Eine gutartige Vergrösserung der Prostata tritt sehr häufig auf. Zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr sind rund 20 Prozent der Männer betroffen. Bei den über 70-Jährigen sind es sogar rund 70 Prozent. Um die oft auftretenden Beschwerden zu lindern, hat sich auch die Pflanzenheilkunde bewährt.
Autorin: Annette Willaredt 08/19
Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse umschliesst den oberen Teil der Harnröhre. Beim jungen Mann ist sie etwa so gross wie eine Kastanie. Je älter ein Mann wird, desto mehr nimmt die Anzahl der Prostatazellen zu, die Drüse wächst. Häufig engt sie dadurch die Harnröhre ein. Erste Beschwerden bemerken Männer meist ab dem 50. Lebensjahr. Typisch sind Probleme beim Wasserlassen. Der Harnstrahl ist nicht mehr so kräftig wie früher. Es tröpfelt oft nach. Die Männer haben das Gefühl, die Blase nicht mehr richtig entleeren zu können. Und besonders lästig: der häufige Harndrang. Viele Männer müssen deshalb sogar in der Nacht mehrfach aufstehen. Eine solche gutartige Prostatavergrößerung, auch benigne Prostatahyperplasie (BPH) genannt, ist nicht gefährlich. Doch Betroffene wünschen sich dringend eine Linderung der Beschwerden. Hier kann die Phytotherapie einiges ausrichten.
Studien belegen beispielsweise den positiven Effekt von Kürbiskernen. Sie enthalten wertvolle Stoffe, die auf die Prostata Einfluss nehmen. Die wichtigsten sind die Phytosterine bzw. Phytosterole, zu denen das Beta-Sitosterin zählt. Seine genaue Wirkweise ist nicht vollständig geklärt. Die Forscher nehmen an, dass es die Umwandlung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron in eine andere Substanz (Dihydrotestosteron) hemmt. Diese wird vor allem für das Wachstum der Prostata verantwortlich gemacht. Dazu stecken in den kleinen Samen noch weitere gesunde Inhaltsstoffe wie ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E, Beta-Carotin, Magnesium, Eisen Zink und Selen. Laut Untersuchungen kann der Mix in den Kernen zellschädigende, freie Radikale unschädlich machen und entzündliche Prozesse hemmen. Schon der Verzehr von zwei bis drei Esslöffeln täglich kann einer gutartigen Vergrösserung der Prostata entgegenwirken und Beschwerden beim Wasserlassen lindern. Kürbiskerne lassen sich pur und über den Salat oder das Müsli gestreut geniessen. Ausserdem kann das leckere, leicht nussig schmeckende Kürbis-Öl in der Küche verwendet werden. Nebenwirkungen werden sehr selten beobachtet. Manchmal kommt es zu leichten Magen-Darm-Problemen.
Die pflanzlichen Hormone (Phytosterole oder Phytosterine) finden sich ebenfalls in den Früchten der Sägepalme. Zudem stecken in den Samen, die auch Sabal-Früchte genannt werden, zusätzlich langkettige Zuckermoleküle, Flavonoide und pflanzliche Öle. Eine Studie an der Universität Zürich zeigt, dass die regelmäßige Einnahme sowohl Prostatabeschwerden, als auch die damit oft verbundenen sexuellen Funktionsstörungen bessern kann. Die Extrakte bremsen die Grössenzunahme der Drüse. Es gibt zudem Hinweise, dass sich mit dem Sabal-Wirkstoff auch einer Entzündung der Vorsteherdrüse vorbeugen lässt. Extrakte aus der Sägepalme sind sehr gut verträglich. Verwendet werden Fertigpräparate in Form von Tabletten, Kapseln oder Tinkturen. Aus den Früchten Tee zuzubereiten, bringt nichts, weil die wesentlichen Inhaltsstoffe fett- und nicht wasserlöslich sind.
Gut untersucht ist die Wirkung der Brennnesselwurzel. Wieder ist es hier der Stoff Beta-Sitosterin, der wohl die Hauptrolle bei der positiven Wirkung auf die Prostata spielt. Enthalten sind in der Wurzel aber auch Lignane, Lecitine und Polysaccharide. Diese Substanzen hemmen gemeinsam das Wachstum der Drüsenzellen und wirken entzündungshemmend. Zudem helfen sie, wenn der Urin nicht problemlos abgeht.
