Autorin: Dr. Silke Kerscher-Hack
Hämorrhoiden sind ein schwammartiges, gut durchblutetes, ringförmiges Polster aus Blutgefässen, das auch als Corpus cavernosum recti bezeichnet wird. Sie kommen bei jedem Menschen vor und liegen kurz vor dem After (Anus). Zusammen mit dem Schliessmuskel (Sphinkter) sorgen Hämorrhoiden dafür, dass der Enddarm richtig schliesst: Aus dem Gefässpolster fliesst das Blut über Venen ab, die durch den Schliessmuskel verlaufen. Beim Stuhlgang entspannt sich der Sphinkter, so dass das Blut aus den Hämorrhoiden gut ablaufen kann. Nach dem Stuhlgang, wenn er sich wieder anspannt, strömt Blut in das Blutgefässpolster, so dass er wieder grösser wird und den After verschliesst.
Hämorrhoiden können sich allerdings krampfaderartig erweitern und knotig vergrössern. Abhängig von ihrer Ausprägung lassen sich dabei folgende Hämorrhoiden-Grade unterteilen:
Umgangssprachlich werden unter Hämorrhoiden meist Beschwerden wie Juckreiz im Afterbereich oder Blutungen verstanden, die von Medizinern als Hämorrhoidalleiden bezeichnet werden. Von diesen inneren bzw. echten Hämorrhoiden zu unterscheiden sind die sogenannten äusseren bzw. unechten Hämorrhoiden. Bei diesen Knoten handelt es sich um Blutgerinnsel (Thrombosen) in den Venen des Schliessmuskels. Sie liegen am Aussenrand des Afters und sind sehr schmerzhaft.
Vergrösserte Hämorrhoiden machen sich meist als hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier oder im Stuhl bemerkbar. Zu der schmerzlosen Blutung kommt es, wenn durch starkes Pressen oder aufgrund eines festen Stuhls die dünne Gefässwand der Hämorrhoiden beschädigt wird. Daneben können noch folgende Beschwerden auftreten:
Bereits vergrösserte Hämorrhoiden verkleinern sich in der Regel nicht von selbst wieder. Wie genau sie sich entwickeln, d.h. ob sie sich weiter vergrössern oder nicht, lässt sich allerdings nicht vorhersagen.
Ein Hämorrhoidalleiden entsteht, wenn sich Blut in dem Polster aus Blutgefässen (Corpus cavernosum recti) aufgrund eines erhöhen Druckes im Analkanal ansammelt, so dass die Adern sich überdehnen und ausleiern. Als Auslöser sind bekannt:
Ein straffer Schliessmuskel verstärkt die Beschwerden.
Wie die Hämorrhoiden behandelt werden, richtet sich nach dem Erkrankungsstadium:
Da Hämorrhoiden dieses Schweregrades sich vollständig zurückbilden können, genügen häufig konservative Massnahmen. Hierunter fallen beispielsweise:
Zu beachten ist, dass Salben und Zäpfchen mit Kortikosteroiden („Kortison") und Lokalanästhetika aufgrund der Nebenwirkungen nicht über eine längere Zeit angewendet werden sollten.
Neben konservativen Massnahmen kann auch eine Infrarottherapie versucht werden, bei der die Hämorrhoiden mit Infrarotstrahlung verödet werden. Alternativ ist auch eine Sklerosierung möglich. Dabei wird ein Wirkstoff in den Hämorrhoidalknoten injiziert, der die Durchblutung der Hämorrhoiden verringert.
Neben der Sklerosierung können die Hämorrhoiden mithilfe einer Gummibandligatur behandelt werden. Bei dieser Massnahme werden die vergrösserten Polster abgebunden, so dass sie nicht mehr durchblutet werden und nach einiger Zeit abfallen.
Als Therapiemassnahmen kommen die Gummibandligatur sowie ein chirurgischer Eingriff infrage.
Bei Hämorrhoiden dieses Schweregrades ist in der Regel eine operative Entfernung nötig (Hämorrhoidektomie).
Wichtig ist die Umstellung der Ernährung auf eine ballaststoffreiche Kost sowie eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Der Stuhl sollte weich, trocken und geformt sein.
Folgende Hausmittel können zudem helfen:
Als naturheilkundliche Therapien kommen zudem infrage:
Ein Arztbesuch wird notwendig bei
Zu den unbeeinflussbaren Risikofaktoren zählt neben einer familiären Veranlagung auch ein höheres Lebensalter. Grund hierfür ist, so die Vermutung, dass das Gewebe im Laufe der Zeit schwächer wird. Daneben existieren eine Reihe weiterer Faktoren, die jeder einzelne beeinflussen kann.
Zu starkes Pressen aufgrund von hartem Stuhlgang oder chronischer Verstopfung beispielsweise erhöht den Druck auf den Analkanal und begünstigt dadurch die Entstehung von Hämorrhoiden. Ursache der Verstopfung ist häufig eine ballaststoffarme Ernährung, eine ungenügende Flüssigkeitszufuhr sowie ein Bewegungsmangel. Aber auch häufiger Durchfall, z.B. aufgrund einer missbräuchlichen Einnahme von Abführmitteln (Laxantienabusus), fördert Hämorrhoiden, da das Gefässpolster ständig den flüssigen Stuhl zurückhalten muss und aus diesem Grund dauerhaft gefüllt ist. Neben dem regelmässigen Heben schwerer Lasten sowie Schwangerschaften, die beide den Druck auf den Unterleib und Darmbereich erhöhen (siehe auch unter „Spezielles in der Schwangerschaft") zählen auch eine sitzende bzw. stehende Tätigkeit, Übergewicht sowie der Missbrauch von Alkohol zu den beeinflussbaren Risikofaktoren. Letzterer erhöht den Tonus (Spannungszustand) des Schliessmuskels und behindert dadurch den Blutabfluss aus dem Hämorrhoidalpolster.
