Frauen haben eine Menge auszuhalten: Schmerzen bei der Menstruation, von Geburten ganz zu schweigen. Offenbar sind sie Studien zufolge aber auch schmerzempfindlicher als Männer, da ihr Nervensystem unterschiedlich «programmiert» ist. Einen wesentlichen Einfluss scheinen zudem die Hormone Östrogen und Progesteron auszuüben.
Autorin: Andrea Pauli
Klar: Nicht alle Frauen sind gleichermassen betroffen. Bestes Beispiel: die Wechseljahre. Manche leiden ganz schrecklich, andere kommen mühelos durch diese Phase der Veränderung. Eine markante Begleiterscheinung der hormonellen Umstellung ist bekanntermassen das Schwitzen. Tropfnass während des Tages von einem Moment auf den anderen oder schweissgebadet durch die Nacht – das stresst!
Zum Glück ist ein Kraut dagegen gewachsen: der Salbei. Die Pflanze ist gut erforscht: Blätter und Blüten von Salvia officinalis wirken nachweislich antibakteriell, pilz- und schweisshemmend. Gegen Hitzewallungen in den Wechseljahren fährt am besten zweigleisig und setzt auf innerliche wie äusserliche Anwendungen: Innerlich nimmt man Tee, verdünnte Tinktur oder ein Frischpflanzenpräparat in Tablettenform, äusserlich helfen Waschungen, z.B. unter den Achseln.
Übrigens können auch Männer von Hitzewallungen betroffen sein, etwa wenn sie infolge einer Prostatakrebsbehandlung mit Antiandrogenen behandelt wurden. Diese Stoffe hemmen das männliche Sexualhormon Testosteron. Zwischen 50 und 90 Prozent der behandelten Männer leiden unter solchen Hitzewallungen. Forscher des Universitätsspitals in Gent (Belgien) konnten zeigen, dass auch die Männer vom Extrakt der Salvia officinalis profitieren.
Der Name ist Programm: Der Frauenmantel gehört traditionell zu den hilfreichen Pflanzen bei verschiedenen weiblichen Beschwerden. Alchemilla vulgaris agg. wird beispielsweise bei zu langer, zu starker oder schmerzhafter Monatsblutung eingesetzt. Die Pflanze soll ausserdem den Unterleib kräftigen, die Geburt erleichtern und die Milchbildung fördern. Eingesetzt wird sie auch bei Brustspannen, Wochenbettdepressionen, Infektionen der Scheide und Weissfluss. Verwendet wird die ganze Pflanze. Für einen Absud nimmt man 1 Handvoll Frauenmantel pro Liter Wasser. Von einer Tinktur verwendet man dreimal täglich 10 Tropfen.
Als eines der wichtigsten Frauenkräuter gilt die Schafgarbe. Achillea millefolium wird bei Regelstörungen verwendet, bei Krämpfen, bei Wechseljahrbeschwerden, aber auch bei Magen-Darm-Problemen. Für die krampflösende Wirkung dürften die enthaltenen Flavonoide verantwortlich sein. Schafgarbenkraut kann je nach Indikation als Tee, Tinktur, Frischpflanzenpresssaft oder Trockenextrakt angewandt werden.
Verwendet werden die Blüten. Für einen Aufguss nimmt man 30 g pro Liter Wasser. Empfehlenswert sind 3 Tassen Tee pro Tag (nicht länger als eine Woche).
Ähnlich wie Hormone wirken die Inhaltsstoffe der Wurzeln der Traubensilberkerze im weiblichen Körper. Cimicifuga racemosa wird darum auch «Phyto-Östrogen» genannt. Die Pflanze kann teilweise den Ausfall der Östrogenproduktion während der Wechseljahre ausgleichen und so die damit verbundenen Beschwerden lindern. Ein gleichartige Wirkung stellte man auch beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) fest.
Ausserdem gleicht die Traubensilberkerze Reflexe des Nervensystems aus und wirkt vaskulär (die Gefässe betreffend) krampflösend.
Leider riecht die Pflanze nicht nur widerlich, sie schmeckt auch so. Es empfehlen sich darum Fertigprodukte und homöopathische Zubereitungen.
Ob man nun unter Herzklopfen leidet, unter Schlaflosigkeit, Schwindelgefühlen oder Darmkrämpfen, ob man seinen Eisprung normalisieren möchte, zu häufige Menstruationen regeln oder insgesamt das hormonelle Gleichgewicht im Körper ausbalancieren möchte – der Mönchspfeffer ist ein wunderbarer «Frauenversteher». Vitex agnus castus wird bereits seit der Antike zur Behandlung von prä- oder postmenstruellen Beschwerden bis hin zu Fruchtbarkeitsstörungen eingesetzt. Zur heute etablierten Therapieoption gehört er beim prämenstruellen Syndrom (PMS). Die klinische Wirksamkeit ist belegt.
Die Teezubereitung ist nicht üblich; verwendet wird Mönchspfeffer als Fertigpräparat oder in homöopathischen Komplexmitteln.
Die Gewürz- und Heilpflanze Anis wird traditionell aufgrund ihrer schleimlösenden Wirkung als Hustenmittel eingesetzt, kommt aber auch gegen Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Koliken und Krämpfe zum Einsatz. In einer iranischen Studie wurde die Wirksamkeit des Doldenblütlers gegen bestimmte weibliche Beschwerden zusammengetragen. Demnach wirkt Anis gegen Schmerzen nach der Geburt, Menstruationsbeschwerden, das Polyzystische Ovar-Syndrom sowie gegen Hitzewallungen, und es kann die Milchproduktion anregen. Verantwortlich für die Wirkung sind die schmerzstillenden, antientzündlichen, östrogenähnlichen und krampflösenden Eigenschaften. Anis wirkt auch positiv auf die Ausschüttung des Hormons Prolaktin, das die Milchbildung anregt und den Eisprung unterdrückt.
Zuletzt aktualisiert: 06-10-2022