Die Jahre um die 50 sind für Frauen eine echte Herausforderung. Ihr Körper verändert sich und das läuft nur bei wenigen ganz ohne Beschwerden ab. Viele Frauen stehen dabei aber im Beruf oder haben Haushalt und Familie zu stemmen. All das kostet Kraft – und die ist leider oft nicht mehr ganz so üppig vorhanden wie früher. Höchste Zeit, sich so oft wie möglich kleine Auszeiten zu gönnen, die einem ganz selbst gehören.
Hier die besten Tipps:
Autorin: Annette Willaredt
Die Veränderungen im Hormonhaushalt sorgen in den Wechseljahren nicht nur für lästige Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen. Auch der Körper macht plötzlich, was er will. Da zeigen sich Pölsterchen an Stellen, an denen nie welche waren, die ganze Silhouette sieht plötzlich irgendwie anders aus. Vielen Frauen macht das zunächst Probleme, sie hadern mit den Zeichen des Älterwerdens. Jetzt gilt es, alles zu tun, um den Körper bewusst wahrzunehmen und ihn genau so zu schätzen wie er ist. Das gelingt, wenn man ihm öfter ein paar „Streicheleinheiten“ zukommen lässt. Und kleine Pausen vom Alltag helfen außerdem dabei, mit Stress und Belastungen wieder gut zurecht zu kommen.
Eine Möglichkeit sind Massagen. Natürlich tut auch das Durchkneten beim Physiotherapeuten gut. Es löst Verspannungen und lindert Probleme z.B. im Rücken. Mehr Entspannung bieten aber Wellness-Massagen. Sehr wohltuend ist die Hot-Stone-Massage. Hier legt man sich auf gut warme, sehr flache Steine, weitere werden auf den Oberkörper gelegt. Das alleine regt die Durchblutung an und sorgt für Wohlbefinden. Zusätzlich massiert der Therapeut dann mit warmen Steinen den Körper. Ein sehr angenehmes Erlebnis. Empfehlenswert sind auch ayurvedische Anwendungen. Hier wird die Massage als ganzheitliche Heilweise begriffen, die Körper und Seele gleichzeitig berührt. Geborgen und wunderbar behandelt fühlt man sich bei einer vierhändigen Massage mit viel Öl, bei der zwei Therapeuten synchron arbeiten. Das harmonisiert den Energiefluss im Körper, löst Verkrampfungen und vertreibt Stress. Andere Masseure arbeiten mit duftenden Ölen. Neben dem pflegenden Effekt für die Haut beeinflussen die Gerüche auch die Stimmung. Rosenöl wirkt ausgleichend, Bergamotte belebt und stiftet Zuversicht, Jasmin hebt die Stimmung und der Lavendel beruhigt. Wenn dann zur Massage auch noch schöne Musik läuft, steht der Erholung nichts mehr im Wege.
Hat man keine Lust oder Zeit für Termine beim Masseur, kann man sich die Kraft der Düfte auch daheim zunutze machen – und zwar in der Badewanne. Heisses Wasser alleine entspannt schon bestens. Der Effekt wird deutlich verstärkt, wenn man ätherische Öle dazu gibt. Wichtig ist dabei, dass man nur 100 Prozent naturreine Öle verwendet. Industriell hergestellte Produkte riechen zwar auch gut, aber sie haben viel weniger Duftkomponenten. Echte Öle enthalten hingegen die verschiedensten winzigen Duftmoleküle, die direkt auf unser Gehirn wirken und unsere Emotionen beeinflussen. So macht Rosmarin fit, Ylang-Ylang vertreibt Ärger, Grapefruit verscheucht negative Gedanken und Basilikum ist ideal bei Erschöpfung. Damit sich das gewählte Öl gut im Wasser löst, gibt man zuerst zehn bis 15 Tropfen in eine Tasse mit zwei Esslöffeln Sahne. Verrühren, ins heisse Badewasser geben und dann für 20 Minuten abtauchen – einfach wunderbar.
