Der Naturheilkunde-Pionier Alfred Vogel (1902 – 1996) war von Japan fasziniert. Auf seinen verschiedenen Reisen nach Asien besuchte er Japan gleich zweimal: Von Juni bis Oktober 1961 und erneut im August/September 1963.
Die Eindrücke und Erfahrungen aus Japan und dem gesamten asiatischen Raum haben Alfred Vogel nachhaltig geprägt. Sowohl in seinem Standardwerk «Der kleine Doktor» als auch in diversen Ausgaben der «Gesundheits-Nachrichten» hat er verschiedentlich darüber berichtet. Seien es Heilpflanzen, Nahrungsmittel, Lebensgewohnheiten, der Umgang mit Krankheiten oder eher anekdotische Reiseschilderungen mit einem Augenzwinkern – immer wieder kommt Alfred Vogel auf Japan, «das Land des Lächelns», zurück. Nachstehend finden Sie drei Auszüge aus den «Gesundheits-Nachrichten» in den frühen Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts.
«In keinem Lande der Welt haben mich die Küstenpanoramen so beeindruckt wie in Japan. Hunderte von grünen Inseln mit weissem Strande und dunkelgrünen Kiefern laden zur sommerlichen Entspannung, zum Baden und Ausruhen ein. Irgendwie erinnerte mich dieses Inselreich an Griechenlands zahlreiche Inseln, allerdings mit dem Unterschied, dass die Vegetation der japanischen Inseln viel reicher ist. Auch ist neben den Fichtenwäldern jeder Quadratmeter bebaut. Tee- und Reispflanzungen werden mit besonderer Sorgfalt gepflegt. Auch die Gartenbaukunst wird nach ganz besonderen alten Regeln durchgeführt. Die Pflanzenauswahl, die Formen und die Gestaltung sind stark mit den alten, religiösen Bräuchen verquickt. So zierlich, wie es besonders die meisten Japanerinnen sind, sind auch die Gartenanlagen mit den eigenartigen, immergrünen Zwergbäumen, den sprudelnden Bächlein, den Weihern und gebogenen Brücken.
Mitten in einem solchen typisch japanischen Garten steht «Kinkaku», der goldene Pavillon, ein Wahrzeichen der Millionenstadt Kyoto. Im 14. Jahrhundert baute es der Fürst Yoshimitsu Ashikaga als Lustschloss und Teehaus, umgeben von dem Teiche und der grossartigen Gartenanlage. Leider ist es 1950 einer Brandstiftung zum Opfer gefallen, wurde jedoch fünf Jahre später wieder aufgebaut. Japaner und Ausländer, die die alte Kaiserstadt Kyoto besuchen, werden einige der unzählbaren Tempel, bestimmt aber den goldenen Pavillon, aufsuchen. Dieser mag eines der am meisten fotografierten Baudenkmäler von Japan sein. Wie viel länger als die goldenen Luftschlösser, die wir Menschen besonders während der Jugendzeit in unserem Geiste erstehen lassen, durfte dieses goldene Schlösschen doch schon die Herzen der Menschen erfreuen! Zuerst diente es einigen wenigen Bevorrechteten, und jetzt ergötzt sich das ganze Volk daran, und mit ihm auch eine grosse Zahl von Besuchern aus der westlichen Welt.»
(Auszug aus: »Gesundheits-Nachrichten», März 1963)
«Japan, das Land des Lächelns, verfehlte nicht, uns in Kyoto einen zuvorkommenden Taxichauffeur finden zu lassen. Der Mann sprach ein ziemlich fliessendes Englisch, so dass wir uns gut mit ihm verständigen konnten. Noch gehörte er nicht zu jenen, die ohne Schwung und Liebe arbeiten. Mit Interesse und Freudigkeit führte er uns zu den wichtigsten Tempeln, auch zeigte er uns das goldene Schloss, wo wir schöne Bilder aufnehmen konnten, stand es doch in einem jener typischen japanischen Gärten mit den grotesken Zwergpinien, den gebogenen, zierlichen Brücken und den verschiedenen kleinen Schreinen, die der Ahnenverehrung dienen.
Immer mehr interessierte sich unser Begleiter indes auch für unser Ideengut, und weil er volles Vertrauen in uns gefasst hatte, ermöglichte er uns sogar bei seinen Bekannten einen Einblick in das japanische Privatleben, in ihre Sitten, in ihr Wohnen, ihre Schlaf- und Arbeitsangelegenheiten. Es war das erste Mal, dass er ausländischen Gästen in diesem Sinne dienlich war, denn allgemein wird solches ja auch nicht von ihn verlangt. Er stand uns auch noch länger als die mit ihm vereinbarte Zeit zur Verfügung, begleitete uns von sich aus auf die Bahn, und als sein Wechselgeld nicht ausreichte, übergab er uns ganz einfach seine Adresse, an die wir ihm sein Guthaben überweisen konnten. Erst als der Zug seinen Blicken entschwand, begab auch er sich wieder zu seinem Wagen zurück.»
(Auszug aus: «Gesundheits-Nachrichten», Juli 1962)
«Im Flugzeug von Manila nach Singapur überlegte ich mir, was geschehen könnte, wenn wir in der Luft mit dem Taifun Bekanntschaft machen würden. Es war gerade die Zeit der grossen Stürme. Als wir in Saigon landeten, war alles noch überschwemmt von der Regenzeit, die soeben geendet hatte. Zuversichtlich flogen wir nach Tokio weiter, wo wir das erste Mal Bericht erhielten über einen Taifun, der weiter im Süden wirksam war. Gleichwohl wagten wir den Flug nach Osaka, wo wir einige Tage verweilten, während welchen wir auch noch Kyoto besuchten, um alsdann statt mit dem Flugzeug mit der Bahn nach Tokio zurückzufahren, weil wir dadurch etwas mehr vom Land aus unmittelbarer Nähe zu sehen bekamen. Wir waren bereits wieder in Tokio, als ein schwerer Taifun über Osaka ausbruch, der viele Häuser zerstöre und etliche Menschenopfer forderte. Nachdem wir Tokio verlassen hatten, um nach Korea zu fliegen, brauste ein Taifun mit grosser Wucht über diese Stadt dahin, während wir in der Luft noch eine kleine Auswirkung seiner Machtentfaltung verspürten. Glücklicherweise waren die Piloten des Mandarin-Flugzeuges den Schwierigkeiten gewachsen, so dass wir trotz alem bei stürmischem Wetter gut in Seoul landeten.»
(Auszug aus «Gesundheits-Nachrichten», Dezember 1961)