Die meisten Pflanzen, die für uns Menschen giftig sind, gefährden auch Tiere. Unsere liebsten Hausgenossen reagieren jedoch auf bestimmte Lebensmittel und Pflanzen völlig anders als wir. Es gibt einige Pflanzen bzw. daraus hergestellte Produkte, die wir Menschen gerne geniessen, für unsere Katzen und Hunde jedoch pures Gift sind. Dazu gehören Avocados, Zwiebeln, Knoblauch, Trauben, Kakao bzw. Schokolade und manche Nüsse.
Giftpflanzen: Die vierteilige Serie von A.Vogel:
Autorin: Ingrid Zehnder, 09.14
Die meisten Experten behaupten, die exotische Frucht sei wegen ihres wenig erforschten Inhaltsstoffs Persin für viele Tiere giftig, ja sogar tödlich, z.B. für Pferde, Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Hamster und Käfigvögel. Neueren Forschungen zufolge sind jedoch vorwiegend Schafe und Ziegen betroffen, die grössere Mengen der Blätter von mexikanischen und guatemaltekischen Avocados fressen (es gibt auch ungiftige Avocados). Allerdings können fur Wellensittiche schon kleinere Mengen püriertes Fruchtfleisch oder das Knabbern am Avocadokern sehr schädlich sein. Entwarnung fur Hunde und Katzen gibt es von Veterinären aus den USA: Für sie soll Persin – wie für die Menschen auch – nicht giftig sein. Es gibt Katzenhalter, deren Tiere ganz wild auf Avocados sind und keine Symptome zeigen. Allerdings ist völlig unklar, wie viel Fruchtfleisch oder Schale gefüttert werden müssen, bis Vergiftungsbeschwerden auftreten. Da die einzelnen Avocado Sorten für den Laien kaum zu unterscheiden sind, ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, denn eine Vergiftung kann tödlich enden, und eine Therapie gibt es nicht.
Ob roh, gekocht oder als Trockenextrakt, diese Lebensmittel haben im Tiernapf nichts verloren. Zwiebeln gelten für Hunde und Katzen als giftig, Knoblauch – und übrigens auch Bärlauch – sogar als stark giftig. Vergiftungserscheinungen sind Durchfall, Erbrechen, schwacher Puls und Blutarmut.
Frisst ein fünf Kilo schweres Tier eine mittelgrosse Zwiebel oder eine halbe Knoblauchknolle, beginnen seine roten Blutkörperchen zu platzen. Die lebensgefährliche Erkrankung wird von Schwefelverbindungen ausgelöst und erfordert eine tierärztliche Notfalltherapie. Katzen sollten auch keinen Schnittlauch knabbern, er ist für sie unverträglich.
Spritzmittel oder mögliche Schimmelgifte, auch die Kerne sind nicht die Ursache der Vergiftungsfälle bei Hunden und Katzen. Vermutlich erhöhen unbekannte Naturstoffe im Fruchtfleisch die Kalziumwerte im Blut der Tiere massiv. Kleine Mengen von Weintrauben oder Rosinen führen zu Durchfall und Erbrechen, grössere (ca. 30 Trauben für ein 5 Kilogramm schweres Tier) zu akutem Nierenversagen.
Vorsichtige versorgen dieses Obst und Leckereien mit Rosinen ausser Reichweite des kleinen Schosshunds oder der neugierigen Mieze.
Im Kakao ist das Alkaloid Theobromin enthalten, das für manche Tiere ein Nervengift ist und letztlich zu Herzversagen führt. Je dunkler und bitterer die Schoggi, desto grösser der Theobromingehalt. Katzen, die Theobromin äusserst schlecht vertragen, verschmähen im Allgemeinen Süssigkeiten und sind deshalb weniger gefährdet als Hunde. Ein Hund, der ein Stück Schokolade frisst, wird nicht gleich tot umfallen. Doch können kleine bis mittelgrosse Hunde bereits nach einer halben Tafel Zartbitterschokolade (Kakaoanteil ca. 55 Prozent) sterben.
Hunde, die sich mit Schokolade vergiftet haben, zeigen vier bis zwölf Stunden nach der Aufnahme als erste Symptome starkes Hecheln, Durchfall und Erbrechen. Danach kommt es zu Zittern, Krämpfen, Lähmung der Hinterhand und plötzlichem Tod durch Herzversagen. Hat der Hund eine grössere Menge Schokolade gefressen, sollte man sofort zum Tierarzt gehen, ohne die Symptome abzuwarten.
Im Prinzip ja, wenn es denn sein muss. Allerdings mit einigen Ausnahmen. «Vier Macadamianüsse vergiften einen 15 kg schweren Hund, es kommt zu Problemen beim Laufen und Leberschäden», solche (Zeitungs)Aussagen verängstigen die Besitzer. Abgesehen davon, dass der Mensch die teuren Nüsse lieber selbst essen sollte, statt den Hund damit zu füttern, scheint die Behauptung masslos übertrieben.
