Erkältete Kinder: Alle Eltern kennen das. Wenn das Kind schnieft, unter verstopfter Nase leidet, Halsweh und Husten und vielleicht sogar Fieber hat, leiden sie mit und hoffen auf baldige Besserung. Je jünger der Sprössling, umso grösser die Besorgnis.
Autorin: Ingrid Zehnder
Grundsätzlich gilt: Erkältungen werden in den allermeisten Fällen durch Viren verursacht. Antibiotika, die ausschliesslich gegen Bakterien wirksam sind, können Viren nichts anhaben. Erkältete Kinder, die Antibiotika bekommen, werden nicht schneller gesund.
Das Immunsystem muss selbst mit den Viren fertig werden. Doch bis das Immunsystem voll entwickelt ist, dauert es einige Jahre. Deshalb machen kleine Kinder - statistisch gesehen - pro Jahr sechs bis zehn grippale Infekte durch. Mit jedem Erregerkontakt lernt das Immunsystem dazu, und die Abwehrkräfte werden ein Stückchen stärker.
Bedenken Sie auch: Im Allgemeinen handelt es sich bei einem grippalen Infekt um eine unangenehme, aber keine schwere Erkrankung, für die es pflanzliche Arzneimittel gibt, welche über ein breites Wirksamkeitsspektrum verfügen und antivirale Eigenschaften besitzen, welche die Viren in Schach halten können.
Gestillte Säuglinge können sich nicht über die Muttermilch anstecken, wenn Mama erkältet ist. Doch über Niesen oder Husten verbreiten sich die Viren in der Luft und können durchaus in die Nasenschleimhäute der Kleinsten eindringen. Ist ein Familienmitglied erkältet, muss ganz besonders viel Wert auf häufiges Händewaschen gelegt werden.
Babys unter drei Monaten können schon mal eine heisse Stirn haben und ein kleines Rotznäschen. Das ist weiter nicht schlimm. Wenn der Säugling jedoch Fieber bekommt, schlecht trinkt, mehr weint als gewöhnlich oder gar apathisch wirkt, sollte sicherheitshalber die Kinderärztin konsultiert werden.
Auch bei etwas älteren Babys, die sich bei Geschwistern oder in der Krabbelgruppe angesteckt haben, heisst es zunächst, das Kind genau zu beobachten. Ungewohnte Unruhe, Quengelei, ein verstopftes Schnuddernäschen oder auch Fieber deuten auf einen grippalen Infekt.
Um Klarheit zu bekommen, ob der kleine Liebling Fieber hat, misst man am genauesten und sichersten im Popo. Bis 38,5 °C spricht man von erhöhter Temperatur, ab 38,5 Grad von Fieber und ab 39 °C von hohem Fieber. Messen sollte man dreimal am Tag – morgens, mittags und abends, wobei es normal ist, dass am Abend die Temperatur leicht höher ist.
Fieber ist eine gesunde Reaktion auf Infekte und Ausdruck einer Abwehrreaktion des Körpers und somit auch ein wichtiges Training für den kleinen Organismus. Helfen kann man Babys ab sechs Monaten und Kindern unter drei Jahren mit lauwarmen Wadenwickeln oder Essigsöckchen. Bei älteren Kindern, die „nur“ unter einer Erkältung leiden, sollte das Fieber möglichst nicht unterdrückt werden, denn es erhöht die Aktivität des Immunsystems. Darüber hinaus können sich die Viren (und auch Bakterien) bei Fieber schlechter vermehren.
Als Faustregel gilt: Ein Arztbesuch ist angezeigt, je jünger das Baby und je höher das Fieber ist.
Erkältete Kinder (Babys und Kleinkinder) leiden oft unter verstopften Nasen, da sie nicht selbst schnäuzen können. Das macht meist Probleme beim Stillen, Fläschchen trinken und schlafen.
Trockene Schleimhäute bieten den Viren bessere Angriffsflächen als feuchte, gut durchblutete. Daher sollte Säuglingen bei einer Erkältung häufiger als sonst zu trinken angeboten werden, sei es mit der Brust oder der Flasche. Kindern, die schon selbstständig trinken, kann man – neben Wasser – Fenchel, Anis- oder Früchtetees mit ein paar Spritzern Zitrone oder Fruchtsäfte offerieren.
Auch dann hilft viel trinken, um den Schleim in den Bronchien zu verflüssigen. Babys haben noch Schwierigkeiten mit dem Abhusten. Manchmal hilft es, wenn das Köpfchen etwas höher liegt. Die leichte Erhöhung kommt immer unter die Matratze, niemals unter den Kopf!
