Besonders unangenehm ist eine Entzündung der Vorsteherdrüse, die sogenannte Prostatitis. Diese geht mit vielfältigen Beschwerden einher. Ob und welche Formen der sportlichen Betätigung während der Erkrankung möglich und sinnvoll sind, hängt von der Art der Entzündung ab.
Fieber, Schüttelfrost, ständiger Harndrang sowie Schmerzen beim Wasserlassen und im Bereich des Damms können Anzeichen für eine akute Entzündung der Prostata sein. Die Erkrankung betrifft im deutschsprachigen Raum schätzungsweise 15 Prozent aller Männer einmal in ihrem Leben, unabhängig vom Alter. Die Gabe eines Antibiotikums gilt als wichtigste Massnahme, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen und damit diese sich nicht zu einer chronischen Prostatitis auswächst.
Abgesehen davon, dass Betroffene bei oben genannten Symptomen eine sportliche Betätigung eher nicht in Betracht ziehen dürften, ist diese auch alles andere als ratsam. Denn das Einnehmen von Antibiotika erfordert, vor allem bei gleichzeitigem Fieber und Schüttelfrost, absolute Schonung und Bettruhe. Sport würde die Gesundheit ernsthaft gefährden. Zudem würde die Heilung beeinträchtigt und sogar die Wahrscheinlichkeit massiv erhöht, dass sich eine chronische Entzündung der Prostata entwickeln kann.
Auch nach erfolgreicher Behandlung ist es ratsam, körperliche Belastungen nur behutsam zu steigern. Vor allem Sportarten wie Reiten, Rad- und Motorradfahren sind zunächst kontraproduktiv – der ständige Kontakt des Beckenbodens mit dem Sattel bedeutet eine hohe physische Belastung und damit zu einer kontinuierlichen Reizung der Prostata. Eine erneute Entzündung wird dadurch begünstigt.
Anders verhält es sich in Sachen Sport, wenn vom Arzt bereits eine chronische Prostatitis diagnostiziert wurde. Handelt es sich um die typische, nicht von Bakterien verursachte Form der Entzündung („abakterielle Prostatitis“), kann regelmässige sportliche Aktivität den Zustand deutlich verbessern. Oft ist die Erkrankung psychisch bedingt. Sport kann die psychische Verfassung und damit auch das Allgemeinbefinden ganzheitlich verbessern. Spezielle Beckenbodenübungen trainieren Muskeln und Bindegewebe. Der Beckenboden entspannt sich und die körperliche Durchblutung wird angeregt, die körpereigenen Abwehrkräfte werden gestärkt. Kräftigere Muskeln im Bereich des Beckenbodens wiederum entlasten die Schliessmuskeln von Blase und Anus.
Rad- und Motorradfahren sowie Reiten sollten dagegen auch bei der chronischen Prostatitis nicht die erste Wahl sein. Vom Rennradsattel ist gänzlich abzusehen, selbst bei gut gepolstertem Sattel wird die Vorsteherdrüse kontinuierlich gereizt, was neuerliche Entzündungen begünstigt. Auch leidenschaftliche Schwimmer müssen aufpassen: Die Gefahr, dass Keime in die Blase gelangen, ist gegeben, diese können von dort leicht in die Prostata gelangen und eine bestehende Entzündung verschlimmern.
Regelmässiger Sport kann die Beschwerden einer bestehenden bzw. auskurierten Prostatitis verringern und zu einer Verbesserung des Allgemeinbefindens führen. Allerdings ist die körperliche Betätigung abhängig von der Art der Erkrankung und sollte erst nach dem Abklingen akuter Beschwerden aufgenommen werden. Spezielle Kräftigungsübungen für den Beckenboden sind geeignet, um neuerlichen und immer wieder auftretenden Beschwerden vorzubeugen. Abzuraten ist dagegen von Sportarten, bei denen kontinuierlicher Druck auf die Prostataregion ausgeübt wird. Vor jeder sportlichen Aktivität nach überstandener Prostatitis sollte unbedingt der behandelnde Arzt konsultiert werden.