Viele Frauen in den Wechseljahren sind irritiert: Erkältungen machen nun nicht mehr nur zur Winterszeit zu schaffen, sondern treten häufig auf. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hormonellen Schwankungen in dieser Lebensphase. Diese wirken sich auch auf das Immunsystem aus. Es ist nicht mehr so leistungsfähig; Krankheitserreger haben darum ein leichteres Spiel als in jüngeren Jahren.
Autorin: Annette Willaredt, 11/20
Das Immunsystem verteidigt unseren Körper ständig gegen die verschiedensten Eindringlinge und Fremdstoffe. Dazu gehören beispielsweise Erkältungsviren, Bakterien oder Pilze. In der ersten Reihe der Abwehrkräfte stehen die Haut mit ihrer Bakterienbesiedelung und die Schleimhäute in Nase, Rachen und auch im Darm. An diesen Stellen treffen die meisten Erreger auf den Körper. Die Magensäure gehört ebenfalls dazu. Sie tötet Keime ab, die über die Nahrung in den Organismus gelangen. Doch manche Erreger schaffen es, diese raffinierten Barrieren zu überwinden. Der Körper ist auch dann nicht machtlos. Im Blut befinden sich Fresszellen und spezielle Eiweisse, die Schädliches ausschalten. Sie werden von Botenstoffen an die richtige Stelle im Körper gelockt, um ihre Arbeit zu tun. Im Knochenmark werden zusätzlich bestimmte weisse Blutkörperchen gebildet. Diese sind in der Lage, genau passende Abwehrstoffe gegen viele Erreger zu bilden. Sie „lernen" nach einer bereits durchgemachten Erkrankung, wie genau die Eindringlinge aussehen und „merken" sich das. Kommt dieser Erreger dann ein zweites Mal in den Körper, wissen diese Blutkörperchen sofort, was zu tun ist. Sie produzieren passgenaue Antikörper, die Verteidigung läuft dadurch sehr viel schneller ab. Im Idealfall ist das Immunsystem gut ausbalanciert. Es ist aktiv genug, um Erreger schnell zu erkennen und zu vernichten. Aber es ist auch nicht überaktiv, wie das z.B. bei Allergien der Fall ist.
Besonders zu Beginn der Wechseljahre, wenn der Spiegel der weiblichen Sexualhormone stark schwankt, hat das Einfluss auf das Immunsystem. Besonders das Östrogen interagiert mit den Immunzellen. Das haben manche Frauen vielleicht auch schon in ihrer fruchtbaren Lebensphase festgestellt. In der ersten Zyklushälfte, wenn die Östrogenwerte hoch sind, ist das Immunsystem stärker. Die Evolution hat das so eingerichtet, dass sich der weibliche Körper effektiv vor Eindringlingen schützen kann und gesund bleibt, weil bald eine neue Schwangerschaft möglich ist. Gegen Ende des Zyklus sinken die Östrogen- und Progesteronwerte hingegen. Kurz vor der Menstruation sind Frauen deshalb etwas anfälliger für Infekte aller Art. In der ersten Phase der Wechseljahre steigen und sinken die Werte der Sexualhormone unabhängig vom Zyklus. Im späteren Verlauf der Wechseljahre sinkt vor allem der Spiegel des Hormons Östrogen kontinuierlich ab. Deshalb ist das Immunsystem nicht ganz so fit, wie es in der Zeit vor den Wechseljahren war.
Noch ein zweiter Effekt kommt dazu. Durch die hormonellen Veränderungen werden auch die Schleimhäute dünner und sind oft nicht mehr so gut durchblutet wie früher. Aber ausgerechnet die Schleimhäute in der Nase und im Rachen sind die erste Bastion, die Erreger z.B. von Erkältungen oder Grippe abhalten. Sind die Schleimhäute nicht fit, machen sie den Keimen die Passage in den Körper viel leichter. Es ist deshalb ratsam, alles zu tun, um die Schleimhäute zu stärken. Reichlich trinken hält sie feucht. Mindestens zwei Liter am Tag sollten es möglichst sein. Am besten sind stilles Wasser oder Früchtetees. Trockene Raumluft sollte vermieden werden, z.B. mit einem Luftbefeuchter. Gut tun ausserdem regelmässige Nasenspülungen mit isotonischer Kochsalzlösung, dadurch werden Erreger entfernt und die zarte Haut gepflegt. Ist die Nase sehr trocken und fühlt sich etwas gereizt an, kann Sonnenblumenöl sehr gut helfen. Einfach ein Tröpfchen auf einen Finger nehmen und das Innere der Nasenlöcher damit betupfen.
Noch wichtiger ist es allerdings, das Immunsystem zu stärken.