Der Mineralstoff ist essenziell für den Menschen. Seine Anwendung als Heil- und Konservierungsmittel hat eine lange Tradition. Was man über das gelbe Element wissen sollte.
Autorin: Katja Chmelik, 10/19
Auch wenn der menschliche Körper zu rund 0,2 Prozent aus Schwefel besteht, so kann unser Organismus den Mineralstoff nicht selbst herstellen. Schwefel ist jedoch essenzieller Bestandteil physiologisch wichtiger Verbindungen wie etwa Aminosäuren. Schwefelhaltige Aminosäuren sorgen für tadellos funktionierende Gelenkknorpel, starke Sehnen, Muskeln und Knochen. Ohne Schwefel käme unser Bewegungsapparat kaum in Bewegung, denn auch das Bindegewebe wird dadurch elastisch. Die Aminosäuren Methionin und Cystein sind massgeblich am Zellaufbau beteiligt. Methionin hilft beim Fettabbau und der Regeneration der Leber.
Das Bindegewebe, Haare und Nägel weisen besonders viel Schwefel auf und brauchen ihn für ihr gesundes Funktionieren. Auch der Darm profitiert davon. Das bluthemmende Heparin und das Coenzym A, dessen Aufgabe die Energiegewinnung der Zellen ist, enthalten ebenso Schwefel.
Die in der Schwefelsäure vorhandenen Salze dienen der Entgiftung. Sie binden schädliche Stoffe, die dann mit dem Urin aus dem Körper geschwemmt werden. Schwefel sorgt nicht zuletzt für ein stabiles Immunsystem. Er gewährleistet den Transport des Spurenelementes Selen, das seinerseits Entzündungen, Infekten und Abnutzungserscheinungen entgegenwirkt.
Da wir Schwefel nicht im Körper bilden, ist es wichtig, dass wir uns regelmässig ausreichend davon zuführen. Das funktioniert in der Regel problemlos über die tägliche Ernährung, weil Schwefel in zahlreichen, meist eiweisshaltigen Nahrungsmitteln vorhanden ist. Bei ausgewogener, abwechslungsreicher Ernährung ist also kaum mit einer Mangelversorgung zu rechnen.
Lange bevor gesunde Ernährung zum Trendthema wurde, war Alfred Vogel der Meinung, dass die Ernährung die Basis für unsere Gesundheit bildet – und dass, ohne dabei auf den Genuss zu verzichten.
Die Rezeptideen von Assata Walter sind deshalb nicht nur saisonal, frisch und leicht umzusetzen, sie enhalten auch immer einen Ernährungstipp, der Ihnen hilft, sich natürlich und gesund zu ernähren.
Eine Überversorgung ist dann ein Problem, wenn man regelmässig eine zu grosse Menge an schwefelhaltigen oder mit Schwefelverbindungen haltbar gemachten Speisen verzehrt. Das kann die Aktivität einiger Enzyme bremsen. Reiner Schwefel schadet dem Körper übrigens nicht; was der Organismus nicht verarbeiten kann, wird wieder ausgeschieden.
Es gibt allerdings Schwefelverbindungen, die – je nach Intensität und Dauer des Kontakts – zu schweren Vergiftungen führen können: Schwefelwasserstoff (ein Gas, stinkt nach faulen Eiern), Schwefeldioxid (ein Gas, tritt meist bei Vulkanen und der Förderung fossiler Brennstoffe auf), Schwefelsäure (eine Säure, ätzend, Dämpfe reizen Schleimhäute und Atmung) und Schwefelkohlenstoff (Flüssigkeit, Langzeitvergiftung kann tödlich enden).
Bei der Verwendung von Schwefel zur Haltbarmachung von Lebensmitteln handelt es sich um zugelassene Zusatzstoffe. Dabei wird häufig Schwefeldioxid gasförmig oder in Wasser gelöst eingesetzt. Andere verwendete Schwefelverbindungen sind Sulfite.