Ebenfalls wirksam scheinen Extrakte aus Gräserpollen. Sie können zwar die Vergrösserung der Prostata nicht direkt beeinflussen. Doch sie lindern die dadurch verursachten Beschwerden beim Wasserlassen. Vor allem unterstützen die Pollen dabei, die Blase vollständig entleeren zu können. Auch sie enthalten die wichtigen Phytosterine, kombiniert mit wertvollen Aminosäuren.
Wichtig für betroffene Männer: Auch wenn die pflanzlichen Mittel gut helfen, sollten sie sich bei Problemen mit dem Wasserlassen immer an einen Arzt wenden, damit er klären kann, dass es sich wirklich „nur" um eine gutartige Vergrösserung der Prostata und keine anderen Ursachen vorliegen.
Weil es bei einer vergrösserten Prostata oft nicht gelingt, die Blase vollständig zu entleeren, können sich leicht Keime vermehren und einen Blaseninfekt hervorrufen. In diesem Fall helfen z.B. Roggenpollen. Sie blockieren die Entzündungsstoffe in den Harnwegen, das gereizte Gewebe schwillt ab. Dadurch lässt der Druck auf die Harnwege nach. Auch die Brennnessel ist hier noch einmal zu nennen. Ihre Blätter enthalten viele Flavonoide, Säuren und Gerbstoffe. Ein Tee ist ideal für eine Durchspülungstherapie bei Harnwegsentzündungen.
Vermeiden sollte man einen Zinkmangel, wenn die Prostata gesund bleiben soll. Das Spurenelement findet sich z.B. in Rindfleisch, Krabben, Haferflocken und Hülsenfrüchten. Wichtig sind ausserdem die beiden Radikalfänger Vitamin E und Beta-Carotin. Eine Untersuchung der Universität Helsinki ergab, dass eine gute Versorgung mit diesen Stoffen die Gefahr für eine gutartige Prostataerkrankung um rund 32 Prozent senkt. Gute Quellen sind z.B. Karotten, Spinat, Aprikosen und Kürbisse. Empfohlen wird mindesten eine Portion Gemüse pro Tag.
Studien legen nahe, dass Lycopin, das aus Tomaten und vor allem Tomatenprodukten (z.B. Tomatenmark) aufgenommen wird, ein Schutzfaktor vor Prostatakrebs sein könnte.
2014 zeigte eine Befragung von fast 50 000 Fachleuten im Gesundheitswesen, dass ein höherer Verzehr lycopinhaltiger Nahrungsmittel wie Tomaten(-produkte), Wassermelone oder Grapefruit mit einer verminderten Gefässneubildung durch den Tumor und einem niedrigeren Risiko für tödlichen Prostatakrebs assoziiert ist. Eine Übersichtsarbeit über grosse Beobachtungsstudien aus 2017 ergab, dass eine höhere Lycopinaufnahme und ein höherer Lycopin-Blutspiegel mit einem reduzierten Prostatakrebsrisiko in Zusammenhang stehen könnte: Jedes Erhöhen der Lycopin-Aufnahme um 2 Milligramm war mit einer Senkung des Erkrankungsrisikos um 1 Prozent verbunden.
Wissenschaftler werteten 2016 Daten aus 26 Studien mit insgesamt über 500 000 Teilnehmern analysiert und kamen zu dem Schluss: Je höher die tägliche Lycopin-Aufnahme, desto geringer das Risiko für eine Erkrankung an Prostatakrebs. Die zugeführte Menge variierte dabei zwischen 0,4 und 21 Milligramm pro Tag.
Lebensmittel mit hohem Lycopin-Gehalt sind z.B. Wassermelonen, Guaven, Papaya, rote Grapefruit, Tomaten, rote Paprika und Hagebutten. 100 Gramm frische Tomaten enthalten 3,9 bis 5,6 Milligramm des sekundären Pflanzenstoffs. Zu beachten ist jedoch, dass der Körper Lycopin in erhitztem Zustand und in der Kombination mit Fetten besser aufnehmen kann.