Ihnen sind diese „kleinen Fluchten“ zu wenig? Wellness-Angebote gibt es für jeden Geschmack. Vom Ein-Tages-Ausflug mit Massagen, Fitness-Drinks, Gesichtsbehandlung und dem Aufenthalt in einer Saunalandschaft bis hin zur Kur-Woche mit Ayurveda- oder Kneipp-Anwendungen und einer auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Ernährung. Übrigens: Gerade in den Wechseljahren sind regelmässige Saunabesuche eine sehr gute Sache. Der Wechsel zwischen der Hitze in der Kabine und der Kälte bei der anschliessenden Dusche oder im Tauchbecken ist ein hervorragendes Training für die Blutgefässe. Sie lernen, sich schnell weit und wieder eng zu stellen. Das stärkt das ganze Herz-Kreislauf-System. Dazu „entgiftet“ der Körper über die Haut. Sie sieht danach viel rosiger und zarter aus. Die Finnen sagen: Eine Frau ist nie schöner als nach der Sauna. Das sollte man doch möglichst oft ausnutzen! Und für Frauen um die 50 ebenfalls interessant: Das gezielte Schwitzen wirkt auf die Temperaturregler im Körper. Hitzewallungen und Schweißausbrüche werden dadurch milder und seltener.
Um mit sich in Einklang zu kommen, ist Achtsamkeitstraining sehr zu empfehlen. Entsprechende Workshops werden überall angeboten. Geübt wird hier beispielsweise der BodyScan. Dabei „reist“ man von den Füssen bis zum Kopf ganz langsam durch seinen Körper und nimmt wahr, wie sich z.B. der Fuss, die Wade oder die Schulter genau anfühlen. Während dieser Übung wird nicht bewertet, nur nachgespürt. Regelmässiges Üben verbessert nicht nur die Körperwahrnehmung. Untersuchungen zeigen, dass Achtsamkeitstraining auch Stress und depressive Verstimmungen lindert. Auch Ängste sollen nachlassen.
Im Alltag lassen sich kleine Übungen in Achtsamkeit ebenfalls bestens einbauen. So kann man einfach durch die Natur gehen und sich auf jeden seiner Schritte konzentrieren. Wie setzt der Fuss auf? Welchen Boden spüre ich? Wie riecht es um mich herum? Was höre ich? Das hilft, ganz im Hier und Jetzt anzukommen – und erfrischt Körper und Seele gleichermassen. Doppelt wirksam ist solch ein Achtsamkeitsspaziergang übrigens, wenn man ihn an einem warmen Tag barfuss macht. Der Fuss spürt so viel mehr und es ist leichter, bei seinen Körperwahrnehmungen zu bleiben. In vielen Gemeinden gibt es dazu extra Barfusspfade, die der Fußsohle durch verschiedene Beläge wie Steinchen, Schlamm oder Holzstücke immer neue Sinneswahrnehmungen bieten.
Klassiker für eine kleine Auszeit vom Alltag sind Kurse in Entspannungstechniken wie Tai- Chi oder Feldenkrais. Auch hier lernt man, ganz im Körper zu sein und seinen Bewegungen nachzuspüren. Zusätzlich sorgen diese „Sportarten“ für mehr Beweglichkeit und stärken die Muskelkraft. Ideal, denn mit 50+ ist es ganz wichtig, dafür etwas zu tun. Die Muskeln bauen jetzt langsam ab, wenn sie nicht gefordert werden. Und auch in den Gelenken zwickt es nun immer mal. Da gilt es, gegenzusteuern. Besonders zu empfehlen ist Frauen in den Wechseljahren das sogenannte Hormon-Entspannungs-Training. Entwickelt hat es die Brasilianerin Dinah Rodrigues. Um den sinkenden Hormonspiegel wieder zu heben, hat sie spezielle Übungen entwickelt, die gezielt auch Eierstöcke, Schilddrüse, Nebennieren und Hirnanhangdrüse wirken. Kurse sollte man bei einer qualifizierten Trainerin belegen.
Um dem Muskelverlust mit steigendem Alter entgegenzuwirken, empfiehlt sich zudem gezieltes Krafttraining.