Für zahlreiche Frauen besteht der grösste Vorteil der Menopause darin, dass der Empfängnisschutz jetzt endlich keine Rolle mehr spielt. Doch viele wiegen sich zu früh in Sicherheit und riskieren eine ungewollte Schwangerschaft. Gut, wenn man weiss, welche Verhütungsmethoden in den Wechseljahren möglich sind und wann die „Luft endlich rein ist“.
Autorin: Annette Willaredt
Die Wahrscheinlichkeit, mit über 45 Jahren noch auf natürlichem Wege schwanger zu werden, ist sehr gering. Der Hormonspiegel beginnt zu schwanken. Der Zyklus wird bei den meisten Frauen unregelmässiger, die Blutung fällt manchmal aus oder es treten Zwischenblutungen auf. Immer häufiger kommt es zu Zyklen, in denen kein Eisprung stattfindet. Und ohne Eisprung ist keine Schwangerschaft möglich. Aber: Ganz sicher kann sich eine Frau nicht sein, dass es zu überhaupt keinem Eisprung mehr kommt. Immerhin hat jede zweite Frauenärztin in ihrer Praxis schon eine Frau betreut, die mit über 50 noch Mutter wurde. 2016 brachten in Deutschland 67 Frauen mit über 50 noch ein Kind zur Welt, so die Statistik. Grundsätzlich gilt, dass eine Schwangerschaft möglich ist, solange noch Blutungen auftreten – wenn auch nur sporadisch. Erst wenn es bei unter 50-Jährigen zwei Jahre lang zu keiner Menstruation mehr kam, kann auf Verhütung ganz verzichtet werden. Bei über 50-Jährigen reicht ein Jahr aus. Schwierig ist eine solche Einschätzung allerdings für Frauen, die die Antibaby-Pille nehmen. Denn hier kommt es jeden Monat zu einer Abbruchblutung. Eine klare Aussage dazu, ob noch eine normale Blutung auftritt, lässt sich erst nach dem Absetzen der Pille treffen.
Doch was tun in der Zeit, bis man endlich Klarheit hat? Frauen, die die Pille nehmen, wurde lange Zeit meist empfohlen, sie mit 40 Jahren abzusetzen. Das sehen viele Ärzte heute nicht mehr so streng. Allerdings gibt es klare Einschränkungen. Weiter mit Kombinationspräparaten zu verhüten, die Östrogene und Gestagene enthalten, ist nur ratsam für Frauen, die nicht übergewichtig sind, keinen Bluthochdruck haben, nicht rauchen, keinen erhöhten Cholesterinspiegel haben und bei denen es in der Familie keine Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Thrombosen gab. Allerdings interessant für Frauen in den Wechseljahren ist, dass die Kombinationspräparate auch gegen Hitzewallungen wirken. Ob die Einnahme ratsam ist, sollte immer mit der Gynäkologin abgeklärt werden. Die oben genannten Einschränkungen gelten ebenfalls für den sogenannten Vaginalring. Er wird in die Scheide eingesetzt und gibt dort wie die „Pille“ kontinuierlich Hormone ab. Nach drei Wochen entfernt man den Ring, nach einer einwöchigen Pause kommt der nächste dran.
Etwas anders beurteilt werden hormonelle Verhütungsmethoden mit Gestagenen. Hier geht man davon aus, dass sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger erhöhen als die Kombipräparate. Zur Verfügung steht die niedrig dosierte Mini-Pille, die allerdings auf die Stunde genau eingenommen werden muss. Weitere rein gestagenhaltige Verhütungsmethoden sind Implantate oder die Dreimonatsspritze. Bei allen Varianten mit Gestagen kommt es allerdings oft zu Zwischenblutungen oder die Periode bleibt ganz aus. Einige Frauen klagen zudem über Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Gereiztheit, Pickel, Haarausfall und vermehrte Wassereinlagerungen. Etwas günstiger ist das Nebenwirkungsprofil bei der Hormonspirale (ebenfalls nur Gestagen). Sie liegt in der Gebärmutter und gibt dort fünf Jahre das Hormon ab. Das führt dazu, dass der Schleimpfropf im Gebärmutterhals zäher wird und Spermien nur sehr schwer durchkommen. Dazu wird der monatliche Aufbau der Gebärmutterschleimhaut stark vermindert. Ein eventuell doch befruchtetes Ei kann sich nicht einnisten. Und ausserdem wird dadurch die Blutung kürzer und schwächer. Nach vier bis sechs Monaten kommt die Blutung dann in vielen Fällen ganz zum Erliegen. Leider ist die Hormonspirale recht teuer. Sie kostet mit dem Einsetzen durch den Arzt 350 bis 500 Euro respektive Franken.
