Die im Mittelalter sehr beliebte Nelkenwurz war aufgrund ihres Gehalts an Gerbstoffen sowie ätherischen Ölen ein Standardmittel gegen zahlreiche Beschwerden.
Die Echte Nelkenwurz ist eine eher unscheinbare, aber ausdauernde, immergrüne, krautige Wildpflanze mit kleinen gelben Blüten, die Wuchshöhen von etwa 30 bis 120 cm erreicht. Sie ist in Nordafrika, Asien und in Europa heimisch, kommt aber auch an vielen anderen Standorten vor. Die wärmeliebende Pflanze bevorzugt lichte, frische, krautreiche Eichen-Hainbuchenwälder und Auenwälder. An ihren Standorten benötigt die Echte Nelkenwurz nährstoffreiche Böden.
Die Echte Nelkenwurz zählt zur Gattung der Nelkenwurzen (Geum), die wiederum zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Der Gattungsnamen Geum geht vermutlich auf das griechische Wort γεῦμα geuma zurück, was Geschmack bedeutet und Bezug auf den Nelkengeruch der Wurzeln nimmt. Auch der deutsche Trivialname Nelkenwurz verweist darauf.
Andere Bezeichnungen sind Benediktenkraut oder Benediktenwurz, nicht zu verwechseln mit Benediktinerkraut sowie Nägelin- oder Nagelkraut. Als “Nägele” wurden früher die Gewürz-Nelken bezeichnet, da ihre Form an mittelalterliche Nägel erinnerte.
In Mitteleuropa vorkommende Arten sind
Sammelzeit ist zwischen März und April sowie September und Oktober.
Die Nelkenwurz war im Altertum und Mittelalter für ihre umfassende Heilwirkung berühmt und wurde entsprechend gegen viele Beschwerden eingesetzt. Plinius empfahl sie gegen Brustbeschwerden, für Hildegard von Bingen war sie ein probates Aphrodisiakum. Später wurde sie auch gegen Gelb- und Wassersucht sowie Unterleibskoliken eingesetzt. Der Tübinger Medizinprofessor Leonhard Fuchs (1501-1566) sah die Stärke in ihren Wurzeln und setzte sie gegen Beschwerden im Bereich der Verdauungsorgane, der Leber und der Lunge ein. Der Botaniker und Arzt Tabernaemontanus (1525-1590) nutzte die Benediktenwurz zur Stärkung des Gehirns, bei Herzschwäche und als Frauenkraut, insbesondere für Stillende.
Aufgrund der Beliebtheit in der Volksmedizin wurde die Nelkenwurz gegen viele weitere Beschwerden eingesetzt: Appetitlosigkeit, Durchfall, Hämorrhoiden, Hautausschläge, Frostbeulen, Scheidenausfluss, Verdauungsbeschwerden und Fieber. Johann Künzle nutzte die Echte Nelkenwurz gegen Gehirnhautentzündung, Blasenschwäche oder Zahnweh. In der heutigen Pflanzenheilkunde wird sie nicht mehr verwendet. Zu empfehlen ist sie aufgrund des Gerbstoffgehalts als Beigabe in Magen-Darmtees.
Die bedeutsamsten Inhaltsstoffe der Nelkenwurz sind Gerbstoffe (vorwiegend Gallotannine, daneben Ellagitannine und Catechingerbstoffe) und Phenolsäuren (neben Gallussäure und Ellagsäure auch Kaffeesäure, Chlorogensäure und Protocatechusäure), deren Konzentrationen im Wurzelstock grösser sind (10-20 % Gerbstoffe lagern im Rhizom) als in den Blättern. Der Gerbstoffgehalt entspricht damit dem der Blutwurz (17-22 %).
Ausserdem sind ätherische Öle enthalten, von denen Eugenol das wichtigste ist. Es ist im ätherischen Öl der Nelkenwurz mit über 65 % vertreten und befindet sich nur in der Wurzel. Eugenol kommt auch in der Gewürznelke sowie in Piment, Zimt, Lorbeer, Majoran, Basilikum und Kurkuma vor, es ist für den nelkentypischen Geruch verantwortlich.
Die Gerbstoffe sind für zahlreiche der oben beschriebenen volksheilkundlichen Anwendungen verantwortlich. Die in der Nelkenwurz ebenfalls stark vertretenen Phenolsäuren sind bekannt für ihre antioxidative und krebsvorbeugende Wirkung. Eugenol wirkt schwach lokalanästhetisch und antiseptisch, weshalb die Wurzel schon in der mittelalterlichen Zahnheilkunde einen Platz hatte.
Für die pharmakologische Droge (Caryophyllatae rhizoma „Nelkenwurzel“) werden die Rhizome und Wurzeln der Nelkenwurz verwendet. Doch als Heilpflanze ist die Nelkenwurz weitgehend in Vergessenheit geraten. Offizielle Monografien der Kommission E, der ESCOP, der WHO oder der HPMC liegen keine vor. Nur die volksheilkundliche Anwendung als Tee zum Spülen bei Mund-‚ Rachen- und Zahnfleischentzündungen ist bis heute erhalten geblieben.
Zubereitung als Tee
Bei Durchfallerkrankungen den Tee über den Tag verteil in kleinen Schlucken trinken. Hinweis: Da Gerbstoffe in Kontakt mit Sauerstoff an Wirksamkeit verlieren, sollte der wässrige Nelkenwurz-Auszug für jede Anwendung frisch zubereitet werden.