Eine sanfte Massage mit warmen Händen auf dem Rücken rechts und links neben der Wirbelsäule kann hilfreich sein, um das Sekret in den Bronchien zu lösen. Einreibemittel mit starken ätherischen Ölen (Menthol, Kampfer, Eukalyptus) sind für die Kleinsten sehr gefährlich; sie können Krampfanfälle und Erbrechen verursachen. Hebammen empfehlen vielfach einen Thymian-Myrte-Balsam zum Einreiben auf Brust und Rücken.
Kinder ab zwei Jahren können Frischpflanzen-Hustensäfte mit Efeu, eventuell verdünnt mit Wasser, einnehmen.
Bleibt der Husten anhaltend und quälend, fragen sie den Kinderarzt.
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Kinder zwischen sechs Monaten und sechs Jahren leiden am häufigsten unter einer Mittelohrentzündung; sie sind aus anatomischen Gründen anfälliger.
Solange es sich um einen Virusinfekt handelt, helfen Antibiotika nicht. Der HNO-Arzt wird abschwellende Nasentropfen und ein passendes Schmerz- und Fiebermittel verordnen.
Ein probates Hausmittel sind kleine Säckchen mit gehackten, gewärmten Zwiebeln, die mit einem Schal oder einer Mütze auf den Ohren fixiert werden. Auch ein lauwarmes Kirschkernkissen oder Körnersäckchen auf dem Ohr wird als angenehm empfunden.
Auf die virale Mittelohrentzündung kann eine durch Bakterien verursachte folgen. Selbst dann muss nicht gleich ein Antibiotikum eingesetzt werden. Erst, wenn sich die Entzündung infolge der Behandlung nach zwei bis drei Tagen nicht bessert, wird ein Antibiotikum verordnet werden. Nur Säuglinge unter sechs Monaten sowie Kinder unter zwei Jahren mit hohem Fieber (mehr als 39 Grad) werden im Allgemeinen sofort mit einem Antibiotikum behandelt.
Eine Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis) bzw. Nasennebenhöhlenentzündung kann im Laufe oder als Folge eines schweren und lang andauernden Schnupfens entstehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass kleine Kinder betroffen sind, hängt nicht zuletzt vom Alter ab; denn die vier Nebenhöhlen bilden sich erst im Laufe der Zeit aus. Bei Säuglingen ist die Erkrankung äusserst selten. Eine Kieferhöhlenentzündung macht sich meist erst ab den fünften Lebensjahr bemerkbar. Entzündungen der Kehlbeinhöhlen und Stirnhöhlen kommen in der Regel erst im Schulkindalter vor. Wenn Eltern unsicher sind, ob ihr Kind unter einer Sinusitis leidet, sollten sie den Kinderarzt aufsuchen.
Erkältungsviren können, besonders in der kalten Jahreszeit, eine akute Entzündung der Schleimhaut der Bronchien (Bronchitis) auslösen. Das ist eine häufige Erkrankung im Kindesalter und dauert in der Regel nicht länger als zwei Wochen. Sie beginnt mit trockenem Husten, später kommt Auswurf dazu, der schleimig-eitrig werden kann. Typische Symptome sind auch Atemnot und Rasselgeräusche. Erhöhte Temperatur oder Fieber treten meist nur im Anfangsstadium auf. Die Ärztin wird die Virusinfektion, bei der Antibiotika nutzlos sind, mit schleimlösenden Mitteln behandeln.
Alternativ oder ergänzend eignen sich Zwiebelwickel, die Halsschmerzen lindern, sowie körperwarme Kartoffelwickel und Quarkwickel auf der Brust, die schleimlösend und hustenreizstillend wirken.
Hustentees: Anis-, Fenchel-, Huflattichtee (Quelle: Fachärztin für Kinderheilkunde Dr. Zieriacks) sowie Spitzwegerichtee (Quelle: elternwissen.cm), die bereits von Säuglingen vertragen werden.
Falls die Lunge durch eine Bronchitis vorgeschädigt ist, ist sie unter Umständen anfälliger für eine virale oder bakterielle Lungenentzündung. Die Kinder leiden unter starkem, mehrere Tage andauernden Husten; sie sind sehr schwach, haben Schwierigkeiten beim Atmen, vielfach hohes Fieber und schwitzen stark. Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung muss man unbedingt zu Arzt; Säuglinge und Kleinkinder werden meist stationär behandelt.