Insbesondere Personen mit familiärer Vorbelastung sollten
Vergrösserte Hämorrhoiden treten im Kindesalter praktisch nicht auf. In der Regel handelt es sich bei den vermeintlichen Hämorrhoiden um erweiterte Analvenen (Hyperplasie). Denn aufgrund der hohen Gewebeelastizität können Kinder den Druck im Bauchraum (intraabdomineller Druck) durch Pressen so stark erhöhen, dass sich diese maximal erweitern. Ebenfalls als Hämorrhoide fehlgedeutet werden können ein Einriss in der Haut im Analbereich (Analfissur) sowie ein Herausragen eines kleinen Stücks Analschleimhaut (Analprolaps) bzw. ein Enddarmvorfall (Rektumprolaps).
Blutgerinnsel in den Analvenen (Analvenenthrombosen) sind äusserst selten und treten fast ausschliesslich im höheren Jugendlichenalter auf. Verursacht wird diese fast immer von einer Verstopfung. Als lindernde Massnahmen können eine weiche Zinkpaste, lokale Betäubungsmittel (Lokalanästhetika), das Vermeiden von Pressen und langen Toilettensitzungen sowie das vorsichtige Zurückschieben (digitale Reposition) empfohlen werden.
Ungefähr die Hälfte der Frauen leidet während oder nach der Schwangerschaft unter Hämorrhoiden. Einer der Gründe ist die hormonelle Umstellung, die das Bindegewebe lockert und den Beckenboden weich werden lässt. Zudem drücken Kind und Gebärmutter auf die Gefässe des Analbereichs, so dass das Blut dort schlechter abfliesst und sich staut. Die während der Schwangerschaft eingeschränkte Bewegung sowie Verstopfung sind zwei weitere Faktoren, die das Auftreten eines Hämorrhoidalleidens begünstigen. Am Schwangerschaftsende belasten zudem auch die Presswehen das Gebiet. Nach der Geburt verschwinden die Beschwerden jedoch in der Regel von selbst wieder.
Welchen Arzt Betroffene aufsuchen sollten, hängt vom Beschwerdebild und den möglichen Begleiterkrankungen ab. Erste Anlaufstelle ist in der Regel der Hausarzt. Nach dem Erstgespräch kann dieser die Beschwerden genauer einordnen und eventuell selbst behandeln. Bei stark vergrösserten Hämorrhoiden wird er den Betroffenen an einen Spezialisten für die weitere Behandlung überweisen. Mögliche Fachärzte:
Hämorriden, Hämorrhoidalleiden, Hämorrhoidalkrankheit
Internet:
https://www.altmeyers.org (Abruf:15.09.2022)
https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/beipackzettel/ (Abruf:15.09.2022)
https://viamedici.thieme.de (Abruf:15.09.2022)
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https://www.springermedizin.de/emedpedia/kinderchirurgie/erworbene-anorektale-erkrankungen-bei-kindern-und-jugendlichen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-53390-1_54 (Abruf:15.09.2022)
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/magen-und-darmerkrankungen/haemorriden-anzeichen-hausmittel-op-739383.html (Abruf:15.09.2022)
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/haemorrhoiden (Abruf:15.09.2022)
https://www.patientenberatung.de/de/informationen/gesundheit/vergroesserte-haemorrhoiden (Abruf:15.09.2022)
https://flexikon.doccheck.com/de/H%C3%A4morrhoiden (Abruf:15.09.2022)
Bücher:
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Pschyrembel, De Gryter, 268. Auflage (2020)
Buchta, Höper, Sönnichsen: Das Hammerexamen, Elsevier, 2. Auflage (2008)
Sterry: Kurzlehrbuch Dermatologie, Thieme, 2. Auflage (2018)
Largiadèr, Saeger, Keel, Bruns: Checkliste Chrirurgie, Thieme, 12. Auflage (2022)
Altenpflege heute, Urban & Fischer, 3. Auflage (2017)
Pflege heute, Urban & Fischer, 6. Auflage (2014)
Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich: Thiemes Pflege, Thieme, 12. Auflage (2012)
Neubeck: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage (2021)
Lennecke, Hagel, Przondziono: Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 2. Auflage (2004)
Eisele, Friese, Notter, Schlumpberger: Homöopathie, Deutscher Apotheker Verlag, 1. Auflage (2006)
Heepen: Schüßler-Salze, Gräfe und Unzer, 4. Auflage (2020)
Bauer et al.: Komplementärmedizin, Deutscher Apotheker Verlag, 2. Auflage (2012)
Frohn: Rezeptfrei, Deutscher Apotheker Verlag, 1. Auflage (2018)
Sailer, Aigner, Hetzer: Expertise Koloproktologie, Thieme, 1. Auflage (2016)
Schwandner: Proktologische Diagnostik, Springer, 1. Auflage (2016)
Gätje et al.: Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme, 1. Auflage (2011)
Zuletzt aktualisiert: 26-10-2022