Sie beruht auf einer falsch interpretierten Studie des Animal Poison Control Centers in Illinois/USA aus dem Jahr 2000. Dabei wurden an 29 Hunde 5 Tage lang 11,7 Gramm Nüsse pro Kilo Körpergewicht verfüttert. Das entspricht nahezu einer Tagesration Futter. Die Versuchshunde wurden depressiv und schwach, litten unter Zittern, Fieber, Erbrechen, Magenschmerzen, Lähmung und Steifheit.
Die Gründe dafür sind nach wie vor unbekannt. Die Studienautoren versichern aber, dass alle Hunde sich nach ein bis zwei Tagen erholt hätten – mit oder ohne tierärztlicher Behandlung. Fakt ist aber, dass Hunde vorsichtshalber keine grösseren Mengen Macadamianüsse fressen sollten.
Erdnüsse, die ja eigentlich Hülsenfrüchte sind, stehen im Verdacht, epileptische Anfälle auslösen zu können. Das Zürcher Institut fur Veterinärpharmakologie und Toxikologie führt den Fall eines neunjährigen Schnauzers auf, der nach dem Verzehr einer unbekannten Menge Erdnüsse am selben Tag Erbrechen, Durchfall, Hautrötung, Quaddeln mit Juckreiz und rote Augen zeigte.
Bei unreifen Walnüssen, die am Boden liegen, können spielende (junge) Hunde unter Umständen ein starkes Gift aufnehmen, das ein auf der grünen Schale befindlicher, unsichtbarer Schimmelpilz produziert und das dem Strychnin nicht unähnlich ist.
Teebaumöl wird bei Katzen zur Bekämpfung von Flöhen, Zecken und anderem Ungeziefer leider immer noch aufs Fell aufgetragen. Die Tiere können jedoch die Phenole und Terpene, die im Teebaumöl enthalten sind, kaum abbauen. Die toxischen Stoffe reichern sich im Körper an und führen zu einer Teebaumölvergiftung, deren Symptome Zittern, Taumeln, chronischer Gewichtsverlust und Schwäche sind. Nicht selten endet die Vergiftung mit dem Tod der Katze. Hunde reagieren weniger empfindlich auf die Inhaltsstoffe des Teebaumöls, doch sollten Frauchen oder Herrchen die Anwendung mit dem Tierarzt besprechen.
Die Giftpflanzen, die wir ihnen in den vorangegangenen Folgen vorgestellt haben, sind auch für unsere Haustiere gefährlich, und die Symptome ähneln denen beim Menschen.
Dazu kommen die giftigen bis stark giftigen Zwiebeln vieler Frühlingsblüher, von Maiglöckchen über Narzissen bis Tulpen, die insbesondere von Hunden im Garten gerne ausgegraben und möglicherweise angeknabbert werden.
Alle Pflanzenteile der Lilien (Prachtlilie, Türkenbundlilie, Osterlilie, Tigerlilie) und der Gelbroten Taglilie (Hemerocallis fulva) sind äusserst gefährlich speziell für Katzen, denen schon nach Aufnahme kleiner Pflanzenmengen akutes Nierenversagen droht. Tierpraxen registrieren auffallend viele Fälle. Bereits die Aufnahme von weniger als einem Blatt oder von Blütenteilen reicht für eine schwere Vergiftung. Die Tiere sterben unter Schmerzen und Krämpfen nach drei bis sieben Tagen, falls keine Entgiftung und Therapie erfolgt. Bei Hunden kommt es nach der Aufnahme von Lilien höchstens zu Magen-Darm-Beschwerden mit Erbrechen.
Die für Hunde, Katzen, Hamster, Meerschweinchen, Vögel – und übrigens auch Menschen – sehr stark giftige Dieffenbachie ist berüchtigt wegen der Kalziumoxalatnadeln, die sich in sogenannten Schiesszellen befinden und bei Berührung oder Biss mitsamt weiteren Giftstoffen herausschiessen. In den Augen verursacht der Pflanzensaft Entzündung und Verätzung der Bindehaut, Brennen im Mund/Maul, Anschwellen der Schleimhäute und der Zunge, erhöhten Speichelfluss, Schluckbeschwerden und vorübergehenden Stimmverlust. Werden Pflanzenteile geschluckt, kommt es zu Herzrhythmusstörungen, (blutigem) Durchfall, Krämpfen und Lähmung.
Nicht ungefährlich für Hunde und Katzen sind die zu den Wolfsmilchgewächsen zählenden Zimmerpflanzen wie der Christusdorn (giftig, d.h. grössere Mengen müssten aufgenommen werden), der giftige Kroton mit seinen attraktiven, bunt gemusterten Blättern sowie der Weihnachtsstern (stark giftig, d.h. Symptome schon nach Aufnahme kleiner Mengen). Der Christusdorn wird wegen seiner Stacheln und der Weihnachtsstern wegen des scharfen Geruchs allerdings selten gefressen. Der Milchsaft bewirkt starken Speichelfluss, Verletzungen der Maulschleimhaut, Erbrechen und Durchfall und kann sogar Leber und Nieren schädigen.
Familien mit kleinen Kindern und Haustieren wird empfohlen, diese beliebten Zimmerpflanzen ausser Reichweite zu platzieren oder ganz auf sie zu verzichten.