuma empfiehlt, sich ein paar Fragen ehrlich zu beantworten:
«Wir dürfen ruhig heikel sein, was die Qualität des Essens anbelangt», findet Tina Burkhard. Für sie sind qualitativ gute Mahlzeiten frisch zubereitet und aus biologischem Anbau.
Fragt sich nur, wo es unterwegs derartige Verpflegung gibt? Inzwischen an mehr Orten, als man vielleicht denkt. Ida Hofstetter vom Verein für unabhängige Ernährungsberatung bevorzugt Bio-Läden. Viele bieten neben Vollkorn-Sandwiches oder Gemüseschnecken auch frisch zubereitete Salate oder Birchermüeslis zum Mitnehmen an. Vollwertige und vegetarische Mittagessen gibt es in Restaurants und Imbissen von den «Vier Linden» am Zürcher Hottingerplatz bis zu «hin & veg!» in Hamburg und «Vegelangelo» in München.
Überhaupt liegen jene Take-aways im Trend, die sich gesunder Verpflegung verschrieben haben. Die vegetarische Restaurant-Kette «Tibits» beispielsweise hat Standorte in Basel, Bern, Zürich, Winterthur und St. Gallen. «Fast Food» bezieht sich hier nur auf die Geschwindigkeit, mit der man sein Essen bekommt. Gäste schöpfen am Buffet selbst – Salate, Antipasti, warme vegetarische Gerichte, Tagessuppe.
Man kann vor Ort essen oder die Sachen im Take-away-Geschirr mit an den Arbeitsplatz nehmen. Die Speisen sowie die Fruchtsäfte werden mehrmals täglich frisch zubereitet beziehungsweise gepresst, wenn möglich aus Bio-Zutaten, sagt Tibits-Mitgründer Daniel Frei. Und damit Allergiker wissen, was sie sich auf den Teller packen, ist alles deklariert.
Lange bevor gesunde Ernährung zum Trendthema wurde, war Alfred Vogel der Meinung, dass die Ernährung die Basis für unsere Gesundheit bildet – und dass, ohne dabei auf den Genuss zu verzichten.
Die Rezeptideen von Assata Walter sind deshalb nicht nur saisonal, frisch und leicht umzusetzen, sie enhalten auch immer einen Ernährungstipp, der Ihnen hilft, sich natürlich und gesund zu ernähren.
Wer im Restaurant essen möchte, kann sich auch am «Goût-Mieux»-Label orientieren. Es zeichnet natürliche, saisonale und regionale Küche aus. Die Betriebe legen Wert auf tier-, umwelt- und sozialgerechte Produktion, verwenden vermehrt Bio-Produkte, bieten vegetarische Gerichte an, schauen auf möglichst frische Zubereitung und schonende Kochverfahren.
Dorothee Stich von der «Goût- Mieux»-Stiftung betont, dass dies freilich Maximalansprüche sind: Ganz auf vorgefertigte Produkte verzichten nicht alle der 70 ausgezeichneten Restaurants. Einige verwenden beispielsweise vorgebackenes Bio-Brot. Das erlaube, auf die schwankende Nachfrage der Gäste zu reagieren – und es landet deutlich weniger Brot im Abfall.
Auch Peter Marko, Arzt und Ernährungsberater aus St. Gallen, kennt Restaurants, die marktfrisches Gemüse und Biofleisch offerieren. In einfachen Lokalen esse man oft gesünder als in Feinschmecker-Restaurants. Seiner Ansicht geht es auch ohne Labels und Logos. Man verlasse sich besser auf die eigene Erfahrung und schule die Sinne: Ist der Salat mit Fertigsauce zugeschüttet? Das Gemüse fad und verkocht? Das Essen übersalzen? Schmecken die Salatöle muffig?
Dann gehen Sie da besser nicht mehr hin. In der Kantine empfiehlt sich ein kritischer Blick auf den Wochenmenüplan. Findet sich darauf an mehreren Tagen Frittiertes, Paniertes oder mit Rahm Gekochtes, lieber woanders essen. «Mit der Wahl unserer Speisen beeinflussen wir wesentlich Qualität und Wirkung des Essens», betont Peter Marko. Wer auswärts isst, kann grundsätzlich Salat als Vorspeise nehmen und auf einen besonders grossen Gemüseanteil achten. Und wem die Sauce zum Fleisch suspekt ist, kann sie getrost weglassen. Meist hat sie sowieso nur viele Zusatzstoffe – und noch mehr Kalorien.
Auf die Zutaten kommt es an: Daran können sich auch Selbstverpfleger orientieren. Auch jene, die kaum Zeit finden zum Essen, können sich Snacks einkaufen, die viele Nährstoffe und Vitamine haben.
Wer zwischendurch immer wieder davon knabbert, bleibt unterwegs leistungsfähig und ist vor den berüchtigten Hungerattacken gefeit – Bratwürste und Schokoriegel braucht es dann nicht mehr, um das Loch im Magen zu stopfen.