Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst. Dieser Erreger gelangt durch winzige Speicheltröpfchen z.B. beim Husten, Niesen oder Sprechen über die Luft (Tröpfcheninfektion) auf die Schleimhäute der oberen Atemwege. Dort gibt das Bakterium ein Gift ab, das die typischen Beschwerden auslöst. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es eine bis drei Wochen.
Autorin: Annette Willaredt, 17.2.17
Eingeteilt wird Keuchhusten in drei Erkrankungsstadien. In den ersten ein bis zwei Wochen (Stadium catarrhale) treten oft grippeähnlich Symptome wie Schnupfen, Heiserkeit, ein normaler Husten, leichtes Fieber und eine Rötung der Bindehäute auf. Die Kranken sind jetzt bereits ansteckend. Die Erkrankung verschlimmert sich langsam.
Dann beginnt die Phase (Stadium convulsivum), die der Erkrankung ihren Namen gegeben hat. Über zwei bis sechs Wochen treten krampfartige Hustenanfälle auf, nach denen die Patienten keuchend Luft holen. Es kann in dieser Zeit täglich zu fünf bis 50 Attacken kommen. Besonders Kinder leiden oft unter heftigen Würgeanfällen. Auch Übelkeit und Erbrechen sind häufige Begleiter. Das Gefährliche daran: Es entwickelt sich bei den Hustenattacken nicht selten eine lebensbedrohliche Atemnot mit Erstickungsanfällen und Panik.
Durch den enormen Druck, der beim Husten entsteht, können Blutgefässe in den Augen platzen. Bei Säuglingen sind die Hustenanfälle zwar meist schwächer. Trotzdem ist die Erkrankung für sie riskant, weil bei ihnen ein Atemstillstand eintreten kann. Zum zweiten können die ganz Kleinen sich noch nicht selbstständig umdrehen und deshalb in Rückenlage an Erbrochenem ersticken.
Lange galt Keuchhusten als Kinderkrankheit, doch in den letzten Jahren sind immer häufiger Erwachsene betroffen. Laut Statistik stieg das Durchschnittsalter der Betroffenen von 1998 bis 2008 von 15 auf 42 Jahre. Experten begründen diese Tatsache damit, dass viele Menschen zwar im Kindesalter geimpft wurden, aber die Auffrischimpfung vergessen, die nach zehn bis spätestens 20 Jahren nötig ist.
Nicht in jedem Fall wird ein Keuchhusten bei einem Erwachsenen auch als solcher erkannt, denn die Symptome sind oft weniger deutlich als bei Kindern. So sind z.B. die Hustenanfälle bei vielen Betroffenen weniger stark und ein Erstickungsrisiko besteht selten. Unter Übelkeit und Erbrechen leiden auch erwachsene Patienten nicht selten, aber die anfänglichen Begleitsymptome wie Fieber, Heiserkeit und Schnupfen fehlen meist ganz. Aus diesem Grund wird von Erwachsenen ein Keuchhusten nicht selten mit einem ganz normalen Husten verwechselt. Sie gehen deshalb auch nicht zum Arzt. Das ist problematisch, denn die Patienten stecken dann leicht andere an.
Und: Unbehandelt können sich die auslösenden Bakterien im Körper verteilen und andere Organe angreifen. Mögliche Komplikationen sind z.B. Mittelohr- oder Lungenentzündungen.
Im letzten Stadium (Stadium decrementi) erholen sich die kleinen und grossen Patienten langsam. Die Hustenanfälle werden schwächer und seltener, können aber noch über mehrere Wochen bestehen. Erbrechen und Übelkeit treten kaum noch auf. Der Appetit kehrt zurück.
Mit Keuchhusten sollte man immer zum Arzt gehen. Bei Kindern können Mediziner die Erkrankung an den typischen Symptomen meist leicht festzustellen. Bei Erwachsenen klappt das nicht immer. Eine Diagnosemöglichkeit ist, bei einem entsprechenden Verdacht einen Abstrich aus der Nase zu entnehmen und die Erreger bestimmen zu lassen (Polymerase Chain Reaction oder PCR). Diese Methode weist einen Keuchhusten gleich zu Beginn der Erkrankung nach, ist aber ziemlich teuer und wird nur selten angewandt. Erst im zweiten Stadium, rund zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung, sind auch spezifische Antikörper gegen den Pertussis-Erreger im Blut nachzuweisen.
