Eisen ist essenziell – für Wachstum, Energie und gesunde Entwicklung. Je nach Alter, Ernährungsstil und Allgemeinzustand kann es bei der Versorgung zu Problemen kommen. Auch die Wechseljahre können eine Rolle spielen.
Autorin: Ingrid Zehnder/paa, 01/10
Das Spurenelement ist lebensnotwendig. Winzigste Mengen entscheiden über Wohlbefinden oder Mangelerscheinungen. Es wird nicht im Körper produziert, sondern muss von aussen zugeführt werden – im Normalfall über die Ernährung. Erste Anzeichen für einen Eisenmangel äussern sich als Blässe, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Grössere Defizite können zu Konzentrationsstörungen, Schwindel und Infektanfälligkeit führen. Auch trockene Haut, Haarausfall, brüchige Nägel, rissige Mundwinkel und Zungenbrennen können auf Eisenmangel hinweisen. Doch sind diese Symptome so unspezifisch, dass nur geeignete Blutuntersuchungen im Labor klarstellen können, ob es sich tatsächlich um ein Eisendefizit handelt.
Dem Blutverlust während der monatlichen Periode ist es zuzuschreiben, dass Frauen generell häufiger unter einem Eisenmangel leiden als Männer. Doch wie entsteht ein Eisenmangel in den Wechseljahren? Gerade die frühen Jahre des Klimakteriums sind häufig mit starken Blutungen während der Periode verbunden. In Folge der Hormonumstellung kommt es bei zahlreichen Frauen vermehrt zu gutartigen Gewebeveränderungen in der Gebärmutterschleimhaut und in der Muskelschicht der Gebärmutter. Im ersten Fall spricht man von sogenannten Polypen, im zweiten Fall von Myomen. Sie sind oftmals der Grund für starke Blutungen während der Periode – und bedingen somit nicht selten einen Eisenmangel in den Wechseljahren.
Von einer guten Versorgung mit Eisen hängen die körperliche und geistige Fitness und auch die Stärkung der Abwehrkräfte ab – für Frauen in der Menopause besonders wichtig.
Das Mineral wird für die Blutbildung benötigt: Gibt es nicht ausreichend davon, kann der rote Blutfarbstoff Hämoglobin nicht genügend gebildet werden. Die wichtigste Aufgabe besteht im Sauerstofftransport. Der über die Lungen aufgenommene Sauerstoff wird mithilfe des Eisens in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) an den Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden. Mit dem Blut wird der zwingend benötigte Sauerstoff im Körper verteilt, wo er in den Organen bzw. allen Zellen zur Energiegewinnung genutzt wird. Ein kleinerer Teil des Eisens befindet sich im Muskelfarbstoff Myoglobin, dem Sauerstoffspeicher des Muskelgewebes. Zudem sind einige, für den Stoffwechsel wichtige Enzyme von Eisen abhängig.
Eisen aus dem Blut bindet an ein in der Leber gebildetes Eiweiss, das sogenannte Transferrin, welches für den Transport in die Organe und Gewebe zuständig ist. Wird Eisen gespeichert, kommt Ferritin ins Spiel. Dabei handelt es sich um einen Proteinkomplex, der Eisen speichern kann. Ferritin, auch Depot-Eisen genannt, befindet sich hauptsächlich in der Leber, der Milz und im Knochenmark. Der Eisengehalt von Transferrin und Ferritin kann im Blutserum gemessen werden und wird – neben dem Eisen- und Hämoglobinwert – in der Diagnostik genutzt.
Die täglich im Körper zirkulierende Eisenmenge ist wesentlich grösser als der Eisenverlust oder die Eisenaufnahme: Bei einer gesunden Frau sind es zwischen zweieinhalb und drei Gramm. Geringe Verluste entstehen täglich durch die natürliche Abschilferung von Hautzellen, über Schweiss, Urin und Stuhl.
Aufgenommen wird Eisen über die Nahrung und vorwiegend im Magen und Dünndarm extrahiert. Allerdings wird nur ein Bruchteil – man rechnet mit 10 bis 15 Prozent – des in der Nahrung enthalten Eisens tatsächlich aufgenommen. Wie gross der Anteil des im Körper verwerteten Eisens ist, hängt von der Art der Ernährung, vom akuten Bedarf und der Füllung der Eisenspeicher ab. Durch verstärkte bzw. verminderte Aufnahme kann sich der Körper normalerweise einige Zeit selbst vor einem Mangel bzw. einem Zuviel an Eisen schützen. Dies geschieht u.a. durch das Peptid Hepcidin, dessen Produktion in der Leber je nachdem gesteigert oder gedrosselt wird.
Das Spurenelement liegt in tierischer und pflanzlicher Nahrung in zwei verschiedenen chemischen Verbindungen vor. Am wirkungsvollsten wird zweiwertiges oder auch Häm-Eisen resorbiert; es kommt in einer leicht verfügbaren Form vor allem in Fleisch, Fleischwaren und Fisch vor. Bei sonst ausgewogener Ernährung reichen ein bis zwei Fisch- oder Fleischmahlzeiten pro Woche aus, um einem Eisenmangel vorzubeugen.
