Der Säure-Basen-Haushalt kann bei Frauen in den Wechseljahren durch die hormonelle Umstellung und die damit auftretenden seelischen und körperlichen Belastungen leicht aus dem Lot geraten. Das Problem dabei: Eine dadurch entstehende Übersäuerung kann die Beschwerden in dieser Lebensphase noch verstärken. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Anzeichen es für eine solche Dysbalance gibt und wie man dann wirksam gegensteuern kann.
Autorin: Annette Willaredt
Was haben Säuren aber eigentlich im menschlichen Organismus verloren? Dazu muss man wissen, dass alle Lebensmittel, die wir zu uns nehmen, vom Verdauungstrakt verstoffwechselt werden. Der Körper „zerlegt“ sie je nach Zusammensetzung in Säuren oder Basen. Aber nur, wenn die beiden Stoffe in einer ausgewogenen Menge vorhanden sind, besteht ein stabiles Milieu im Blut und in den Körperzellen. Der Säure-Basen-Haushalt ist ausgeglichen. Verschiebt sich das Ganze in Richtung zu viel Säure, ist das für die Gesundheit schädlich. Viele Stoffwechselprozesse können nicht mehr optimal ablaufen.
Der Körper hat allerdings ein paar Tricks auf Lager, um hier gegenzusteuern. Zuerst puffert er die überschüssigen Säuren mit Mineralstoffen ab. Bekommt er die nicht ausreichend über die Nahrung, muss er sie aus den Depots des Körpers holen. Dazu zählen z.B. die Knochen, die Nägel oder die Muskeln. Es leuchtet sofort ein, dass das nicht von Vorteil sein kann. Für die Ausleitung überschüssiger Säuren sind alle entgiftenden Organe des Körpers zuständig, also die Haut, die Leber, die Nieren, der Darm und die Lunge. Doch bei einer ständigen Überbelastung durch Säuren sind diese Systeme irgendwann überfordert. Dann werden die Säuren nicht mehr ausgeschieden, sondern in Bindegewebe, Muskeln und Gelenken eingelagert. Ebenfalls nicht gut für den Organismus.
Die Anzeichen für eine Übersäuerung sind vielfältig. Ganz typisch ist das Sodbrennen, wenn überschüssige Magensäure durch die Speiseröhre aufsteigt und ein gemeines Brennen hinter dem Brustbein verursacht. Sehr häufig kommt es auch zu unreiner Haut, Hautreizungen wie Jucken oder Cellulite. Viele Frauen in den Wechseljahren kennen zudem das Problem Haarausfall und brüchige Fingernägel. Es ist oft nicht allein auf die Hormonumstellung, sondern auch auf einen gestörten Säure-Basen-Haushalt zurückzuführen. Auch eine Gewichtszunahme ist möglich. Langfristige Folgen einer ständigen Übersäuerung können eine Neigung zu Osteoporose und zu Karies sein, weil hier die Mineralstoffe fehlen. Auch zu Muskel- und Gelenkschmerzen kommt es oft. Speziell bei Frauen in den Wechseljahren kann eine Dysbalance von Säuren und Basen auch die Beschwerden in dieser Lebensphase verstärken. Naturheilkundler gehen davon aus, dass Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Schlafstörungen sich gut lindern lassen, wenn man seinen Säure-Basen-Haushalt wieder in Ordnung bringt.
Dass Frauen in den Wechseljahren häufig mit einem gestörten Säure-Basen-Haushalt zu kämpfen haben, hat gleich mehrere Gründe. Ein ganz offensichtlicher ist eine Ernährung, die zu viele Säurebildner enthält. Ebenfalls wesentlich ist das Thema Stress. Die hormonelle Umstellung ist anstrengend für den Körper. Viele Frauen leiden in dieser Zeit unter Schlafstörungen, auch sie sind ein Stressfaktor. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Psyche. Für viele Frauen ist das Ende der Fruchtbarkeit nicht leicht zu verkraften, sie fühlen sich plötzlich alt und unattraktiv. Auch das belastet die Seele. Doch Dauer-Stress führt zu einer ständig erhöhten Ausschüttung des Hormons Adrenalin. Das verstärkt die Säureproduktion im Körper erheblich. Dazu kommt, dass mit steigendem Alter die Mineralstoffdepots des Körpers immer kleiner werden. Und nicht zuletzt spielt das Ausbleiben der Regel eine Rolle. Sie war in der fruchtbaren Phase der Frau eine wichtige Entgiftung, auf diesem Wege wurden monatlich überschüssige Säuren ausgeschieden. Dieses Regulativ fällt jetzt weg.