Viele Frauen haben es allerdings irgendwann satt, mit Hormonen zu verhüten. Zuverlässig vor einer Schwangerschaft schützt dann die Kupferspirale. Sie besteht aus einem Plastikteil in T-Form, das von dünnem Kupferdraht umwickelt ist. Dieser gibt ständig Kupferionen ab, die die Schleimhaut der Gebärmutter so verändern, dass sich kein Ei einnisten kann. Zudem hemmen sie die Beweglichkeit der Spermien. Erfahrungsgemäss kommt es jedoch mit der Kupferspirale oft zu längeren, stärkeren und schmerzhafteren Blutungen. Für Frauen, die ohnehin schon Probleme mit der Menstruation haben, ist diese Spirale deshalb weniger geeignet. Frauen, die sie gut vertragen, können damit verhüten, bis die fruchtbare Zeit ganz vorbei ist.
Ein rein mechanischer Schutz ist das Diaphragma, das vor dem Verkehr in die Scheide eingesetzt wird und den Muttermund verschliesst. Es bietet Sicherheit, wenn es vom Arzt angepasst und immer mit einer Spermien abtötenden Creme verwendet wird. Frauen, die mit ihrem Körper vertraut sind, kommen mit dieser Methode sehr gut klar. Schwierig kann das Einsetzen unter Umständen bei einer Gebärmuttersenkung sein. Auch Kondome sind eine gute Möglichkeit. Sie sind zwar längst nicht so sicher wie z.B. die Pille oder die Hormonspirale. Aber die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, ist bei Frauen über 40 ohnehin sehr gering.
Diese Methode fusst auf dem Wissen, dass eine Frau pro Zyklus nur an fünf bis höchstens sechs Tagen schwanger werden kann. Um die Zeit rund um den Eisprung zu ermitteln, wird morgens die Körpertemperatur gemessen (eventuell unter Mithilfe eines entsprechenden Minicomputers) und notiert. Ab dem dritten Tag nach einem Temperaturanstieg um rund ein halbes Grad beginnt die unfruchtbare Phase nach dem Eisprung. Ein weiteres Indiz ist der sogenannte Zervixschleim am Muttermund. Er verändert sich kurz vor dem Eisprung, die Menge nimmt etwas zu, dazu wird er klarer und dünnflüssiger, also für Spermien durchgängiger. An fruchtbaren Tagen kann der Schleim zwischen den Fingern zu einem Fädchen gezogen werden. Kombiniert man Temperaturmesser und Schleimkontrolle, ist die Methode relativ sicher und auch für Frauen in den Wechseljahren eine Alternative. Wird allerdings der Zyklus sehr unregelmäßig und fällt die Menstruation immer häufiger zwei oder gar drei Monate aus, gibt es lange Phasen der Unsicherheit, in denen man z.B. mit Kondomen verhüten muss. Deshalb ist die Methode dann nicht sehr komfortabel. Ganz ungeeignet ist sie, wenn eine Frau Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden einnimmt.
„Natürlich“ ist auch die Verhütung mit einem Verhütungscomputer und Teststreifen, die die Hormonwerte im Urin messen. Der Computer wertet die Daten aus und signalisiert, ob die Frau gerade fruchtbar ist oder nicht. Diese Methode ist nicht geeignet, wenn der Zyklus instabil ist oder wenn eine Frau Hormone einnimmt.
Die sicherste Form der Verhütung ist die Durchtrennung bzw. das Abklemmen der Eileiter, also die Sterilisation. Lustempfinden und Hormonproduktion werden dadurch nicht beeinträchtigt. Auch der Ablauf der Wechseljahre verändert sich dadurch nicht. Aber für den Eingriff, der meist durch einen Einstich in der Nähe des Bauchnabels vorgenommen wird, ist eine Vollnarkose nötig. Wie bei jeder Operation im Bauchraum kann es zu Komplikationen wie Blutungen, Verletzungen von Gefässen oder Organen sowie zu Entzündungen kommen. Frauen sollten überlegen, ob sie eine solch endgültige Operation wollen. Psychische Probleme nach diesem Eingriff sind nicht selten. Dazu kommen die Kosten, die die Frau in Deutschland in der Regel selbst tragen muss; eine Unterbindung gehört nicht zu den kassenpflichtigen Leistungen. In der Schweiz werden Kosten mit einer passenden Zusatzversicherung bis zu 75 Prozent übernommen.
Noch neu ist ein Verfahren, bei dem die benötigten Instrumente durch die Scheide in die Gebärmutter eingeführt werden. Es kann unter lokaler Betäubung und ambulant durchgeführt werden. Noch fehlen hier langfristige Studien, doch es scheint, dass diese Methode nicht ganz so sicher ist wie die konventionelle. Für Frauen, die in einer festen Partnerschaft leben, ist es eventuell sinnvoller, wenn sich der Mann zu einer Sterilisation entschliesst. Bei ihm ist der Eingriff einfacher und sehr viel preisgünstiger.