In den Wechseljahren stellen viele Frauen fest, dass ihre Blase nicht mehr so funktioniert wie früher. Bei der einen tröpfelt es, wenn sie nur hustet. Die andere hat keinen Spass mehr an einem Einkaufsbummel, weil in kurzen Abständen der Drang besteht, auf die Toilette zu gehen. Helfen können dann verschiedene Heilpflanzen.
Autorin: Annette Willaredt, 12/21
Blasenschwäche, von Medizinern Inkontinenz genannt, ist in den Wechseljahren ein häufiges Problem. Die Eierstöcke stellen in dieser Lebensphase nach und nach die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen ein. Der sinkende Östrogenspiegel schwächt das Gewebe, davon betroffen ist nicht nur der Schliessmuskel der Blase sondern auch das umliegende Bindegewebe und der Beckenboden. Die häufigste Form ist die sogenannte Stress- oder Belastungs-Inkontinenz. Hier geht der Urin immer dann ab, wenn etwas Druck auf den Unterleib ausgeübt wird, also beispielsweise beim Husten, Niesen, Lachen oder sportlicher Betätigung. Eine weitere, nicht ganz so verbreitete Form ist Drang-Inkontinenz. Hier haben die Betroffenen ständig das Gefühl, die Blase sei voll. Sie wagen es deshalb oft nicht mehr, sich allzu weit von einer Toilette zu entfernen. In beiden Fällen lohnt es sich, einen Versuch mit Heilpflanzen zu wagen. Wichtig dabei: Die Wirkung setzt immer erst nach einiger Zeit ein. Mindestens 14 Tage, oft sogar einen Monat dauert es, bis man deutlich eine Besserung spürt.
Die Goldrute wird schon seit dem Mittelalter bei Blasenproblemen eingesetzt. Durch den hohen Gehalt an ätherischen Ölen und Flavonoiden wirkt sie beruhigend auf das Gewebe. Zusätzlicher Vorteil: Die Goldrute wirkt entzündungshemmend und hartreibend. Sie spült Keime schnell aus. Für einen Tee einen Teelöffel Goldrute mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, zehn Minuten ziehen lassen. Zwei bis drei Tassen täglich trinken. Wichtig: Frauen mit einer eingeschränkten Nieren- oder Herztätigkeit sollten vor einem täglichen Genuss von Goldrute-Tee besser ärztlichen Rat einholen.
Heublumen stammen von Berg- oder Magerwiesen und sind eine Mischung aus Süssgräsern, verschiedenen Kleearten und Wiesenblumen. Enthaltene Wirkstoffe wie Flavonoide, Cumarine, Gerbstoffe und ätherische Öle regen die Durchblutung an und wirken beruhigend auf das Gewebe. Es gibt verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Bei einem Bad gelangen die Inhaltsstoffe über die Haut in den Körper. Dafür fünf Esslöffel der Pflanzenmischung mit 500 ml kochendem Wasser übergossen. Fünf bis zehn Minuten ziehen lassen, dann ins Badewasser abseihen. Zehn bis höchstens 15 Minuten baden, anschliessend gut zugedeckt ausruhen. Das Bad einmal pro Woche durchführen. Eine Alternative ist das Heublumensäckchen. Dazu wird die Heublumenmischung in ein Leinensäckchen gefüllt und verschlossen. Dann im Dämpfeinsatz über einem mit Wasser gefüllten Kochtopf erhitzen und befeuchten. So weit abkühlen lassen, dass man die Wärme gerade noch gut auf der Haut erträgt. Das Säckchen auf den Unterleib legen, mit einem Tuch oder einer Decke abdecken. Das Säckchen einwirken lassen bis es abgekühlt ist. Vorsicht! Für Menschen mit einer Pollenallergie oder Herz-Kreislauf-Problemen sind Heublumen nicht geeignet.
Frauen, die auf die Wechseljahre zugehen, sollten möglichst viel Hafer zu sich nehmen, z.B. als Flocken im Müsli. Das Getreide enthält Phytoöstrogene. Sie gleichen zu einem kleinen Teil den sinkenden Östrogenspiegel aus und beugen so einer Blasenschwäche vor.
Der Ackerschachtelhalm, auch Zinnkraut genannt, ist sehr reich an Kieselsäure. Dieses Mineral ist entscheidend für ein starkes Bindegewebe. Der regelmässige Genuss von Ackerschachtelhalm-Tee kann deshalb auch bei der Kräftigung des Bindegewebes in der Blasenumgebung helfen. Er lindert Blasenschwäche, häufigen Harndrang und auch Blasenkrämpfe. Für den Tee ein bis zwei Teelöffel getrocknetes Kraut mit 150 ml kochendem Wasser übergiessen, den Ansatz ca. 20 Minuten köcheln lassen, damit sich die Kieselsäure löst, dann abseihen. Täglich drei Tassen frisch zubereiteten Tee trinken. Besonders gut schmeckt der Tee nicht, trotzdem sollte man ihn nicht süssen. Besser: andere Kräuter wie Pfefferminze oder Kamille zufügen, das beeinträchtigt die Wirkung nicht.
Eine Entzündung der Blase erhöht das Risiko, eine Blasenschwäche zu entwickeln. Ausserdem werden Frauen in den Wechseljahren zunehmend anfälliger für eine solche Entzündung. Der Grund: Die Schleimhaute in der Blase sind nicht mehr so gut durchblutet wie früher, sie werden deshalb trockener und empfindlicher. Es lohnt sich deshalb, vorzubeugen. Das gelingt mit dem Saft von Cranberries oder Preiselbeeren. Die Früchte enthalten Stoffe, die das Anheften von Keimen an der Blasen-Schleimhaut und in den Harnwegen unterbinden. Ideal ist es, jeden Tag ein grosses Glas zu trinken.
Sie werden zwar meist Männern mit Prostataproblemen empfohlen. Aber Kürbissamen sind auch für Frauen sehr wertvoll. Die enthaltenen Phytosterole sowie ungesättigte Fettsäuren stärken zum einen das Gewebe der Blase. Zum zweiten wirken sie regulierend und beruhigend auf die Schleimhäute. In Studien waren Kürbissamen vor allem bei Patienten gut wirksam, die schon bei einer nur leicht gefüllten Blase einen Harndrang verspüren. Zwar haben die Samen von jeder Kürbisart einen gewissen Effekt. Zur Therapie eingesetzt werden sollte aber der Steirische Ölkürbis der auch Arzneikürbis genannt wird. Empfohlen wird die tägliche Einnahme von ein bis zwei Esslöffeln Kürbissamen. Alternativ gibt es Kapseln mit Extrakten in der Apotheke.