Die Sexualität ist in jedem Lebensalter ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung. Doch wenn sich bei einem Mann mit zunehmendem Alter die Prostata vergrössert, kann das auch Störungen der Potenz verursachen. Belastet das die betroffenen, sollten sie nicht zögern, einen Arzt Aufzusuchen. In fast allen Fällen gibt es Hilfe.
Autorin: Annette Willaredt
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, gehört zu den männlichen Geschlechtsorganen. Sie ist etwa kastaniengross und liegt im kleinen Becken zwischen Enddarm und Blase. Sie umschliesst die Harnröhre, die den Urin von der Blase durch den Penis führt. Die Drüse produziert einen Grossteil der Flüssigkeit, in denen sich die Spermien nach einem Samenerguss (Ejakulation) bewegen.
Den meisten Männern wird ihre Prostata allerdings erst bewusst, wenn sie Probleme verursacht. Die Drüse vergrössert sich mit den Jahren nämlich fast immer. Dieses Wachstum geht sehr langsam vor sich und ist in den meisten Fällen gutartig (benigne Prostatahyperplasie). Trotzdem kann es verschiedene Störungen hervorrufen. Sie machen sich meist erst im Alter von über 60 Jahren bemerkbar, seltener sind auch jüngere Männer betroffen.
Am bekanntesten ist, dass die Männer in diesem Fall Schwierigkeiten beim Wasserlassen bekommen. Der Harnstrahl ist nicht mehr so kräftig wie früher. Die Blase kann oft nicht mehr vollständig entleert werden. Ausserdem kommt es oft zu einem ständigen Harndrang, auch in der Nacht. All das liegt an dem wachsenden Prostatagewebe, das nach und nach die Harnröhre einengt. Allerdings fliesst auch das Sperma durch die Harnröhre, sein Weg kann also ebenfalls behindert sein. Dazu kommt, dass die Prostata auch in ihrem Inneren anschwillt. Dies verändert die Ausführungsgänge der Samenflüssigkeit. Aus diesen beiden Gründen kann es bei einer stärkeren Vergrösserung der Drüse zu Störungen bei der Ejakulation kommen. Mögliche Symptome: Die Spermamenge fällt geringer aus oder die Ejakulation bleibt sogar ganz aus. Männer verunsichert es dann oft, wenn ihr Körper nicht mehr funktioniert wie gewohnt. Doch schon alleine diese Unsicherheit ist der Feind einer entspannten Sexualität. Betroffene sollten lernen, die Veränderungen in ihrem Körper zu akzeptieren. Dabei hilft vielleicht der Gedanke, dass nicht die Ejakulation das Wesentliche ist, sondern die gemeinsame Freude am Sex mit der Partnerin. Auf jeden Fall sollten Betroffene offen mit ihrer Lebenspartnerin reden. Verdrängt ein Mann seine Probleme, sind sie deshalb nicht verschwunden. Sie arbeiten im Unterbewusstsein und können dann auch die Sexualität belasten.
Schwieriger wird es, wenn die Ejakulation dem Mann Schmerzen bereitet. Das kann alleine daran liegen, dass die Samengänge stark verengt sind. Manchmal hat sich aber auch zusätzlich eine Entzündung in der vergrösserten Prostata entwickelt. Eine solche Prostatitis kann viele Ursachen haben. Ein möglicher Auslöser sind Bakterien. Auch Störungen bei der Entleerung der Blase sind oft schuld, denn dadurch gelangt Urin in die Drüsengänge, die das Gewebe angreifen. Was aber auch ein Grund sein mag: Tut es einem Mann immer wieder weh, wenn das Ejakulat ausgestossen wird, hat er bald berechtigterweise Angst vor dem Höhepunkt. Angst indessen hemmt die Lust. Häufig gelingt es Männern dann nicht mehr, ihre Erektion länger zu halten. Manchmal wird das Glied auch gar nicht mehr steif. Bei schmerzhaften Ejakulationen sollten Betroffene deshalb immer einer Urologen aufsuchen. Er kann die richtige Diagnose stellen und eine Behandlung einleiten. Zusätzlich ist es ratsam, reichlich zu trinken, um mögliche Erreger schnell wieder auszuspülen. Wohltuend ist ausserdem Wärme. Sie fördert die Durchblutung und wirkt Verkrampfungen der Beckenmuskulatur entgegen. Zu empfehlen sind z.B. heisse Sitzbäder. Auch das Auflegen einer Wärmflasche oder eines feucht-warmen Umschlags auf den Unterleib ist sehr wirksam.
Die meisten Männer reden ungern über Potenzschwierigkeiten – weder mit dem Arzt oder der Partnerin. Das Thema ist immer noch mit viel Scham behaftet. Viele ziehen sich lieber zurück und tun so, als hätten sie an Sex kein Interesse mehr. Zum Arzt gehen sie meist nur, wenn sie durch die vergrösserte Prostata Beschwerden beim Wasserlassen haben. Verschrieben werden dann oft sogenannte Alpha-Blocker. Sie wirken auf den auf den Blasenhals und die Muskulatur der Harnblase. Dadurch wird das Wasserlassen erleichtert. Diese Medikamente sind sehr wirksam. Sie können allerdings eine Nebenwirkung haben, die sogenannte retrograde Ejakulation. Das heisst, dass die Samenflüssigkeit nicht nach aussen, sondern in die Harnblase gelangt. Der Grund: Der Schliessmuskel schliesst die Harnblase beim Samenerguss nicht ab wie normal. Andere negative Einflüsse auf die Sexualfunktion haben diese Mittel nicht. Es kommt zwar manchmal zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen, diese klingen aber nach längerer Einnahme oft ab.
Häufig eingesetzt werden auch 5-Alpha-Reduktasehemmer. Sie führen dazu, dass die vergrösserte Drüse wieder schrumpft. Das hat zwar einerseits eine Linderung der Symptome zur Folge – also auch der Störungen der Potenz. Andererseits können diese Medikamente nach längerer Behandlungsdauer allerdings Ejakulations- und Erektionsprobleme zur Folge haben. Laut Studien sind davon rund 30 Prozent der Patienten betroffen. Männer sollten also gemeinsam mit dem behandelnden Arzt gut abwägen, welche Therapie für sie die richtige ist. Sanft wirken bei Problemen mit dem Wasserlassen pflanzliche Präparate auf der Basis von Kürbissamen oder Sägepalmenfrüchten.