Beim Wort Pilze denken die meisten nur an Gerichte mit Pfifferlingen, Champions und Co. Aber viele dieser Gewächse können deutlich mehr. In der Traditionellen Chinesischen Medizin, in Skandinavien und in Russland sind Vitalpilze ein fester Bestandteil der Volksmedizin. Und ihre positiven Wirkungen können sich Frauen auch bei Wechseljahres-Beschwerden zu Nutze machen.
Autorin: Annette Willaredt
Pilze sind seltsame Gewächse. Biologisch lassen sie sich weder den Pflanzen noch den Tieren zuordnen. Sie bilden ein eigenes Reich. In der Natur sind sie wichtige Regulatoren aller Ökosysteme, sie sorgen für Nährstoffaustausch, weil sie organisches Material zersetzen und wieder an ihre Umwelt zurückgeben. Ganz wichtig: Das, was wir oberirdisch von Pilzen sehen, ist nur ein kleiner Teil. Der Hauptteil, das Myzel, liegt als riesiges, feines Geflecht unter der Erde. So können die oberirdischen Pilze jede Menge Nährstoffe aus dem Boden holen. Das gilt ganz besonders für die sogenannten Vitalpilze, die viele positive Wirkungen auf unsere Gesundheit haben. Einige Eigenschaften sind gerade in den Wechseljahren von großem Vorteil. Heilpilze helfen, den Körper zu entgiften. Das ist wichtig für Frauen in und nach den Wechseljahren, denn mit der Menstruation fällt eine wesentliche Entgiftung des Organismus weg. Diese Gewächse hemmen auch kleine Entzündungen im Organismus. Solche oft gar nicht spürbaren Entzündungen treten mit steigendem Lebensalter immer häufiger auf. Ihre Bekämpfung kostet den Körper viel Kraft. Vitalpilze stärken außerdem das Immunsystem und die Verdauungsorgane – beide schwächeln während der hormonellen Umstellung und den damit verbundenen Symptomen oft. Nicht alle Heilpilze sind bei uns frisch erhältlich. Eine Alternative sind Präparate aus getrockneten Pilzen, z.B. in Form von Tabletten, Pulvern oder Flüssigextrakten.
Schon fast verehrt wird in China und Japan der Reishi-Pilz. Forscher konnten in ihm rund 400 bioaktive Substanzen entdecken. In der Traditionellen Chinesischen Medizin sagt man ihm nach, dass er das Leben verlängert. Nachgewiesen ist, dass der regelmäßige Genuss von Reishi z.B. als Nahrungsergänzung eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hat. Frauen, die in den Wechseljahren an Nervosität und Schlafproblemen leiden, kann dieser Pilz oft sehr gut helfen. Der Reishi stärkt außerdem das Immunsystem und wirkt regulierend auf das Herz-Kreislauf-System.
Sehr bekannt ist auch der Heilpilz Hericum. Sein Aussehen hat ihm den Beinamen Lions-Mane (Löwenmähne) eingebracht. Er hat gleich ein ganzes Bündel an positiven Effekten. In diesem Pilz stecken alle essenziellen Aminosäuren. Das sind die Eiweißbaustoffe, die unser Körper zum Beispiel für die Neubildung von Zellen braucht. Das Gewächs unterstützt den Fettstoffwechsel. Gut für Frauen, die in den Wechseljahren zunehmen, obwohl sie sich nicht zu reichhaltig ernähren. Der Hericum enthält außerdem reichlich Vitamin D, ein Vitalstoff der sich sonst in nennenswerten Mengen fast nur in Seefisch findet. Vitamin D ist wichtig für ein gut funktionierendes Immunsystem. Und für Frauen in den Wechseljahren wichtig: Zusammen mit Kalzium wird Vitamin D auch für den Erhalt einer starken Knochensubstanz gebraucht. Durch den sinkenden Östrogenspiegel werden die Knochen in und nach den Wechseljahren bei vielen Frauen poröser. Eine Osteoporose und damit eine erhöhte Gefahr für Knochenbrüche droht. Noch eine wichtige Wirkung dieses Vitalpilzes: Er hellt die Stimmung auf, die in den Wechseljahren durch die hormonelle Umstellung nicht selten getrübt ist.
