Die Hauptfunktion der Beinvenen (Varizen) ist es, das Blut gegen die Schwerkraft zum Herzen zu transportieren. In ihrer Wand befinden sich in regelmässigen Abständen Ausstülpungen, die sogenannten Venenklappen. Diese verhindern, dass das Blut wieder zurückfliesst und sorgen so für eine zum Herzen gerichtete Strömung.
Staut sich Blut – aus welchen Gründen auch immer – in den oberflächlichen Beinvenen, führt dies dazu, dass sie sich ausweiten und nach aussen vortreten. Mediziner sprechen dann von Varizen. Diese lassen sich wie folgt weiter unterteilen:
- Als Stamm- und Seitenastvarizen werden erweiterte und geschlängelte Venen im Stromgebiet der Stammvenen und/oder ihrer Seitenäste bezeichnet. Ihre Durchmesser betragen mehr als 3 mm. Sie entstehen, wenn u.a. eine Schwäche der Mündungsklappe vorliegt. Das ist die Venenklappe, die direkt an der Einmündung in das tiefe Venensystem liegt.
- Eine weniger ausgeprägte Form der Krampfadern sind retikuläre Varizen, die häufig an den Aussenseiten der Ober- und Unterschenkel sowie in den Kniekehlen liegen. Sie bilden ein feines Netz aus bläulich erweiterten Gefässen mit einem Durchmesser von 1 bis 3 mm.
- Besenreiser sind feine rötliche oder bläuliche Verästelungen mit einem Durchmesser unter 1 mm. Sie sind harmlos und sehen vor allem unschön aus.
Das zu den Varizen gehörige Krankheitsbild heisst Varikosis.
Typische Beschwerden sind:
- Schwere- und Stauungsgefühl
- Schmerzen im betroffenen Bein
- Besserung im Liegen sowie bei Bewegung; Verschlechterung bei langem Stehen
- Begleitsymptome: abendliche Wassereinlagerungen im Knöchel (Knöchelödeme), Juckreiz, nächtliche Fuss- und Wadenkrämpfe.
Krampfadern können lange keine Beschwerden verursachen und nur in kosmetischer Hinsicht stören. Zudem sind die Symptome unspezifisch und können auch ohne Krampfadern auftreten.
Primäre Krampfadern (primäre Varikose) sind auf eine Venenwand- oder Venenklappenschwäche (Venenklappeninsuffizienz) zurückzuführen. Diese entsteht auf dem Boden einer anlagebedingten Bindegewebsschwäche (familiäre Disposition).

Sekundäre Krampfadern (sekunkäre Varikose) dagegen sind die Folge einer Venenerkrankung (z. B. tiefe Thrombose), die zur Abflussbehinderung im tiefen Venensystem führen oder die Venenklappen zerstören. Dies führt zur Überlastung der oberflächlichen Venen; durch den Druck wird die Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst.
Mediziner unterscheiden zwischen einer konservativen Therapie und einer invasiven, chirurgischen Therapie. Erstere zielt darauf ab, bei leicht ausgeprägten Krampfadern die Beschwerden zu lindern und ein Fortschreiten zu verhindern. Echte Verbesserungen sind jedoch selten. Zur Anwendung kommen sogenannte entstauende Methoden, sowie bei Wassereinlagerungen (Ödemen) das Hochlagern des betroffenen Beins. Die Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen erleichtert aufgrund des erzeugten Gegendrucks den venösen Rückstrom und mindert vorhandene Ödeme.
Ergänzt werden kann die Therapie mit venenkräftigenden (tonisierenden) Massnahmen, die zudem die Gefässe abdichten. Hierzu zählen Muskeltraining, Kneipp-Kuren (kalte Hydrotherapie) sowie Arzneimittel/Wirkstoffe wie
- Aescin aus der Heilpflanze Rosskastanie
- Troxerutin
- Rutosid
- Mäusedornextrakt
- Weinblätterextrakt.
Venensalben und -gele verbessern, wenn sie von unten nach oben einmassiert werden, den venösen Rückstrom und wirken subjektiv symptomlindernd. Eingesetzt werden:
- Heparin-Natrium mit antithrombotischer Wirkung
- Aescin.
Bei starken Beschwerden, möglichen Komplikationen oder unschönem Aussehen kann auch ein chirurgischer Eingriff durchgeführt werden. Die häufigsten Operationsmethoden sind:
- Venenstripping, bei dem der Arzt die betroffene Vene mit einer speziellen Sonde entfernt
- endovenöse Therapie; das ist ein modernes, minimal-invasives thermisches Verfahren, bei dem die Krampfadern mit Wärme von innen versiegelt wird. Verwendet werden hierfür Laserstrahlen oder Radiowellen.
- Sklerotherapie, auch Verödung genannt; ebenfalls ein minimal-invasives Verfahren. Die in die betroffene Vene injizierte Flüssigkeit beziehungsweise der Schaum schädigt diese so stark, dass die Vene in Bindegewebe umgewandelt und dadurch verschlossen wird.

