Muskelmasse und Muskelkraft lassen im Alter nach. Den mit fortschreitendem Alter zunehmenden Muskelschwund nennen Mediziner Sarkopenie.
Autorin: Dr. Claudia Rawer
Ein Leben lang Sport treiben – die beste Sturzprävention für's Alter!
Was den Abbau verursacht, ist noch nicht vollständig geklärt; man geht jedoch davon aus, dass eine ganze Reihe von Faktoren mitspielt: genetische und hormonelle Einflüsse, die verminderte Synthese des Wachstumshormons, eine veränderte Ernährung mit weniger Eiweissen und weniger Kalorien sowie zu wenig Bewegung.
Der Schwund bleibt nicht folgenlos: Sarkopenie bedeutet unter anderem ein erhöhtes Risiko für Stürze und Knochenbrüche. Und dieses Risiko ist nicht klein: Etwa 30 Prozent der selbstständig lebenden Menschen über 65 erlebt einen Sturz pro Jahr, bei den 80-Jährigen ist es schon jeder zweite.
Mit Sport lässt sich Muskelmasse aufbauen und Muskelkraft erhalten. Im Rahmen einer Studie an der Berliner Universitätsklinik Charité fanden Forscher jedoch nun Hinweise darauf, dass nur die sportlichsten Männer davon profitieren, nämlich diejenigen, die von jungen Jahren an kontinuierlich Sport treiben und bis ins Seniorenalter dabeibleiben.
Sie hatten im Vergleich zu Männern, die niemals aktiv Sport getrieben hatten, einen deutlich höheren Anteil an Muskelmasse und schnitten auch bei einem speziellen Test besser ab: Die Greifkraft der Hände – auch sie nimmt mit dem Alter ab – lässt Aussagen über den allgemeinen Gesundheitszustand und Prognosen für seine weitere Entwicklung zu.
Ein sportlich aktives Leben schützt Männer also vor Muskelschwund im Alter. Doch laut der Langzeitstudie offenbar nur die, die als junge Erwachsenen (vor 30) anfingen und bis ins höhere Lebensalter (zwischen 60 und 80 Jahre) weiter trainierten. Bei denen, die nur in jungen Jahren sportlich waren, zeigte sich kein messbarer Effekt auf Muskelmasse oder Greifkraft.
Die Forscher betonen daher, es genüge nicht, als junger Mensch Sport zu treiben, um auch im Alter noch fit zu sein. Das gilt auch umgekehrt: Obwohl Älteren häufig ein gezieltes Krafttraining empfohlen wird, zeigten sich in dieser Studie auch bei Senioren, die erst kurz vor der Untersuchung trainiert hatten, keine Effekte.
Die Schlussfolgerung aus der Berliner Untersuchung: Gesundheitsprogramme sollten vor allem junge Erwachsene motivieren, kontinuierlich Sport zu treiben. Viele Männer geben den aktiven Sport auf, wenn sie in der sogenannten „Rush Hour des Lebens“ mit Beruf, Partnerwahl und Familiengründung zunehmend weniger Zeit dafür finden. Das aber ist wohl keine gute gesundheitliche Entscheidung fürs Alter.
Bei den untersuchten Frauen konnten die Forscher keine signifikante Veränderung der Muskelmasse feststellen, unabhängig davon, in welchem Lebensalter und wie kontinuierlich sie Sport getrieben hatten. Einer der Autoren mutmasst, möglicherweise trainierten Frauen „nicht intensiv genug, um ausreichend Muskeln aufzubauen“.
Dazu muss man jedoch wissen, dass Frauen von Natur aus eine deutlich geringere Muskelmasse als Männer haben (weshalb sie auch schneller frieren). Ein lebenslanges Training als muskelbepackte Bodybuilderin sollte den Frauen jedoch trotzdem erspart bleiben: Zwar ist ihr Sturzrisiko im Alter – rein statistisch gesehen – etwas höher als das der Männer. Doch tragen sie weniger häufig schwere Folgen davon.
Und laut einer anderen Studie reduzierte die Langzeiteinnahme von Vitamin D und Kalzium das Sturzrisiko, besonders bei körperlich wenig aktiven Frauen, ungefähr auf die Hälfte. Dieser Effekt wurde bei den untersuchten Männern wiederum nicht nachgewiesen.