Pflanzen enthalten dreiwertiges Eisen, auch Nicht-Häm-Eisen genannt, welches im Darm erst zu zweiwertigem Eisen umgebaut (in der Fachsprache: reduziert) werden muss und weniger gut verwertbar ist. Doch auch vegetarisch oder vegan lebende Menschen müssen einen Eisenmangel nicht befürchten. Es gibt Nahrungsstoffe, welche die Eisenaufnahme verbessern, falls sie gleichzeitig mit den pflanzlichen Lebensmitteln verzehrt werden. Eine bedeutende Rolle spielt Vitamin C (in Früchten, Gemüsen, Fruchtsäften), welches die Bioverfügbarkeit von Eisen aus Pflanzen erheblich steigern kann. Weitere, sogenannte stimulierende Faktoren sind Milchsäure, Zitronensäure, Vitamin A und Betacarotin.
Auch Pflanzenextrakte (Brennnesseln) und homöopathische Mittel können eine bessere Eisenverwertung unterstützen. Vegetarierinnen und Veganerinnen, die ihre Lebensmittel geschickt wählen und kombinieren, haben meist Eisenwerte im gesundheitlich unbedenklichen, wenn auch unteren Normbereich.
Die gesundheitlichen Vorteile einer vegetarischen oder veganen Ernährung sind vielfältig und unbestritten. Es gibt allerdings in pflanzlicher Nahrung leider auch bestimmte Stoffe, welche die Eisenabsorption behindern. Dazu gehören Polyphenole/Tannine in Kaffee, grünem und schwarzem Tee, Hülsenfrüchten, Trauben und Wein; Phytate/Phytinsäure (besonders viel:) in Getreidekleie, Vollkornprodukten, Haferflocken, Erdnüssen, Weizenkeimen, Sojabohnen, weissen Bohnenkernen; Calcium in Milch und Käse; künstliche Phosphate, z.B. in Fertiggerichten, Cola und Limonade, sowie Oxalsäure, z.B. in Rhabarber, Mangold oder Sommerspinat.
Die Rolle von Phytaten, sekundären Pflanzenstoffen, als «Mineralstoffräuber» wird seit langem kontrovers diskutiert. Man kann aber davon ausgehen, dass speziell Vitamin C deren negative Wirkung auf die Eisenaufnahme abschwächt. Wenn Vegetarier diese Getränke und Lebensmittel nicht im Übermass verzehren bzw. einen Abstand von zwei Stunden zur eisenhaltigen Mahlzeit einhalten, ist auch ihre Eisenversorgung nicht in Gefahr. Ein Glas Orangen-, Karotten-, Johannisbeersaft oder Molkenkonzentrat zum fleischlosen Essen verbessert die Aufnahme von Eisen signifikant.
Bei Frauen nach den Wechseljahren (postmenopausal) wird häufig eine Anämie (Blutarmut) festgestellt, wie eine Analyse zeigt. Grund: Meist sind es Ernährungsmängel, welche auch durch Nahrungsergänzungsmittel nicht ausgeglichen werden können. Die Analyse stammt aus Daten der grossen Women's Health Initiative (WHI), welche unter anderem gesundheitliche Aspekte wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Osteoporose an älteren Frauen untersucht.
90 000 Frauen im Alter zwischen 50 und 79 wurden während neun Jahren regelmässig zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt, respektive wurde deren Ernährungstagebuch analysiert. Die Forscher suchten Hinweise dafür, warum bei Frauen mit zunehmendem Alter häufig eine Anämie (Blutarmut) festgestellt wird. Es zeigte sich, dass bei vielen Frauen drei wichtige Ernährungsfehler vorlagen: Zu geringe Zufuhr von Eisen, Vitamin B12 und Folsäure. Mit diesem Mangel steigt das Anämie-Risiko um 10 bis 20 Prozent.
Ohne nachgewiesenen Eisenmangel sollten Eisenpräparate niemals vorbeugend eingenommen werden.
Ein Speichereisenmangel (Stadium I) liegt vor, wenn durch eine zu geringe Aufnahme bzw. erhöhte Verluste auf die Eisenspeicher (Ferritin) zurückgegriffen wird. In einem solchen Fall sind kaum Symptome zu erwarten, und eine eisenreichere Ernährung wird angeraten.
Beim funktionellen Eisenmangel oder Eisenmangel ohne Anämie (Stadium II) reicht die Eisenversorgung der Vorläuferzellen zur Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark nicht mehr aus; die Körperzellen erhalten zu wenig Eisen. Allerdings sind die Hämoglobinwerte (Hb-Werte) noch normal, was bedeutet, dass genug Sauerstoff verteilt werden kann. Auf ärztlichen Rat kann in diesem Fall auf oral einzunehmende Eisenpräparate zurückgegriffen werden; sie müssen über längere Zeit und genau nach Vorschrift eingenommen werden.
Eisenmangelanämie (Stadium III) oder Eisenmangel mit Blutarmut: Die Eisenspeicher reichen nicht mehr aus für die normale Bildung und Entwicklung der roten Blutkörperchen. Die ungenügende Eisenversorgung der Körperzellen ist bereits so ausgeprägt, dass letztendlich auch der Hämoglobinwert sinkt. Schwere Eisenmangelanämien sind selten und meist auf eine gravierende Erkrankung zurückzuführen. Zunächst müssen mögliche Grunderkrankungen diagnostiziert und behandelt werden.
Die Standardbehandlung besteht in der Gabe von Eisenpräparaten (Filmtabletten, Dragées, Tropfen). Nur bei Unverträglichkeit oder fehlender Wirkung, bei chronischen Darm- und Nierenerkrankungen sollten Injektionen (kleinere Mengen) oder Infusionen (grössere Mengen) gegeben werden. Eisenbehandlungen haben nicht selten Nebenwirkungen. Der schwarz gefärbte Stuhl bei den Präparaten ist völlig harmlos, doch kann es auch zu Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung kommen. Infusionen können zudem schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen.