Die ayurvedische Medizin ist in grossen Teilen eine Pflanzenmedizin. Verwendet werden viele Kräuter und Gewürze, die bei uns wenig bekannt sind. Doch es gibt auch zahlreiche Rezepte, für die alle Zutaten problemlos erhältlich sind. Unterschieden werden können einige Pflanzen, die jeder Frau in den Wechseljahren guttun, und solche, die je nach individueller Konstitution eingesetzt werden.
Autorin: Annette Willaredt
Als vitalisierend auch in den Wechseljahren gilt die Amla-Beere oder indische Stachelbeere (Phyllanthus emblica; Emblica Officinalis). Sie ist eine der wichtigsten Heilpflanzen im Ayurveda. Die Frucht ist reich an Vitamin C und enthält viele Antioxidanzien. Das unterstützt nicht nur die Funktion des Immunsystems. Amla gilt auch als verjüngend, blutbildend und entzündungshemmend. Dazu stärkt es die Nerven. Sogar auf Diabetes und erhöhten Blutdruck soll es eine positive Wirkung haben. Amla gibt es als Pulver oder Kapseln. Es ist auch Teil der berühmten indischen Heilpflanzenmischung Triphala, die zusätzlich Haritaki- und Bibhitaki-Pulver enthält. Zusammen wirken diese Komponenten regenerierend auf alle Gewebe. Dazu fördern sie die Verdauung, regen den Stoffwechsel an und entgiften. Auch Triphala ist als Pulver oder Kapseln erhältlich.
Eine gute Unterstützung bei wechseljahresbedingten psychosomatischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Nervosität und Reizbarkeit bietet die Wurzel Ashwaganda (Withania somnifera, Schlafbeere; z.B. als Presstabletten erhältlich). Speziell bei Hitzewallungen empfiehlt die indische Medizin eine Teemischung aus je ½ TL Korianderpulver, Kreuzkümmelpulver, Kurkuma und zerstossenem Fenchelsamen. Alles mit einem ½ l kochendem Wasser übergiesen und 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Über den Tag verteilt trinken.
Als sehr wirkungsvoll in den Wechseljahren gilt der Wurzelstock des indischen Spargels (Shatavari), denn er verfügt über hormonähnliche Substanzen. Dazu beruhigt die Heilpflanze die Nerven, wirkt angstlösend und entspannt. Weil sie kühlend wirkt, soll sie auch bei Hitzewallungen und Trockenheit z.B. der Schleimhäute helfen. Shatavari wird meist als Pulver angeboten. Amla, Shatavari und die Heilpflanzenmischung Triphala können von allen Frauen eingesetzt werden.
Kühlend wirkt Aloe-Vera-Frischsaft. Hier nimmt man über den Tag verteilt 2-3 TL ein. Gerade zu Beginn der Wechseljahre, wenn die Hormone Achterbahn fahren, haben viele Frauen das Gefühl, dass ihr Gedächtnis nachlässt und sie sich immer schlechter konzentrieren können. Hier ist die Gedächtnispflanze Brahmi (meist als Presstabletten) genau richtig.
Einige andere Heilpflanzen aus der indischen Medizin werden je nach der individuellen Konstitution eingesetzt. Dazu muss man zuerst etwas über die Grundgedanken dieses alten Medizinsystems wissen. Die Menschen werden in drei Grundtypen eingeteilt. Diese Doshas sind von Geburt an angelegt und heissen Vata, Pitta und Kapha.
Diese drei Doshas finden sich bei jedem Menschen in einer ganz individuellen Mischung. Eine Person mit nur einem Dosha ist selten, meist finden sich Mischformen aus zwei oder sogar drei Doshas. Sind diese im Gleichgewicht, geht es dem Menschen gut. Ein Überschuss von einem oder mehreren Doshas bedeutet, dass man sich nicht richtig wohl fühlt in seiner Haut. Wird nicht frühzeitig gegengesteuert, kann sich aus dem Ungleichgewicht mit der Zeit eine Krankheit entwickeln.
Eine Störung des Vata-Doshas zeigt sich in Schlafstörungen, trockener Haut, trockenen Schleimhäuten, Energieverlust, Stimmungsschwankungen, Nervosität, Schwindel, Konzentrationsstörungen und oft auch Verstopfung. Helfen kann Süssholz.
Dazu 3 g der Wurzel mit 250 ml Wasser 5 Minuten kochen. Täglich drei Tassen trinken. Zu empfehlen ist auch Ingwer-Wasser. Dazu ein etwa daumengroßes Stück der Knolle schälen, in dünne Scheiben schneiden und mit 1 l kochendem Wasser übergiessen. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Über den Tag verteilt trinken. An Gewürzen sollten Anis, Basilikum, Fenchel, Kreuzkümmel, Lorbeer, Majoran, Salbei und Zimt häufig verwendet werden.
Bei zu viel Pitta treten Hitzewallungen, Hautirritationen, Entzündungen, brennende Schmerzen, Reizbarkeit, Ungeduld und depressive Verstimmungen auf. Zum Ausgleich bietet sich ein Tee aus je 1 TL Koriandersamen und Kreuzkümmel an. In 1 l Wasser 20 Minuten kochen, abseihen und abkühlen lassen. Über den Tag verteilt kühl trinken. Besonders zu empfehlen ist bei Pitta-Überschuss auch der indische Spargel (siehe oben).
Diese Störung zeichnet sich durch Trägheit, Müdigkeit und einem verlangsamten Stoffwechsel aus. Oft kommt es zu Verstopfung. Hier hilft das ayurvedische Mittel Trikatu, eine Mischung aus Ingwer, Pipali (langer Pfeffer) und schwarzem Pfeffer. Davon wird täglich 1 g in Honig gelöst verzehrt – am besten vor dem Frühstück und dem Mittagessen. Ein gutes Rezept ist auch der Ingwersaft. Dazu ein Stück der geschälten Knolle z.B. in der Knoblauchpresse auspressen. Einen ½ EL Saft mit ein paar Tropfen Zitronensaft und einem halben Esslöffel Honig mischen, jeweils vor den Mahlzeiten einnehmen.
Beim Kauf ayurvedischer Heilmittel sollte man darauf achten, dass sie nach den strengen, traditionellen Regeln ayurvedischer Herstellungsverfahren produziert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Produkte z.B. mit Schwermetallen belastet sind. Bei ausgeprägten Beschwerden sollten Frauen nicht auf eigene Faust mit ayurvedischen Pflanzenmitteln experimentieren, sondern einen entsprechend geschulten Arzt aufsuchen. Er kann typgerechte Heilmittel ganz individuell nach einer genauen Untersuchung empfehlen.