Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die mit einer gutartigen Vergrösserung der Prostata in Zusammenhang stehen. Dazu zählen körperliche Fitness, Mundgesundheit, hoher BMI, Übergewicht und eine unausgewogene Bakterienzusammensetzung.
Die gutartige Prostatavergrösserung entwickelt sich in 30 bis 40 Prozent der Fälle im vierten Lebensjahrzehnt. Die Häufigkeit nimmt bis zum 80. Lebensjahr auf 70 bis 80 Prozent zu. Symptome können häufiges Wasserlassen, schwacher Harnstrahl und der Verlust der Blasenkontrolle sein. Verschiedenste gesundheitliche Probleme wie hoher BMI Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, metabolisches Syndrom oder ein unausgeglichenes Mikrobiom stehen mit der Entstehung einer BPH im Zusammenhang. Übergewichtige, deren BMI über 35 liegt, haben ein 3,5-fach erhöhtes Risiko für eine vergrösserte Prostata als Personen, deren BMI unter 25 liegt.
Gebrechliche Männer mit einer gutartigen Vergrösserung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) profitieren weniger von einer medikamentösen Therapie als fittere Altersgenossen. Dies konnten Mediziner aus San Francisco (USA) in einer Studie an über 3000 Männern zwischen 50 und 89 Jahren zeigen. Hierzu erstellten sie einen Gebrechlichkeits-Index, in den insgesamt 68 Faktoren wie z.B. Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck sowie Selbstauskünfte über das eigene Befinden einflossen.
Die Männer mir BPH und mittelschweren bis schweren Harnwegssymptomen (LUTS) wurden in der Studie über durchschnittlich vier Jahre begleitet. Die medikamentöse Therapie bestand aus Doxazosin, Finasterid, einer Kombination beider Medikamente oder Placebo. Bei den weniger fitten Männern kam es trotz der Medikation deutlich häufiger zu einem Fortschreiten der BPH sowie zu schweren Nebenwirkungen.
Medikamente auf pflanzlicher Basis zeigen eine ähnliche Wirkung wie die synthetischen, weisen aber deutlich weniger Nebenwirkungen auf. Zu deren Wirksamkeit bei gebrechlichen Personen gibt es bislang keine ausreichend gesicherten Daten.
Mehrere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Parodontitis und dem Auftreten einer gutartigen Vergrösserung der Prostata. Dass eine gestörte Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft (Mikrobiota) im Mund aufgrund von Parodontitis zu einem Ungleichgewicht bei der Immunantwort sowie bei der Aktivierung entzündlicher Prozesse im Körper spielt, ist seit längerem bekannt. So werden etwa Herz- sowie Lungenerkrankungen auch mit einer gestörten Mundgesundheit in Verbindung gebracht, da sich die Erreger über die Blutbahn im Körper verteilen können.
Bei Prostatabeschwerden wird die Mundgesundheit ebenfalls als Risikofaktor diskutiert. Eine US-Studie aus dem Jahr 2017 konnte zeigen, dass Bakterien aus der Mundhöhle (E. coli, T. denticola, Prevotella intermedia, and P. gingivalis) in der Prostata bei 9 von 10 Patienten mit BPH und Parodontitis gefunden wurden.
Diese Mundbakterien können Stromalzellen (allgemeine Stütz- und Ernährungsfunktion) sowie Epithelzellen (Deck- und Drüsengewebe) dazu anregen, Zytokine auszuschütten und diese zu einem spontanen Wachstum anregen. Das kann letztendlich zu einer Verstärkung der Symptome einer BPH führen.
Eine koreanische Studie aus dem Jahr 2022 zeigt zumindest einen statistischen Zusammenhang für das Auftreten einer gutartigen Prostatavergrösserung und einer Parodontitis, auch nachdem verschiedene Faktoren wie BMI, Raucherstatus, Alkohol und Bluthochdruck herausgerechnet wurden. Interessanterweise war auch die Häufigkeit für Bluthochdruck, Diabetes, hohes Cholesterin und ischämische Herzkrankheiten bei den Personen mit Parodontitis erhöht.
Es scheint, dass sich die verschiedenen Faktoren gegenseitig beeinflussen und das Entzündungsgeschehen insgesamt vorantreiben. Die Forscher empfehlen daher, dass die regelmässige Kontrolle der Mundgesundheit auch Teil der begleitenden BPH-Therapie sein sollte.
Männer, welche Prostataprobleme haben, sind zudem besonders gefährdet für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Dies zeigten Wiener Urologen im Rahmen einer sechsjährigen Studie an 2100 Männern. Das Risiko, einen Herz- oder Hirninfarkt zu erleiden, sei bei Männern mit starken Prostatabeschwerden fast doppelt so hoch wie bei solchen mit geringen oder keinen Symptomen, stellten die Wissenschaftler fest. Nur etwa vier Prozent der Männer mit geringen, keinen oder mässigen Prostatabeschwerden erlitten ein bedrohliches Ereignis an Herz oder Gefässen, jedoch knapp 30 Prozent der Männer mit starken Prostatabeschwerden.
Auch unter Berücksichtigung von Alter und anderen Risikofaktoren liess sich für solche Männer eine knapp vierfach erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herz- und Hirninfarkte berechnen. Ein Manko der Studie war allerdings der geringe Anteil von Männern mit schweren Prostataproblemen: Er lag nur bei etwa einem Prozent. Dennoch erreichten die Ergebnisse statistische Signifikanz.
Starke Prostataprobleme alleine stellen nach den Ergebnissen der Studie noch keinen Risikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle dar, können aber schon frühzeitig auf eine Gefahr für Herz und Hirn hinweisen.