Die meisten Frauen sehen den Wechseljahren nicht mit grosser Begeisterung entgegen. Aber sie finden immerhin einen positiven Aspekt: Endlich keine Monatsblutung mehr. Das gilt vor allem dann, wenn die Regel von Schmerzen oder anderen Beschwerden begleitet wird. Um so grösser die Enttäuschung, wenn die Menstruation plötzlich alle zwei Wochen kommt. Aber warum passiert das und wann muss frau zum Arzt?
Autorin: Annette Willaredt, 04/20
Für viele Frauen sind Veränderungen im Zyklus das erste spürbare Zeichen dafür, dass die Wechseljahre da sind. Doch die körperlichen Veränderungen in dieser Lebensphase beginnen schon viel früher. Schon mit 38 bis 44 Jahren sinkt die Aktivität der Eierstöcke langsam. Bei jungen Frauen wächst in den beiden Eierstöcken abwechselnd jeden Monat ein Eibläschen, in dem ein Ei heranreift. Gleichzeitig produziert der Eierstock das Hormon Östrogen. Es sorgt dafür, dass sich die Schleimhaut in der Gebärmutter aufbaut, damit sich darin später ein befruchtetes Ei einnisten kann. Nach rund 14 Tagen kommt es dann zum Eisprung. Das Ei wandert Richtung Gebärmutter. Aus dem Eibläschen wir nun ein sogenannter Gelbkörper, der das Hormon Progesteron produziert. Der Spiegel dieses Hormons, der zu Zyklusbeginn sehr niedrig ist, steigt stark an. Dadurch wird die Gebärmutter stabilisiert und die Bildung von Gefässen und Drüsen gefördert, die ein befruchtetes Ei mit Nährstoffen versorgen sollen. Kommt keine Schwangerschaft zustande, sinkt der Spiegel von Östrogen und Progesteron wieder. Das gibt der Gebärmutter den Befehl die überflüssige Schleimhaut abzustossen. Die Blutung beginnt. Im Schnitt dauern diese ganzen Prozesse rund 28 Tage, also eine Zykluslänge.
Sinkt die Aktivität der Eierstöcke, gerät dieses „Uhrwerk" durcheinander. Die Eibläschen sind nicht mehr so funktionstüchtig. Störungen sind deshalb vorprogrammiert. Besonders zu Beginn der Wechseljahre verkürzt sich der Zyklus bei vielen Frauen (nicht bei allen). Oft werden dann aus den gewohnten 28 oder 30 Tagen plötzlich nur 20 oder sogar nur 14. Das kann daran liegen, dass die Eibläschen nicht mehr richtig ausreifen. Das Ei wird viel zu früh ausgestossen. Dadurch hatte die Gebärmutterschleimhaut nicht genügend Zeit, sich vollständig aufbauen. Die Blutung setzt in diesem Fall früher ein und ist auch lange nicht so stark wie gewohnt. Behandlungsbedürftig ist das nicht – aber unangenehm für die Frauen, weil sie ständig mit der nächsten Blutung rechnen müssen. Frauen, die beunruhigt sind, sollten sich aber vorsichtshalber untersuchen lassen.
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Im weiteren Verlauf der Wechseljahre passiert es aber auch oft, dass die Blutung nicht nur alle zwei Wochen kommt, sondern dazu auch noch sehr stark ist. Das liegt dann daran, dass sich ein Eibläschen bildet, aber kein Eisprung mehr stattfindet. Das nicht geplatzte Bläschen wächst nun einfach weiter und produziert munter Östrogene. Weil sich das Bläschen aber nicht zum Gelbkörper umbilden konnte, fehlt der Gegenspieler Progesteron. Die Schleimhaut wird immer weiter aufgebaut. Das führt zu den häufigen Blutungen. Weil der Östrogenspiegel so hoch ist, leiden die Frauen oft zusätzlich an Brustspannen oder Wassereinlagerungen. In diesen Fällen ist es ratsam, die Frauenärztin aufzusuchen. Starke Blutungen können auch ein Hinweis auf Erkrankungen wie Myome oder Polypen in der Gebärmutter sein. Bei einer Untersuchung per Ultraschall zeigt sich hier das nicht geplatzte Eibläschen als grössere Zyste am Eierstock. Solche Zysten verschwinden üblicherweise von selbst, sollten aber vorsichtshalber regelmässig kontrolliert werden. Ausserdem sollte daran gedacht werden, dass die häufigen, starken Menstruationen auch zu einer Blutarmut führen können. Typische Symptome sind Schwindel, Kopfschmerzen, eine verminderte Leistungsfähigkeit, blasse Haut und manchmal auch Herzklopfen oder Atemnot. Die Einnahme von einem Eisenpräparat ist oft sinnvoll – am besten in Absprache mit der Ärztin. Eisen ist für den Aufbau der roten Blutkörperchen nötig, die für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind.
Bei manchen Frauen sind die häufigen Blutungen ein Zeichen dafür, dass sich „normale" Blutungen mit Zwischenblutungen abwechseln. Auch das geschieht meist in der ersten Phase der Wechseljahre. Ursache hier ist, dass sich kein stabiles Eibläschen gebildet hat. Dann wird zu wenig Progesteron gebildet. Dieses Hormon ist aber nötig dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut stabilisiert wird. Fehlt es, können sich Teile der Schleimhaut ablösen, es kommt zu einer Zwischenblutung.
Sorgen die Blutungsveränderungen bei einer Frau für keine Beschwerden, muss auch nicht behandelt werden. In der Naturheilkunde werden bei Blutungsstörungen Extrakte aus der Heilpflanze Mönchspfeffer eingesetzt, denn sie stabilisieren den Zyklus. In der Anfangsphase der Wechseljahre verschreiben Ärzte auch oft die Antibabypille.