Plötzlich üppig um den Bauch rum: Frauen in den Wechseljahren kämpfen schon mal mit ungewollter Gewichtszunahme, selbst bei gleichbleibender Ernährung. Und nun? Hungern oder hinnehmen?
Autorin: Petra Horat Gutmann
Die Muskulatur nimmt im Alter ab, die Fettverteilung am Körper ändert sich, das Fett lagert sich nun bevorzugt am Bauch und an der Taille an – mit diesen Veränderungen sehen sich Frauen ab 40 konfrontiert. Die Hormonumstellungen in den Wechseljahren schlagen zudem zu Buche, nach der Menopause kommt es durch den relativen Überschuss männlicher Sexualhormone (Androgene) zu einer eher «männlichen» Fettverteilung. Und ja, wir wissen: Ein dicker Bauch gefährdet die Gesundheit. Er fördert Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Rückenprobleme, Herz-Kreislauf-Störungen und mehr. Die erfreuliche Nachricht: Bauchfett ist ein sehr stoffwechselaktives Gewebe, vor allem das tiefe, viszerale Bauchfett. Als Folge davon zapft der Körper die Fettspeicher im Bauch besonders rasch an, wenn er Energie benötigt.
Braucht es folglich eine Reduktion der Kalorienzufuhr, um die Fettpölsterchen zu mobilisieren? Keineswegs. Experten sind sich einig, dass die meisten Diäten kontraproduktiv sind. Vor allem, weil sie den Körper dazu bringen, Kalorien effizienter zu verwerten. Das führt zu einem Jo-Jo-Effekt, sobald man wieder mehr isst. Also keine Diät, aber vielleicht eine «Abnehmpille»? Dazu sagt Dr. Bettina Isenschmid, Chefärztin des Kompetenzzentrums Essverhalten, Adipositas und Metabolismus am Spital Zofingen: «Ein Medikament, mit dem man gezielt am Bauch abnehmen kann, gibt es nicht. Für adipöse Menschen können Medikamente jedoch eine wertvolle Unterstützung bei der Verhaltensänderung sein.» In diesem Fall werden auch die unangenehmen Nebenwirkungen der Medikamente in Kauf genommen, wie beispielsweise fettiger, öliger Stuhl.
Und was ist mit einer Operation – Fett absaugen und weg der Bauch? Dagegen spricht, dass Fettabsaugen eine Schönheitsoperation mit hoher Komplikationsrate ist, vorab aufgrund von Verletzungen durch Saugkanülen und Infektionen.
Schlauchmagen oder Magenbypass? Bei diesen Eingriffen kann es nach der anfänglichen Gewichtsabnahme «wieder zu einer erneuten Gewichtszunahme kommen, nicht selten bis zum Ursprungsgewicht zurück, es sei denn die Betroffenen optimieren ihren Lebensstil», sagt Bettina Isenschmid.
Doch wie kann man denn auf natürliche Weise Bauchfett verlieren, ohne Diät, Medikamente und OPs? Zum Beispiel mithilfe von «eBalance», einem Internetprogramm, das berechnet, wie viele Kalorien man zu sich nimmt und wie sich damit spielen lässt. Besonders sympathisch: Man wird weder zu Diät noch Sport gezwungen dabei. Was man tun muss: Täglich in einem Online-Tagebuch notieren, was man isst und wieviel man sich bewegt. Im Gegenzug erhält man regelmässig eine statistische Erfolgskontrolle auf den Bildschirm.
Was laut Experten dabei von zentraler Bedeutung ist: das Ernährungstagebuch. Grund: «Das Festhalten und Bewusstmachen des eigenen Ess- und Bewegungsverhaltens erlaubt, ein angemessenes Veränderungsziel zu setzen», erklärt Bettina Isenschmid. «Später kann das Protokoll bei der Gewichts-Stabilisierung helfen. Die kritische, aber auch wohlwollende Auseinandersetzung mit den eigenen Mustern trägt dazu bei, dass man nicht wieder ins alte Fahrwasser rutscht.»
Auch aus Sicht der Hirnforschung macht das Sinn. Weil ein abwägendes, planendes Denken die Impulskontrolle stärkt. Deshalb ist es zum Beispiel auch hilfreich, Mahlzeiten vorauszuplanen statt spontan zu snacken, wann immer man Appetit oder Hunger hat. Ob Online-Programme mit Experten-Hotline und virtuellem Austausch unter Gleichgesinnten, Einzel-Beratungen oder Gruppenkurse: Es gibt immer mehr ganzheitlich orientierte Abnehmprogramme, beispielsweise von Gesundheitsorganisationen und Krankenkassen.
Dieser Qualitäts-Check hilft bei der Wahl:
Körpergewicht und Fettverbrennung werden hormonell beeinflusst, zum Beispiel durch Progesteron, Östrogen, Testosteron, DHEA, Somatotropin, Insulin, Pregnenolon und das Schilddrüsenhormon Thyroxin. Neben einem gesunden Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Entspannung) kann die Gewichtskontrolle durch die Gabe winziger, «anschubsender» Hormonmengen unterstützt werden – in den Wechseljahren vorab durch Progesteron. Es gibt immer mehr Fachärztinnen, die mit «Bioidentischen Hormonen» arbeiten, u.a. aus der Yamswurzel. Die Molekularstruktur dieser Hormone ist identisch mit der Struktur der körpereigenen Hormone. Das ist ein entscheidender Vorteil verglichen mit der klassischen Hormonersatztherapie und ihren gesundheitlichen Risiken.
Auch die Phytotherapie setzt auf Heilpflanzen mit progesteronähnlichen Inhaltsstoffen. Diese werden häufig in den frühen Wechseljahren und bei prämenstruellen Beschwerden eingesetzt (Mönchspfeffer, Traubensilberkerze u.a.). Ihre wohltuende Wirkung bei diversen Beschwerden ist belegt, ein Einfluss auf Körpergewicht oder Bauchumfang allerdings nicht nachgewiesen.