Das Gesundheitssystem im Fernen Osten ist uralt und beruht vor allem auf Erfahrung. Neben der Akupunktur, der Kräuterheilkunde und der Bewegungslehre mit der Heilgymnastik Qi Gong ist die Ernährung eine wichtige Säule der traditionellen Chinesischen Medizin. Lebensmittel gelten als sanfte „Arzneien" und können Frauen in den Wechseljahren deshalb auch sehr gut bei Beschwerden helfen.
Autorin: Annette Willaredt 01/21
Die Traditionelle Chinesische Medizin, kurz TCM, ist eine ganzheitliche Gesundheitslehre. Sie beruht auf Ansichten, die uns im Westen vielleicht fremd vorkommen. Die Ärzte gehen von einer Lebensenergie namens Qi aus, die mittels bestimmter Bahnen (Meridiane) durch den Körper fliesst. Sind Körper, Seele und Geist im Einklang, kann diese Energie frei fliessen, man ist gesund und fühlt sich wohl. Gibt es Blockaden, können Beschwerden oder sogar Krankheiten auftreten. Ebenfalls wichtig in der TCM sind Yin und Yang, die beiden gegensätzlichen Pole, die überall auf der Welt wirken – auch im menschlichen Körper. Yin kühlt, Yang erhitzt, Yin sorgt für Entspannung und guten Schlaf, Yang ist wichtig für Bewegung und Aktivität. Auch diese beiden Pole müssen ausbalanciert sein, um ein gesundes Leben zu führen. Ungleichgewichte entstehen z.B. durch äußere Einflüsse wie das Wetter, Stress, zu wenig Bewegung oder auch den Alterungsprozess. Mit der richtigen Ernährung lässt sich aber sehr gut gegensteuern.
Der Beginn der Wechseljahre ist oft gekennzeichnet durch eine unregelmässige Menstruation, Stimmungsschwankungen, Brustspannen, Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen. Laut TCM deutet das auf eine Störung des Leber-Qi hin. Sie entsteht nicht selten durch Stress oder weil man zu viel Ärger und andere negative Gefühle wie Wut oder Angst heruntergeschluckt hat. Helfen kann es hier, sich für seine Mahlzeiten Zeit zu nehmen und in Ruhe zu kauen. Bitte nicht das Essen schnell im Stehen herunterschlingen. Scharfe Gewürze sollten möglichst reduziert werden. Das gilt auch für Genussmittel wie Kaffee und Alkohol. Gut für das Qi sind frische Gemüsesorten wie Artischocken, Fenchel, Kohlrabi, Rote Rüben. Dazu kommen Nüsse und Samen, Oliven und frische Kräuter wie Petersilie, Kresse und Basilikum. Eine gute Unterstützung ist ausserdem Tee aus Frauenmantel oder Schafgarbe.
Bei sehr starken Blutungen, aber auch durch Hitzewallungen oder durch ständige Überforderung kann es laut TCM zu einem Blutmangel kommen. Blut ist aber wichtig zur Befeuchtung des Organismus. Typische Symptome sind Erschöpfung, innere Unruhe, Gereiztheit, Schlafstörungen, trockene Haut, Verstopfung, brüchige Nägel und Haarausfall. Wichtig ist es dann, keine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Unterstützend für die Verdauung sind gekochte Speisen; Rohkost sollte nur selten verzehrt werden. Das gilt auch für das Frühstück. Statt Müsli ist z.B. ein warmer Haferbrei mit gedünstetem Obst ideal. Sehr zu empfehlen sind den ganzen Tag über feuchte Gerichte wie Suppen, Kompotte oder Eintöpfe. Der Grossteil der Nahrung sollte aus Obst und Gemüse bestehen. Kaffee, Schwarztee und kalte Getränke tun dem Organismus jetzt nicht gut. Besser sind dünne Kräutertees oder lauwarmes Wasser.
In den Wechseljahren beobachten viele Frauen, dass sie zunehmen, obwohl sie ihre Ernährungsgewohnheiten nicht geändert haben. Besonders in der Taille und am Bauch zeigen sich plötzlich Pölsterchen. Aus der Sicht der TCM nehmen mit steigendem Alter nicht nur Blut und Qi langsam ab, sondern auch die Kraft von Yin und Yang. Das führt zu einer Verlangsamung der Verdauung und des Stoffwechsels. Bezeichnet wird das in der TCM mit einem Mangel des Milz-Qis. Neben der ungewollten Gewichtsveränderung sorgt es auch für schnelle Ermüdbarkeit, Wasseransammlungen, Cellulite, eine Neigung zu Krampfadern, Konzentrationsprobleme und Infektanfälligkeit.
Auch hier gilt: Keine Mahlzeit ausfallen lassen, Diäten sind jetzt ebenfalls ein Fehler. Besser ist es, vor allem auf gekochte Speisen zu setzen, die vorwiegend aus Gemüse bestehen. Milchprodukte sollten deutlich reduziert werden. Auch grünes Gemüse liefert das wichtige Kalzium. Auf Mehlprodukte wie Nudeln und Brot sollten Frauen nun weitgehend verzichten. Stattdessen ist Naturreis richtig. Auch Süsses ist nicht ratsam – wenn es „gelüstet", sollte zu Trockenfrüchten greifen.
Ratsam ist die Verwendung von verdauungsfördernden Gewürzen wie Kreuzkümmel, Kümmel oder Koriander. Die TCM empfiehlt ausserdem, nach 19 Uhr nichts mehr zu essen.
Nach Ansicht der TCM kühlt und entgiftet die Menstruation den weiblichen Körper. Tritt sie nur noch selten auf oder bleibt ganz aus, kann überschüssige Hitze (Yang) nicht mehr aus dem Körper geleitet werden. Es kommt zu einem Yin-Mangel der Nieren. Typisch dafür sind Hitzewallungen, Schweissausbrüche vor allem in der Nacht, trockene Haut und Schleimhäute, heisse Füße in der Nacht, Schlafstörungen, innere Unruhe, Dünnerwerden der Haare und Haarausfall, Verstopfung, Osteoporose und Gedächtnisprobleme. Hier gilt es ebenfalls, die Verdauung zu stärken. Gut sind Gemüsesuppen, Eintöpfe und Kompotte. Wichtig sind ausserdem mineralstoffreiche Lebensmittel wie Vollkorngetreide, Amaranth, Hülsenfrüchte, Kerne und Samen. Auch in diesem Fall sollten die meisten Mahlzeiten gekocht oder gedünstet sein. Auf Alkohol sollte ganz verzichtet werden. Auch Rauchen wirkt erhitzend und austrocknend.
Gut tut Ackerschachtelhalmtee. Bei Nachtschweiss ist Salbei eine gute Wahl.
Weizen- oder Gerstentee:
2 EL Weizen- bzw. Gerstenkörner in ½ l Wasser mindestens 20 min. in einem Glastopf kochen.
Tee am Nachmittag trinken. Er nährt das Nieren-Yin und beruhigt das „heisse Herz"; das hilft bei Einschlafproblemen und innerer Unruhe.