Bei Venenschwäche und Krampfadern:
- Sport wie Schwimmen, Radfahren, Walken oder Joggen, aber auch Spazierengehen verbessern das venöse System und unterstützen die Venentätigkeit
- Venengymnastik durchführen wie z. B. auf den Rücken liegend mit den Beinen in der Luft radeln oder auf dem Bauch liegend jeweils eine Fussspitze nach vorne ziehen
- langes Stehen oder Sitzen vermeiden, indem immer wieder Bewegungspausen eingeplant werden. Man sollte herumgehen, langes Sitzen durch Fusskreisen unterbrechen oder im Stehen oder Sitzen wippende Bewegungen im Fussgelenk durchführen, um die Muskelpumpe zu aktivieren. Diese unterstützt den Blutfluss durch Muskelbewegungen.
- Beine im Liegen hochlagern, insbesondere nachts. Dies erleichtert den Transport des Blutes in Herzrichtung.
- Stützstrümpfe tragen, falls keine Kompressionsstrümpfe verordnet werden
- sich untertags ab und zu auf den Rücken legen und die Beine im 45°-Winkel an die Wand lehnen
- Kneipp-Anwendungen, kalt-warme Wechselduschen bzw. morgens die Unterschenkel kühl abduschen
- direkte Sonneneinstrahlung, heisse Bäder oder Saunagänge vermeiden, da Wärme die Venen ausweitet und die Beschwerden verstärkt
- darauf achten, den Venendruck, z. B. durch das Tragen schwerer Lasten oder Pressen beim Stuhlgang, nicht zu erhöhen
- durch eine ausgewogene Ernährung mit viel Ballaststoffen (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte) und eventuell die Einnahme eines Abführmittels für einen weichen Stuhlgang sorgen. Bei Verstopfung besteht die Gefahr, die Venenklappen zu beschädigen
- Rauchverzicht
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht.
Die naturheilkundlichen Therapiemöglichkeiten dienen vor allem zur Vorbeugung von Krampfadern bei vorbelasteten Patienten oder Risikogruppen. Salben und Cremes helfen bei trockener Haut an den Beinen.
- Phytotherapie mit Rosskastaniensamen (Hippocastani semen), roten Weinrebenblättern (Vitis viniferae folium rubrum), Mäusedornwurzelstock (Rusci aculeati rhizoma), Buchweizenkraut (Fagopyri herba), Hamamelisblättern und -rinde (Hamamelidis folium und cortex), Steinkleekraut (Meliloti herba).
- Tee aus Steinkleekraut (venenabdichtend) oder eine Mischung aus Birkenblättern, Steinkleekraut, Johanniskrautblüten- und blättern mit Arnikablüten (entstauend, venenabdichtend)
- Venenentzündung (Thrombophlebitis)
- tiefe Beinvenenthrombose mit Gefahr einer Lungenembolie
- Blutungen
- chronisch-venöse Insuffizienz – eine Erkrankung, bei der der venöse Rückstrom im Bereich der Unterschenkel und Füsse behindert wird und infolgedessen Durchblutungsstörungen auftreten können. Die Folge sind Gewebsveränderungen (trophische Störungen) der Haut wie z. B. Ekzeme, Stauungsdermatitis (chronische Ekzemform), Gewebeschwund der Haut (Hautatrophie) bis hin zu einem Unterschenkelgeschwür („offenes Bein", Ulcus cruris venosum).
Da Krampfadern Komplikationen wie eine chronisch-venöse Insuffizienz oder tiefe Beinvenenthrombosen verursachen können, gehören sie generell ärztlich abgeklärt. Ein Arztbesuch wird zudem notwendig, wenn
- die Krampfadern mit Wassereinlagerungen (Ödembildung), schlecht heilenden Wunden, Hautveränderungen und Durchblutungsstörungen einhergehen
- Schmerzen und Schwellungen auftreten. Dann besteht die Gefahr einer Thrombose oder Embolie.
- chronische Schäden wie z. B. ein offenes Bein entstehen
- eine Schwangerschaft besteht
- der Betroffene unter Diabetes, Leber-, Herz- oder Nierenerkrankungen leidet
- Atembeschwerden auftreten.
Die Entwicklung von Krampfadern wird durch viele verschiedene Faktoren begünstigt. Als unbeeinflussbare Risikofaktoren sind eine familiäre Veranlagung, das weibliche Geschlecht, das Alter sowie – mehr oder weniger – Schwangerschaften zu nennen. Aber auch Erkrankungen wie eine Herzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz), eine angeborene Einengung der grossen Bauchvenen sowie eine Leberzirrhose begünstigen die Entwicklung von Krampfadern, da sie den Druck auf die Venen erhöhen.