Dieser raupenförmige Pilz gedeiht noch in den hohen Lagen des Himalayas. In der Traditionellen Chinesischen Medizin hat er eine lange Tradition. Die westliche Medizin hat ihn erst kürzlich entdeckt und untersucht. Auffälligstes Ergebnis ist der sehr hohe Gehalt an B-Vitaminen. Diese Vitalstoffgruppe ist wesentlich für ein starkes Nervensystem und eine gute Gehirnleistung. Cordyceps wirkt gegen Erschöpfung, verbessert den Schlaf und soll sogar helfen, Depressionen zu lindern. Zusätzlich enthält dieser Vitalpilz reichlich Mineralstoffe wie Selen und Zink. Sie sind nötig für eine gesunde Haut und Schleimhaut. Beide machen in den Wechseljahren nicht selten Probleme, weil sie dünner und trockener werden.
Der beliebte Speisepilz ist auch bei uns erhältlich. Viele Heilpraktiker empfehlen ihn Frauen in der Lebensmitte, weil er eine sehr positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System hat. Bei Frauen in den Wechseljahren fällt nämlich mit dem sinkenden Östrogenspiegel ein wichtiger Herzschutz weg. Auricularia ist reich an B-Vitaminen und Mineralien wie Magnesium, Calcium, Kalium und Phosphor, enthält aber kaum Kalorien. Ideal, wenn man sich vollwertig ernähren will, ohne zuzunehmen. Ein Problem, das sich vielen Frauen in den Wechseljahren stellt. Der Traditionellen Chinesischen Medizin zufolge profitieren auch Frauen mit hohen Cholesterinwerten vom Genuss dieses Pilzes. Er soll außerdem die Fließfähigkeit des Blutes verbessern und damit Thrombosen vorbeugen helfen. Diese Blutgerinnsel können lebensgefährlich werden, wenn sie durch die Blutbahnen Richtung Herz, Lunge oder Gehirn wandern und dort wichtige Gefäße verstopfen.
Ein wichtiger Vitalpilz ist zudem der Shitake, der auch Eichenpilz genannt wird. Er enthält eine Vorstufe von Vitamin D und trägt so zur Stärkung der Knochen bei. Dazu bringt er das Immunsystem auf Trab. Untersuchungen zeigen, dass er auch bei entzündlichen Erkrankungen der Gelenke helfen kann. Solche Beschwerden sind in den Wechseljahren nicht selten, weil die Gelenke sich zum einen im Laufe der Lebensjahre abnutzen. Und zum zweiten, weil der Östrogenmangel in dieser Lebensphase das Poröserwerden der Gelenkknorpel begünstigt. Interessant am Shitake ist außerdem, dass er die Darmflora positiv beeinflusst. Dieses sogenannte Mikrobiom in unserem Darm, das aus Milliarden verschiedener Bakterien besteht, hat ganz viele Aufgaben. Ist es fit, stabilisiert es beispielsweise das Immunsystem, trägt dazu bei, dass wir keine Allergien entwickeln, sorgt für eine gute Verdauung und hilft, dass wir alle wichtigen Nährstoffe aus unserer Nahrung herauslösen können. Der Shitake soll außerdem bei viralen Infekten wie Grippe etc. die Erkrankung abmildern.
Dieser Vitalpilz wird seit Jahrhunderten in der Medizin der nordamerikanischen Ureinwohner eingesetzt. Auch der Chaga stärkt unsere Abwehrkräfte und hat eine positive Wirkung auf die Darmflora. Dazu hat er ausgeprägte antioxidative Effekte. Das heißt, er ist in der Lage, die freien Radikale unschädlich zu machen, die im Körper ständig durch Stoffwechselprozesse und negative Umwelteinflüsse entstehen. Untersuchungen geben auch Hinweise darauf, dass der Genuss des Chaga, z.B. als Tee, hilft, den Körper von Chemikalien, besonders von Schwermetallen wie Blei, zu reinigen. Und ebenfalls spannend: Der Chaga hat Einfluss auf die Blutzucker-Regulation. Möglicherweise kann er sogar dazu beitragen, die Entwicklung von Diabetes Typ 2 zu stoppen. Entsprechende Untersuchungen laufen.
Zuletzt aktualisiert: 06-10-2022