Wird ein Keuchhusten früh erkannt, kann ein sofort eingesetztes Antibiotikum die Bakterien abtöten. Das verkürzt die Ansteckungszeit und die Erkrankung. Das Medikament wird 14 Tage lang eingenommen. Der lästige Husten ist dadurch aber nicht sofort weg, die Bronchien brauchen einige Zeit, um sich zu erholen. Helfen können bei einem Keuchhusten einige Naturheilmittel. So lindern z.B. regelmässige Inhalationen mit in heissem Wasser gelöstem Meersalz die Beschwerden. Dazu kann man einfach eine Schüssel nehmen und sich ein Handtuch um den Kopf legen. Noch besser ist ein Inhalationsgerät aus der Apotheke. Besonders bei kleinen Kindern besteht damit keine Verbrennungsgefahr. Auch eine sehr feuchte Raumluft wirkt erleichternd. Man kann z.B. bei Hustenanfällen ins Badezimmer gehen und die Dusche laufen lassen.
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Schleim- und krampflösend wirken Extrakte aus Efeu. Auch ein Tee oder Extrakte aus echtem Thymian können den Husten günstig beeinflussen. Dem ätherischen Öl der Pflanze wird ausserdem eine antibakterielle Wirkung zugeschrieben. Isländisch Moos hat sich als Bestandteil von Hustentees oder Lutschtabletten bewährt. Präparate aus Sonnentau enthalten krampf- und hustenlösende Stoffe. Zusätzlich wirken sie schleimlösend und hemmen das Wachstum von Bakterien. Das sogenannte Po-Ho-Öl mit Ölen aus Pfefferminze, Eukalyptus, Wacholder, Kümmel und Fenchel ist sehr praktisch für unterwegs. Gibt man ein paar Tropfen auf ein Taschentuch und atmet tief ein, wirkt das wie eine Mini-Inhalation. Ein Bad mit Fichtennadel- oder Eukalyptuszusätzen erleichtert die Atmung. Es sollte aber nicht zu heiss sein. Bei Fieber sind Bäder allerdings nicht zu empfehlen, weil sie dann den Kreislauf zu sehr belasten.
Ein altes Hausmittel bei Husten ist auch ein Kartoffelwickel. Dazu kocht man vier bis sechs mittelgroße, am besten mehlige Kartoffeln weich, legt sie in ein Geschirrtuch und zerdrückt sie. Nun den Wickel so weit abkühlen lassen, dass keine Verbrennungsgefahr besteht, und auf die Brust legen. Mit einem Handtuch bedecken. Mit dem Wickel ruhen, bis er sich abgekühlt hat. Zusätzlich sollten die Patienten, egal welchen Alters, reichlich trinken, sich viel Ruhe gönnen und Anstrengungen meiden, da diese fast immer einen Hustenanfall hervorrufen. Kleine Kinder brauchen während der Erkrankung viel Zuwendung. Säuglinge sollten vorsichtshalber im Krankenhaus behandelt werden.
Vielfach wird – etwa vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) – zur Impfung geraten, um sich vor der Ansteckung mit Pertussis-Bakterien zu schützen. Die Grundimmunisierung führt man bereits bei Säuglingen durch. Die erste Dosis wird meist im ersten Lebensmonat verabreicht, die nächsten drei erhält das Kind bis zum 14. Lebensmonat. Allerdings: Die Keuchhusten-Impfung schützt nicht ein Leben lang, sondern nur zehn bis 20 Jahre. Dann muss sie aufgefrischt werden. Mitunter führen diese Auffrischungen aber auch zu allergischen Reaktionen, wie Studien ergaben.
Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten sich möglichst davor impfen zu lassen. Geht das nicht, wird geraten, den Piks gleich nach der Entbindung nachzuholen.
Die heute verwendeten Impfstoffe sind besser verträglich als die früheren. Doch Fachleute stellten fest, dass sie offenbar weniger gut und lange wirken als erwartet. Geimpfte Personen können sich nach dem Piks schlapp fühlen und leichtes Fieber bekommen. Auch die Einstichstelle rötet sich manchmal oder schwillt an. Bei Kindern kommt es nicht selten am Tag danach zu Schreianfällen.
Übrigens: Auch Menschen, die Keuchhusten hatten, sind nach der Erkrankung nicht automatisch ein Leben lang immun. Sie können ebenfalls erkranken, aber das kommt recht selten vor.