Um seinen Säure-Basen-Haushalt wieder in Ordnung zu bringen, muss man bei der Ernährung ansetzen. Sauer macht nicht, was sauer schmeckt. Ganz im Gegenteil: Zitronen & Co. werden basisch verstoffwechselt. Und es kommt eben nicht darauf an, wie etwas schmeckt, sondern welche Produkte beim Abbau entstehen. Generell gilt, dass vor allem Tierisches sauer macht. Allem voran Fleisch und Geflügel. Besonders negativ sind Wurst, Gebratenes und Gepökeltes. Auch Fisch, Eier und Milch gehören dazu. Nicht ganz so stark säurebildend, aber eben nicht basisch sind Hülsenfrüchte, Getreide und Getreideprodukte wie Kuchen, Erdnüsse, Kaffee, Alkohol und alles Gesüsste. Auch stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte sind ein Problem. Basisch wirken im Körper hingegen fast alle Obst- und Gemüsesorten, Kartoffeln, frische Kräuter, Oliven, Nüsse und Mandeln, Keimlinge, hochwertige Pflanzenöle und Kräutertee. Für eine ganz einfache Säure-Basen-Diät kann man deshalb rund vier Wochen auf tierische Lebensmittel verzichten und sich nur von Obst, Gemüse und Kartoffeln ernähren. Zusätzlich wichtig ist es, reichlich zu trinken, um die aus den Geweben gelösten Säuren auszuleiten. Ideal sind hier kohlensäurefreies Mineralwasser und ungesüsste Kräuter- und Früchtetees. Besonders zu empfehlen ist Brennnesseltee, denn er liefert Vitamine und Mineralien und unterstützt die Ausscheidung über die Niere.
Zusätzlich zur Umstellung der Ernährung kann man noch einiges mehr tun. Auch wenn es für Frauen in den Wechseljahren erst mal widersinnig klingt: Schwitzen ist eine wunderbare Entgiftung über die Haut. Der Körper tut das in den Wechseljahren bei sehr vielen Frauen ganz von alleine und dann, wann er will. Ratsam ist es aber, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Gezieltes Schwitzen – sei es in der Sauna, sei es beim Sport – trainiert die körpereigenen Temperaturregelungsmechanismen. Die ungewollten Schweissausbrüche werden dadurch meist seltener und schwächer. Ideal ist es, nach der Sauna oder dem Sport etwas stark Mineralstoffhaltiges zu sich zu nehmen. Das kann ein gutes, kohlensäurefreies Mineralwasser sein. Oder man greift zu einem Basenpulver zum Einnehmen. Ebenfalls eine wunderbare Unterstützung bei einer Basen-Kur ist ein Basenbad. Das Pulver wird einfach in die Wanne in das körperwarme Wasser gegeben (Menge laut Packungsangabe). Dann 30 Minuten entspannen. Der Körper gibt dabei über die Haut reichlich Säuren ab. Das lässt sich sogar mit pH-Indikatorstreifen (Apotheke) messen. Sie zeigen nach dem Bad im Wasser einen deutlich saureren Wert an als vorher. Wem ein Vollbad zu viel ist: Auch ein Fussbad mit Basenpulver hat eine sehr gute Wirkung. Hier ebenfalls in körperwarmes Wasser Basenpulver geben, die Füsse hineinstellen und rund 30 Minuten geniessen. Damit die Füsse nicht kalt werden, sollte man sich heißes Wasser bereitstellen, dass man nach und nach zugibt. Um die Abgabe von überschüssigen Säuren über die Lunge zu fördern, ist es gut, täglich für mindestens eine halbe Stunde an die frische Luft zu gehen. Dabei sollte man sich darauf konzentrieren, tief in den Bauch zu atmen, das sorgt für eine bessere Versorgung mit Sauerstoff und für eine verstärkte Abatmung von CO2.
Zuletzt aktualisiert: 19-06-2023