Der Körper verändert sich, die Stimmung schwankt oft stark – die Wechseljahre sind für die meisten Frauen keine einfache Zeit. Um wieder zu sich selbst zu kommen und herauszufinden, was man sich vom weiteren Leben erwartet, ist es lohnend, sich eine echte Auszeit zu gönnen. Ob Wellnesshotel, Kloster oder eine Wandertour – wohltuend ist alles, was Spass macht.
Autorin: Annette Willaredt, 12/19
Viele Frauen sind in ihrem Alltag darauf konditioniert, zuerst die Bedürfnisse der anderen zu sehen. Der Partner, die Kinder, die Eltern, der Freundeskreis, die Kollegen – ständig geht es hauptsächlich darum, dass sich die Menschen in der Umgebung möglichst wohlfühlen. Die eigenen Bedürfnisse werden zurückgesteckt. Ob das eher an der Erziehung liegt oder genetisch verankert ist, da ist sich Forschung bislang uneins. Eines jedoch steht fest: Während der Wechseljahre verändern sich die Dinge. Die hormonellen Schwankungen in dieser Zeit machen die meisten Frauen dünnhäutiger. Sie sind nicht mehr so geduldig. Und oft meldet sich eine innere Stimme, die ruft: Jetzt bin ich mal dran!
Dieser Stimme sollten Frauen folgen. Sie brauchen jetzt Zeit für sich. Es gilt nicht nur, die körperlichen Veränderungen zu verkraften, die die Wechseljahre mit sich bringen. Auch das Leben ist in dieser Phase oft im Umbruch. Die Kinder sind erwachsen und ziehen aus. In der Partnerschaft läuft es oft nicht mehr so richtig. Und Singles überlegen, ob sie allein bleiben oder sich noch mal auf die Suche machen sollen. Das ist nun die Gelegenheit, eine Auszeit zu planen – und einfach Urlaub von den Wechseljahren zu machen!
Sehr lohnend für Seele und Körper ist eine mehrtägige Wandertour. Gemütlich gehen, bedächtig einen Fuss vor den anderen setzen – das hat etwas Meditatives. Viele beschreiben, dass der Kopf dabei frei wird. Die Gedanken klären sich bei der gleichmässigen Bewegung, ohne dass man viel dafür tut. Es muss ja nicht gleich der Jakobsweg sein. Es gibt zahllose Wandertouren mit den verschiedensten Schwierigkeitsgraden. Wer den Mut hat, zieht alleine los. Wer lieber in Gesellschaft unterwegs ist, kann vielleicht Freundinnen überreden. Oder man bucht eine geführte Tour. Einige Anbieter haben sich auf Frauenreisen spezialisiert. Hier findet man Gleichgesinnte. Und unterwegs mit Frauen bekommt man oft wertvolle Tipps zum Umgang mit einigen negativen Aspekten der Wechseljahre.
Ob allein oder in der Gruppe: Bevor frau sich aufmacht, gilt es, ein paar Vorbereitungen zu treffen. Selbstverständlich ist gutes Schuhwerk nötig, das man vor der Tour etwas einlaufen sollte. Festlegen muss man auch, wie viel Gepäck man braucht. Passend zum Gewicht des nötigen Gepäcks braucht es einen Rucksack, der gepolsterte Gurte haben sollte. Am besten lässt man sich im Fachgeschäft zeigen, wie die verschiedenen Gurte richtig eingestellt werden. Frauen, die immer wieder Hitzewallungen bekommen, sollten bei der Auswahl der Kleidung darauf achten, dass sich einzelne Teile leicht an- und ausziehen lassen und dass sie den Rucksack so packen, dass sie an eine warme Jacke oder Regenzeug schnell rankommen. Für unterwegs wichtig ist eine ausreichend grosse Trinkflasche. Weiss man nicht, ob es an der Strecke eine Möglichkeit zum Nachfüllen gibt, sollte man mindestens 1,5 Liter mitnehmen – an heissen Tagen auch mehr. Wer leicht schwitzt, kann Salbeitee hineinfüllen. Er wirkt kühlend und bremst die Schwitzattacken. Packt man den Proviant für die einzelnen Tagesetappen, ist es bei häufigen Hitzewallungen ratsam, zu kühlenden und erfrischenden Lebensmitteln zu greifen. Dazu zählen z.B. Gurken, Tomaten, Tomaten, Zucchini, Auberginen, Ananas, Champignons, Birnen und Äpfel. Sie bieten auch zusätzliche Flüssigkeit und wichtige Mineralstoffe.
In der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gelten zudem Gerste, Buchweizen, Amaranth, Tofu und Frischkäse als kühlend. Sie liefern die nötige Energie für den anstrengenden Tag. Unbedingt einstecken sollte man ein bis zwei Energieriegel für den Fall, dass man mal etwas schwächelt. Immer eine gute Idee: Frauen fragen, die schon einmal eine Wandertour unternommen haben. Sie können wertvolle Tipps geben, welche Dinge man unterwegs wirklich braucht und auf welche man verzichten kann.
Aber auch Frauen, die sich für Wanderungen nicht erwärmen können, haben viele Möglichkeiten, sich eine Auszeit zu gönnen. Immer mehr Wellnesshotels haben sich auf Frauen spezialisiert. Sie bieten die ganze Bandbreite – von der Fastenkur mit ärztlicher Begleitung bis zum Verwöhnwochenende mit Massagen, leckerem Essen und einem Sportangebot für jeden Geschmack. Und wer sich einige Tage ganz auf sich selbst besinnen, über sich und sein Leben nachdenken will, ist eventuell in einem Kloster gut aufgehoben. Auch hier gibt es die verschiedensten Angebote. Je nach persönlichen Vorlieben kann man rund um die Uhr am Klosteralltag teilnehmen. Das heisst: Frühmorgens zum Beten aufstehen, in Küche oder Garten mitarbeiten und früh zu Bett gehen. Auf Fernseher und Handy muss man in diesen Klöstern meist verzichten. Es gibt aber auch viele Klöster, in denen man „nur" die ruhige, spirituelle Umgebung auf sich wirken lassen kann und einfach mal Zeit für sich selbst und seine Gedanken hat.
Viele Frauen denken jetzt vielleicht: Das kann ich mir alles gar nicht leisten. „Teuer" sind vor allem die Wellnessangebote – wobei es auch hier grosse Preisspannen gibt. Ein Aufenthalt im Kloster ist hingegen je nach Ort günstig. Und wer gerne loswandern will, hat ebenfalls die Wahl. Besonders die verschiedenen Routen des Jakobswegs bieten unterwegs viele sehr preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten.