Wenn Männer nachts häufiger als gewohnt zur Toilette müssen oder Probleme beim Wasserlassen haben, liegt das meist
an einer Vergrösserung der Prostata. Diese ist in der Regel gutartig. Trotzdem sollten Betroffene sich untersuchen lassen – auch um herauszufinden, welche Behandlung ihre Beschwerden lindern kann. Doch welche Tests kommen beim Arzt auf einen Mann zu? Hier die wichtigsten Informationen.
Autorin: Annette Willaredt, 10/19
Die Prostata oder Vorsteherdrüse gehört zu den männlichen Geschlechtsorganen. Zusammen mit den Hoden und den Samenbläschen bildet sie die Samenflüssigkeit. Die Drüse ist in jungen Jahren etwa kastaniengross. Sie liegt unterhalb der Blase und umschliesst die Harnröhre. Mit steigendem Alter – meist ab dem 50. Lebensjahr – beginnt die Prostata langsam, sich zu vergrössern. Die genaue Ursache ist noch nicht geklärt, man weiß aber heute, dass neben genetischen Faktoren auch hormonelle Veränderungen dabei eine Rolle spielen. Eine solche Vergrösserung ist in aller Regel gutartig und wird dann benigne Prostatahyperplasie (BPH) genannt. Trotzdem ruft sie oft Beschwerden hervor. Weil die Harnröhre eingeengt wird, kommt es zu Problemen beim Wasserlassen. Der Harnstrahl ist nicht so kräftig wie früher und es tröpfelt nach. Dazu kommt häufiger Harndrang. Viele Männer müssen deshalb nachts mehrmals auf die Toilette. Manche Betroffene haben auch das Gefühl, dass sie die Blase nicht mehr vollständig entleeren können. Bei solchen Beschwerden ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen – am besten gleich den Facharzt, also den Urologen. Er kann abklären, ob es sich um eine gutartige Vergrösserung handelt oder ob eventuell etwas anderes hinter den Symptomen steckt. Außerdem kann er je nach individuellem Fall eine Behandlung einleiten.
Als erstes wird der Arzt nach der bisherigen Krankengeschichte und nach den eventuellen Beschwerden fragen. Auch ob es in der Familie Prostataprobleme oder –krebs gibt oder gab, ist ein Thema. Danach tastet er zuerst die äusseren Geschlechtsorgane und schliesslich die Prostata mit dem Finger vom Enddarm her ab. Für diese Untersuchung ist keine besondere Vorbereitung wie z.B. eine Darmspülung nötig. Bei der Tastuntersuchung wird die Konsistenz und Form der Prostata auf Veränderungen überprüft.
Verhärtungen oder eine unregelmässige Oberfläche können auf einen Tumor hinweisen. Zwar lässt sich auf diesem Wege nur die Rückseite der Drüse beurteilen, allerdings zeigen Statistiken, dass sich in diesem Bereich rund 70 Prozent der bösartigen Veränderungen befinden. Die Untersuchung wird meist im Liegen durchgeführt. Der Patient zieht dabei in Seitenlage die Beine an den Körper. Der Arzt verwendet dann zum Abtasten dünne Handschuhe und ein Gleitmittel. Dieser Check ist für Männer oft mit viel Schamgefühl besetzt. Trotzdem ist es sinnvoll, sich so gut wie möglich zu entspannen, dann ist der Check weniger unangenehm.
Ergibt sich beim Abtasten der Verdacht auf eine Veränderung der Prostata, wird der Urologe zur genauen Abklärung eine Ultraschalluntersuchung machen. Manche Urologen verzichten auch auf die Untersuchung mit dem Finger und setzen gleich den Ultraschall ein. Bei dem Check wird eine dünne Ultraschallsonde in den After eingeführt. Auch hier verwendet der Arzt ein Gleitgel. Untersucht wird ebenfalls in Seitenlage. Und es gilt wieder: Je besser der Patient sich dabei entspannt, desto besser. Mit dem Ultraschall kann der Arzt die Grösse der Prostata gut abschätzen und auch Gewebeveränderungen erkennen. Absolute Klarheit bietet diese Untersuchung aber nicht. Bei verdächtigen Veränderungen wird in aller Regel eine Gewebeprobe entnommen. Dafür werden mit sehr dünnen Nadeln winzige Gewebestückchen aus der Prostata gestanzt (Biopsie). Um diesen Eingriff möglichst schmerzarm zu gestalten, kommt dabei meist ein Gleitgel mit einem lokalen Betäubungsmittel zum Einsatz. Üblicherweise erhalten die Männer davor auch ein Antibiotikum, um einer Infektion vorzubeugen. In einigen Fällen kommt es in den Tagen nach der Biopsie zu leichten Blutbeimengungen im Urin, die sind aber harmlos.
Bei einer Vergrösserung der Prostata oder Gewebeveränderungen wird meist auch der PSA-Wert im Blut bestimmt. Dieses Prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Protein, das von den Prostatazellen hergestellt wird. Ist der Wert zu hoch, kann das ein Indiz für einen Prostatakrebs sein. Bösartige Veränderungen der Drüse sorgen nämlich dafür, dass dieses Antigen vermehrt ausgeschwemmt wird.
Wichtig zu wissen: In 70 Prozent der Fälle hat die Erhöhung dieses Wertes eine andere Ursache. Er steigt zum Beispiel auch bei einer Entzündung der Prostata oder bei einer gutartigen Vergrösserung. Auch mechanische Reizungen der Drüse, z.B. bei einer längeren Radtour, haben oft einen erhöhten PSA-Wert zur Folge. Zudem ist der PSA-Wert individuell sehr unterschiedlich. Viele Experten billigen ihm deshalb nur eine Aussagekraft bei der Krebserkennung zu, wenn der Wert über Jahre regelmässig gemessen wurde. Von grossem Nutzen ist der PSA-Test allerdings bei der Verlaufskontrolle, wenn bereits ein Tumor festgestellt wurde.