Die von Zecken übertragene Borreliose äussert sich aufgrund vieler verschiedener Borreliose-Erreger oft in einem unspezifischen Krankheitsbild. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Borreliose um mehrere verschiedene Krankheiten, also ein Syndrom handelt, wie Prof. Karl Bechter (Ulm) auf dem Kongress der Deutschen Borreliose-Gesellschaft in Erfurt erklärte.
Quelle: aerztezeitung.de
Nicht jede Infektion bedeutet automatisch auch Krankheit, denn diese ist abhängig vom Wirt, von dessen genetischer Ausstattung, vom aktuellen Zustand seines Immunsystems und von anderen Infektionen, die möglicherweise zuvor stattgefunden haben.
Borreliose-Erreger ziehen sich gern in Gewebe mit langsamem Stoffwechsel wie z.B. Bänder und Knorpel zurück. Dabei verändern sie ihre Form, so dass sie unterm Mikroskop oft gar nicht erkannt werden. Ausserdem bilden sie Zysten und können als solche lange Zeit überdauern und Antibiotika trotzen. Im Labor zeigen Borrelien zudem eine Art Schwarmverhalten, d.h. sie können sich zu symmetrischen Strukturen und weiter zu einem Biofilm formieren.
Die Wissenschaftler konstatieren, dass die vorhandenen diagnostischen Routine-Werkzeuge völlig unzureichend sind, um einen solch flexiblen Erreger zu identifizieren.
Der bekannte «ELISA»-Suchtest ergab in mehreren Studien eine Schwankung der Genauigkeit zwischen 30 und 75 Prozent. Manchmal liege der Fehler im Labor, manchmal würden aber auch die Herstellerfirmen die wissenschaftlich entwickelten Tests vereinfachen, was deren Sensitivität weiter beeinträchtige.
Beim Antikörper-Nachweis durch den «Westernblot»-Test gilt: Selbst im Frühstadium einer Borreliose können in etwa 20 Prozent der Fälle keine Antikörper, also auch keine Infektion, nachgewiesen werden – im Spätstadium sogar in 50 Prozent der Fälle.
Die Forscher fordern deshalb, grössere Anstrengungen in der Verbesserung der Diagnostik zu unternehmen. Spaziergänger sollten sich ausreichend schützen und auf Zecken absuchen.
Biologische Vielfalt ist ein wichtiger Grundsatz für das natürliche Gleichgewicht. Französische Forscher haben einen Zusammenhang zwischen der Abholzung von Wäldern und Ausbrüchen von Infektionskrankheiten gefunden, welche von Tieren übertragen werden. Die Entwaldung geht mit mehr Epidemien wie Malaria und Ebola in tropischen Ländern einher. Aber auch die Aufforstung führte zu mehr Fällen solcher Krankheiten. Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Wiederaufforstung hauptsächlich aus Monokulturen besteht. In gemässigten Regionen gibt es daher klare Zusammenhänge zwischen der Aufforstung und Krankheiten wie der von Zecken übertragenen Lyme-Borreliose. Abholzung und Wiederaufforstung führen damit zu einem Verlust biologischer Vielfalt, was die Verbreitung von Erregern und Krankheitsüberträgern begünstigt.