Aber es gibt auch Faktoren, die sich beeinflussen lassen. Die medikamentöse Gabe von weiblichen Geschlechtshormonen, z. B. im Rahmen einer Hormonersatztherapie oder über die „Pille", machen das Bindegewebe nachgiebiger und begünstigen so die Entstehung von Krampfadern. Übergewicht oder enganliegende Kleidung, wie z. B. enge Hosen oder ein einschnürender Bund an Socken, sind weitere Risikofaktoren, da sie den venösen Blutstrom behindern. Aber auch Berufe, in denen man lange stehen oder sitzen muss, sowie Verstopfung können ein Venenleiden begünstigen. Erstere, da die Muskelpumpe weniger aktiviert wird, und zweitere aufgrund des Risikos, die Venenklappen zu beschädigen. Diese Theorie konnte jedoch wissenschaftlich noch nicht bewiesen werden.

Insbesondere Personen mit familiärer Vorbelastung sollten
- sich regelmässig bewegen. Geeignet sind Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen und Walken.
- Kräftigungsübungen durchführen, wie z. B. Füsse nebeneinanderstellen, Ausfallschritt schräg nach vorne, auf Zehenspitzen gehen und etwa zehnmal hoch und runter wippen.
- Sich gesund ernähren
- Abwechselnd kalt und warm duschen oder kneippen.
- Übergewicht abbauen
- Beine öfters hochlagern
- Wärme vermeiden, d. h. keine direkte Sonneneinstrahlung, keine heissen Bäder oder Saunagänge
- keine Tätigkeiten durchführen, die den Venendruck erhöhen, wie z. B. das Tragen schwerer Lasten oder Pressen beim Stuhlgang.
Es gilt die 3S- und 3L-Regel: „Sitzen und stehen ist schlecht. Lieber liegen oder laufen."
Zusätzliche Tipps
Bereits 30 % der 14-jährigen Jugendlichen leiden an einer Venenschwäche, die sich in diesem Alter durch kleine Äderchen (Besenreiser) bemerkbar macht und auf ein sich in späteren Jahren entwickelndes Krampfaderleiden hinweist. Als Ursache kommen Vererbung, Übergewicht und Bewegungsmangel infrage. Um einem Krampfaderleiden so gut es geht vorzubeugen, ist eine frühe Diagnose, Beratung und gegebenenfalls Behandlung wichtig.
Krampfadern sind in der Schwangerschaft keine Seltenheit: Etwa 30 % der Erstgebärenden und 50 % der Mehrgebärenden leiden darunter. Häufig entstehen sie bereits am Schwangerschaftsanfang und nehmen im Verlauf an Grösse und Symptomatik zu. Einer der Gründe für das gehäufte Auftreten ist die hormonelle Umstellung, die dazu führt, dass sich oberflächliche und tiefe Venen entspannen. Insbesondere beim Stehen nimmt dann der Druck in den Beinvenen zu. Hinzu kommt, dass die wachsende Gebärmutter immer mehr auf die grosse Bauchvene drückt, so dass der venöse Abstrom beeinträchtigt wird.
Vorbeugen lassen sich die Beschwerden in der Schwangerschaft wie folgt:
- ausreichend zu trinken
- Beine im Sitzen nicht übereinander schlagen
- nicht auf harten Stuhlkanten sitzen
- auf heisse Bäder und Saunabesuche verzichten
- längeres Sitzen (z. B. am Arbeitsplatz) durch regelmässige Bewegung unterbrechen
- Kompressionsstrümpfe bis sechs Wochen nach der Geburt tragen.
Eine Behandlung der in der Schwangerschaft auftretenden Krampfadern ist normalerweise nicht nötig, da sich nach der Entbindung mehr als 80 % der Varizen zurückbilden. Betroffene Frauen können jedoch ihre Beschwerden mit regelmässiger Bewegung (Schwimmen, Spazierengehen) sowie dem Tragen von Kompressionsstrümpfen lindern.
Beim Auftreten von Krampfadern sollten Schwangere ärztlichen Rat einholen. Kommen zu dem Venenleiden starke Schmerzen, Rötungen, eine Schwellung oder Überwärmung hinzu, ist umgehend ein Arzt zu verständigen.
Eine ganze Reihe von freiverkäuflichen Salben, Cremes und Gels verspricht, Venenleiden erfolgreich zu reduzieren. Für ihre Wirksamkeit gibt es bislang keine wissenschaftlichen Nachweise.
Werden die Salben und Cremes allerdings kräftig vom Fuss aufwärts einmassiert, können sie den Abfluss des venösen Blutes Richtung Herz unterstützen. Auch ihre oftmals kühlende Wirkung kann bei schweren, müden Beinen subjektiv helfen. Allerdings sollte in den Produkten kein Alkohol enthalten sein, da dieser die bei Venenleiden sowieso angegriffene Haut zusätzlich austrocknet.
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Internet
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