In den allermeisten Fällen sind Nackenbeschwerden die Folge von Muskelverspannungen. Wenn es bei Bewegungen des Kopfes im Nacken knirscht und knackt, nehmen die Betroffenen oft Schonhaltungen ein. Unternimmt man nichts, resultieren daraus nicht selten Schmerzen im Hals- und Schulterbereich, die schlimmstenfalls bis in den Hinterkopf, die Schultern oder gar in die Arme ausstrahlen können. Manchmal verursachen Nackenschmerzen auch gleichzeitig Kopfschmerzen, sie führen zu Beschwerden im Alltag. Doch man kann selbst viel zu Vorbeugung und Schmerzbesserung.
Autorin: Ingrid Zehnder, 10/18
Mit Wenden, Drehen oder Kippen nach rechts und links, vorne und hinten ist die Halswirbelsäule der beweglichste Abschnitt der ganzen Wirbelsäule. Zudem muss sie das Gewicht des Kopfes mit durchschnittlich vier Kilo tragen. Dabei kommt es zu einer hohen Belastung und Abnutzungsgefahr für die tiefen und oberflächlichen Nackenmuskeln, welche für die Stabilität einerseits und die Mobilität andererseits verantwortlich sind.
Und doch kann die genaue Ursache von Nackenschmerz oft nicht definiert werden. Man spricht dann von «unspezifischen» Schmerzen. Bei den meisten Betroffenen stecken verspannte und verkrampfte Muskeln dahinter. Dabei spielen Fehlhaltungen und Überlastung eine wesentliche Rolle. Ganz allgemein machen langes Sitzen, schlechte Haltung und zu wenig Bewegung empfänglich für Nackenprobleme. Dies führt dazu, dass in den Wirbelgelenken Blockierungen entstehen. Um diese auszugleichen, spannen sich die Muskeln an, werden dicker und drücken auf die Nerven – der Schmerz ist da.
Gewisse Berufsgruppen sind überproportional betroffen, z.B. im Büro und vor dem Computer Arbeitende mit schlecht eingerichteten Arbeitsplätzen, Menschen, die am Fliessband tätig sind, schwere körperliche Arbeit verrichten (Bauarbeiter, Pflegekräfte) oder häufig über Kopf arbeiten müssen (Malerarbeit).
Ebenso spüren Zahnärztinnen, Coiffeure, Radrennfahrer sowie Musiker (Geigerinnen, Pianisten) eine besondere Belastung im Nackenbereich. Auch in der Freizeit gibt es Gelegenheit, die Nackenmuskulatur zu strapazieren, z.B. beim Klettern, Tennisspielen, beim exzessiven Gamen oder langen Starren auf das Smartphone.
Beim sogenannten Handynacken wird die Halswirbelsäule durch die nach vorne geneigte Kopfhaltung bis zu fünfmal mehr belastet als bei aufrechter Position. Dabei wirken Kräfte mit einem Gewicht bis zu 25 Kilo auf die Halswirbelsäule.
Bekannt ist auch, dass psychische Probleme und chronischer Stress auf den Nacken schlagen. Die Betroffenen spannen unbewusst die Muskeln im Hals an, ziehen die Schultern hoch und senken den Kopf; auf Dauer kann es so zu Verspannungen kommen.
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Nackenschmerzen treten meist im mittleren oder höheren Lebensalter auf (der berühmte Schulterblick beim Auto- und Radfahren). Doch auch junge Leute können betroffen sein, beispielsweise wenn sie Handys oder Computer besonders lang und mit gesenktem Kopf nutzen.
In den meisten Fällen sind Nackenschmerzen nicht gefährlich und vergehen oftmals von selbst. Man unterscheidet akute (maximale Dauer bis 30 Tagen) und subakute Schmerzen (vier bis zwölf Wochen). Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet unter wiederkehrenden Problemen. Bei ungefähr zehn Prozent halten die Beschwerden länger als drei Monate an; dann gelten sie als chronisch.
Dauern die Schmerzen lange an, verschlimmern sie sich stark, kommen Fieber oder Kribbeln bzw. Taubheitsgefühl in den Armen oder Druck und Schmerz im Brustkorb dazu, ist ein Check beim Hausarzt oder der Orthopädin notwendig. Auch nach einem Sturz oder Schlag auf den Kopf sowie nach einem Unfall, bei dem die Halswirbelsäule gezerrt wurde (Schleudertrauma), sollte man sich untersuchen lassen.
Nackenschmerzen, die von ernsten Krankheiten wie Tumoren, Osteoporose, rheumatischen oder neurologischen Erkrankungen verursacht bzw. begleitet sind, liegen bei weniger als einem Prozent.
Anhaltende Belastung und gleichförmige Anspannung bestimmter Muskeln im Alltag oder bei der Arbeit führen zu einer dauerhaften Verhärtung. Manchmal genügt dann schon ein kalter Luftzug oder man wacht morgens nach dem Schlaf auf einem zu dicken Kissen auf – und nichts geht mehr.
Erste Hilfe: Wärme und/oder leichte, langsame Bewegungen des Kopfes in alle Richtungen; wiederholen Sie die Dehnungen mehrmals pro Tag. Massieren Sie in kreisenden Bewegungen die Stellen oberhalb der Schultern. Bei starken Schmerzen kann kurzfristig ein leichtes Schmerzmittel angebracht sein. Oberste Devise: keine Bettruhe, ein kleiner Spaziergang und vorsichtige Mobilisierung des Nackens tun besser!
Nacken- und Kiefermuskeln reagieren in besonderer Weise auf Stress und seelischen Druck. Viele Menschen halten ihre Kiefermuskeln ständig angespannt und pressen die Zähne zusammen – ohne es selbst zu bemerken. Auch nächtliches Zähneknirschen kann zu Fehlbelastungen im Bereich des Kauapparates führen. Dessen Muskulatur ist mit der Muskulatur des Nackens verbunden und kann dort schmerzhafte Verspannungen auslösen. Studien sagen, dass besonders im Beruf und in der Familie stark beanspruchte Frauen zwischen 30 und 45 Jahren den Stress (unbewusst) an den Zähnen auslassen.
Da helfen neben einer zahnmedizinischen Beratung spezielle Entspannungsübungen für den Kiefer, die bei aufrechter Körperhaltung regelmässig durchgeführt werden sollten.
Fahren Sie langsam, sorgfältig und kräftig mit der Zunge über die Zähne im Ober- und Unterkiefer. Wechseln Sie die Richtung, und machen Sie beide Varianten mehrmals hintereinander und mehrmals am Tag.
Setzen Sie sich bequem und aufrecht hin. Bewegen Sie den Unterkiefer nach unten und schliessen Sie den Mund wieder. Mehrmals wiederholen. Bewegen Sie den Kiefer nach links und rechts. Zur Kontrolle legen Sie die Mittelfinger auf die beidseitigen Kiefergelenke, welche sich in Höhe der Ohrläppchen befinden. Nach mehrmaligem Üben wird das Knackgeräusch im Kiefergelenk nachlassen. Atmen nicht vergessen!