Monatelang nichts! Wenn die Regel in den Wechseljahren längere Zeit ausbleibt, gehen die betroffenen Frauen selbstverständlich davon aus, dass es jetzt ganz vorbei ist. Umso grösser der Schreck, wenn nach vielen Monaten oder sogar erst nach einem Jahr und mehr plötzlich wieder Blut kommt. Die gute Nachricht: Meist ist das harmlos, aber ein zügiger Arztbesuch ist trotzdem ratsam.
Autorin: Annette Willaredt, 04/20
Dass die Blutung in den Wechseljahren sehr unregelmässig werden kann, stellen viele Frauen fest. Verantwortlich dafür sind die schwankenden Hormonspiegel. Doch wenn dann einige Monate Ruhe herrscht, scheint die Menopause geschafft. Menopause – so nennen Mediziner die letzte Regel im Leben einer Frau. Sie lässt sich tatsächlich erst im Nachhinein bestimmen. Üblicherweise heisst es, wenn eine Frau ein Jahr lang keine Blutung mehr hatte, kommt auch keine mehr. Es beginnt die sogenannte Postmenopause. Doch das gilt nicht immer. Bei nicht wenigen Frauen kommt es nach einem oder selten sogar nach zwei Jahren noch Mal zu einer Blutung. Die meisten Betroffenen erschrecken dann. Sie denken nicht, dass das eine normale Blutung sein kann, fürchten eine Erkrankung. Doch das ist zum Glück in vielen Fällen nicht so.
Um zu verstehen, wie es nach langer Zeit wieder zu einer Blutung kommen kann, muss man die Vorgänge im weiblichen Zyklus kennen. Der Zyklus beginnt mit dem ersten Tag einer Blutung. Jetzt beginnt sich im Eierstock ein neues Eibläschen zu bilden, in dem dann ein Ei heranreift. Der Eierstock bildet gleichzeitig Östrogen. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Schleimhaut in der Gebärmutter wächst, damit sie später die Aufgabe, ein befruchtetes Ei aufzunehmen, auch erfüllen kann. Ungefähr in der Mitte des Zyklus ist das Ei dann reif, das Bläschen platzt, es kommt zum Eisprung. Das Ei wandert in die Gebärmutter. Aus dem „verlassenen" Eibläschen wird jetzt ein Gelbkörper. Der heisst so, weil er wirklich gelb ist, wenn man ihn aufschneidet. Der Gelbkörper produziert nun ein Hormon mit dem Namen Progesteron. Sein Spiegel steigt in der zweiten Zyklushälfte kontinuierlich an. Progesteron macht die Gebärmutterschleimhaut stabiler. Dazu sorgt es dafür, dass sich Gefässe und Drüsen bilden, die später den Embryo mit Nahrung versorgen, wenn es zu einer Schwangerschaft gekommen ist.
In den Wechseljahren lässt die Aktivität der Eierstöcke nach. Zum einen reifen die Eibläschen manchmal nicht richtig. Zum anderen gibt es immer häufiger Zyklen ganz ohne Eisprung. Beides führt dazu, dass die Hormone einige Zeit Achterbahn fahren. Neben typischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweissausbrüche, Schlafstörungen oder Reizbarkeit kommt es deshalb auch bei vielen Frauen zu Unregelmässigkeiten bei der Regel. Mal werden die Abstände zwischen den Menstruationen kürzer, mal länger, mal wird die Blutung schwächer, mal wird sie stärker und oft auch schmerzhafter. Doch irgendwann hat sich der Hormonhaushalt wieder auf einem neuen Niveau eingependelt. Die Zeitspanne, die dafür gebraucht wird, ist bei jeder Frau individuell. Im Schnitt sind es vier Jahre, doch bei manchen dauern die Wechseljahre nur zwei Jahre, bei anderen sind es zehn. Sicher ist, irgendwann findet die letzte Blutung statt. Bei den meisten Frauen ist das um das 50. Lebensjahr herum.
Dass es nach einem Jahr oder mehr nach der vermeintlich letzten Menstruation noch einmal zu einer Blutung kommt, ist nicht selten. Die Eierstöcke haben zwar ihren Dienst eigentlich schon eingestellt, aber plötzlich werden sie noch mal aktiv, produzieren Hormone und schieben damit einen neuen Zyklus an, der mit einer Blutung endet. Meist sind die Ursachen dafür harmlos. Fangen wir mit der schönsten an. Das hormonelle Geschehen anheizen kann beispielsweise eine neue Liebe. Aber auch Stress – positiver wie negativer – ist ein möglicher Auslöser. Zu nennen sind ausserdem körperliche Strapazen oder ein Gewichtsverlust. Eine Ernährungsumstellung kann ebenfalls Impulse im Körper setzen, die auch auf die Eierstöcke wirken. Das gilt besonders, wenn es eine gravierende Umstellung ist, z.B. weg vom Fleisch hin zur veganen Ernährung. Zu nennen ist zudem eine neue Sportart, die die Durchblutung im Unterleib fördert. Auf der negativen Seite stehen Blutungen, die mit einer Erkrankung im Zusammenhang stehen. Oft werden bei den betroffenen Frauen gutartige Wucherungen (Myome) oder harmlose Polypen gefunden. Blutungen mehrere Jahre nach der Menopause können selten aber auch ein erster Hinweis auf Gebärmutterkrebs sein. Weil es so viele Möglichkeiten gibt, ist bei einer Blutung nach einer langen Pause immer ein Besuch bei der Frauenärztin sinnvoll. Sie kann schnell feststellen, ob es sich um ein Symptom einer behandlungsbedürftigen Erkrankung handelt.