Was bewirkt die Schwefelung? Zum einen verhindert sie das Braunwerden, d.h. Enzyme werden in ihrer Wirkweise gehemmt – Früchte behalten so länger ihre appetitliche Farbe. Zudem wird das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Hefen vermindert und der Fäulnis vorgebeugt. Nachteil: Das Obst verliert durch die Schwefelung an B-Vitaminen und Folsäure. (Tipp: Lieber zu ungeschwefelter Ware greifen!)
Ab einer Konzentration von 10 Milligramm pro Kilogramm oder 10 Milligramm pro Liter ist der Schwefelzusatz zu kennzeichnen. Was Konsumenten wissen sollten: Auf der Lebensmittelpackung ist die Verwendung von Schwefeldioxid mit E 220 deklariert. Werden Sulfit-Salze zugesetzt (z.B. Natriumsulfit), lautet die Kennzeichnung E 221. Die E-Nummern 222, 223, 224, 226, 227 und 228 verweisen auf weitere Sulfit-Salze.
Der Schwefelzusatz bei der Herstellung von Wein ist klar definiert, hier steht auf dem Etikett «enthält Sulfite».
Einige Beispiele für Lebensmittel mit Schwefelzusatz:
(Höchstmenge bezieht sich auf den Gehalt an Schwefeldioxid, Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit).
In der Regel werden als Konservierungsstoff verwendete Schwefelverbindungen gut vertragen: Ein körpereigenes Enzym ermöglicht eine schnelle Oxidation zu unbedenklichem Sulfat. Manche Menschen haben allerdings eine Unverträglichkeit gegenüber Schwefel respektive ein fehlendes Enzym, was zu gesundheitlichen Beschwerden führt. Bei Asthma und einer Sulfit-Allergie ist höchste Vorsicht geboten – es besteht Erstickungsgefahr.
Schwefel wird seit Jahrtausenden medizinisch verwendet. Explizit erklärt der ägyptische «Papyrus Ebers» von 1500 v. Chr. Schwefelanwendungen zur Behandlung von bakteriellen Augenentzündungen (Trachom) als äusserlich angewandtes Heilmittel.
Laut Europäischem Arzneibuch hat Schwefel bei der äusserlichen Anwendung abschuppende, antimikrobielle (antibakterielle, antifungale) und antiparasitäre Eigenschaften. Er trocknet die Haut leicht aus und kann die Wundheilung anregen. Die Naturheilkunde und alternative Medizin schreibt dem Schwefel neben einer antiseptischen und schwach entzündungshemmenden Wirkung auch bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen eine positive Wirkung zu und empfiehlt ihn als Badezusatz oder in Präparaten zur äusserlichen Anwendung, z.B. Seifen, Salben und Gele. Diese seien hilfreich bei Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Akne, bei Allergien oder Gelenkbeschwerden und zur Entgiftung. Der oralen Einnahme wird eine abführende Wirkung nachgesagt.
Schwefelbäder zählen zu den stärksten Reizen der Balneologie (Bäderkunde). Der enthaltene Schwefelwasserstoff wird vorwiegend über Haut und Schleimhäute aufgenommen. Wohlfühlbäder sind das nicht unbedingt immer – im Kurverlauf können schon mal Schmerzen und negative Begleiterscheinungen auftreten, ehe der Körperstoffwechsel sich umgestellt hat und die Selbstheilungskräfte (re-)aktiviert sind.
Wer daheim kuren möchte: In einem Schwefelbad von 37 bis 39 Grad sollten Sie, nach Absprache mit Ihrem Hausarzt, höchstens 20 Minuten lang liegen. In dieser Zeit wirkt der Schwefel in Form eines flüssigen Badezusatzes (gemäss Dosierungsanwendung ins Badewasser geben) auf den Körper. Die Gefässe erweitern sich, und das Bindegewebe erfährt eine intensive Durchblutung, die Talgproduktion wird gehemmt. Danach bitte heiss duschen, damit sich die Hautporen weit öffnen und die unangenehmen Schwefelduftstoffe wieder abgegeben werden. Anschliessend am besten eine Stunde ruhen.