Autorin: Dr. Silke Kerscher-Hack
Akute Bronchitiden gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Atemwege. Durch verschiedene Reize (z. B. Viren, Reizgas, Allergene) entzündet sich die Schleimhaut der unteren Atemwege (Bronchien). Von der akuten Bronchitis zu unterscheiden ist die chronische Bronchitis, bei der die Bronchien dauerhaft entzündet sind, was einen Husten mit Auswurf zur Folge hat.
Typisches Symptom einer akuten Bronchitis ist ein unangenehmer und hartnäckiger Husten. Dieser ist in den ersten Krankheitstagen meist trocken und tritt in der Regel nachts oder kurz nach dem Aufstehen auf. Manchmal verspüren die Patienten beim Husten und tiefen Einatmen Schmerzen hinter dem Brustbein. Tritt die akute Bronchitis im Rahmen einer viralen Infektion auf, kommen typische Erkältungsbeschwerden wie Fieber, Halsschmerzen, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schnupfen und Abgeschlagenheit hinzu.
Nach einigen Tagen geht der Reizhusten in einen produktiven Husten mit klarem bis weisslichem, zähem Auswurf über. Dauert die akute Bronchitis länger als etwa zehn Tage, verändert sich häufig die Krankheit. Grund ist eine bakterielle Zusatzinfektion (Superinfektion). Der Auswurf verfärbt sich dann gelblich bis grünlich, Geräusche beim Atmen (Rasseln, Giemen) oder Atemnot können auftreten. Ärzte sprechen in so einem Fall von einer obstruktiven oder spastischen Bronchitis.
In neun von zehn Fällen ist eine akute Bronchitis die Folge einer viralen Infektion der oberen Atemwege, die sich nach „unten" ausgebreitet hat. Als Erreger kommen bei Erwachsenen vor allem Influenza-, Parainfluenza-, aber auch Rhino-, Adeno- und Coronaviren infrage. Durch Einatmen gelangen diese in die Bronchien, wo sie die Zellen der Schleimhaut schädigen und sich vermehren. Der Körper reagiert hierauf mit einer Entzündung. Zudem schalten die Viren die Flimmerhärchen aus, so dass diese Schleim und Krankheitserreger nur noch langsam oder überhaupt nicht mehr aus den Bronchien entfernen können. In den Bronchien bildet sich vermehrt Flüssigkeit und Schleim, der mit Husten, dem Hauptsymptom bei der Atemwegsentzündung, aus dem Körper entfernt werden soll. Gleichzeitig ist der Husten jedoch auch eine Folge der gereizten Schleimhäute.
Für die Diagnose einer akuten Bronchitis reicht oft bereits die Anamnese mit Abklärung der Symptome und das Abhören der Lunge aus.
Die unkomplizierte akute Bronchitis heilt in der Regel auch ohne medizinische Behandlung aus. Die zur Verfügung stehenden Arzneimittel lindern den Husten sowie die Erkältungsbeschwerden, können den Krankheitsverlauf jedoch nicht wirklich beeinflussen:
Folgende Therapieoptionen kommen infrage, wenn die Atemwegsentzündung nicht durch Viren ausgelöst wurde:
Eine standardisierte naturheilkundliche Therapie gibt es nicht, jedoch eine Reihe unterstützender Massnahmen. Bei akuter Bronchitis empfiehlt es sich
Folgende Hausmittel können quälenden Hustenreiz lindern sowie zähen Schleim lösen:
Vorsicht: Menschen mit Herz-Kreislauf-, Nieren-, Lungen- oder neurologischen Erkrankungen sollten vor der Anwendung von Hausmitteln ihren Arzt um Rat fragen. Das gleiche gilt bei kleinen Kindern.
Auch folgende Methoden können bei der Genesung helfen:
Normalerweise verläuft eine akute Bronchitis komplikationslos und heilt ohne ärztliche Behandlung problemlos aus. Der trockene Reizhusten kann allerdings bis zu acht Wochen anhalten. In der Regel entwickelt sich aus einer akuten Bronchitis auch keine chronische Bronchitis. Dennoch sind in seltenen Fällen folgende Komplikationen möglich:
Ein Arztbesuch wird notwendig, wenn
Erkranken Erwachsene häufiger als viermal und Kinder mehr als sechs- bis zehnmal im Jahr an Bronchitiden, empfiehlt sich ebenfalls ein Arztbesuch, um schwerwiegendere Krankheitsursachen wie Lungenfibrose, Aussackungen der Bronchien (Bronchiektasen), eine Immunschwächekrankheit, einen Bronchialtumor oder Lungenembolien auszuschliessen. Die häufigste Ursache wiederkehrender Bronchitiden ist ein oft unerkanntes Asthma bronchiale.
Sind die Bronchien bereits vorbelastet, geschwächt oder gereizt, können sie Krankheitserreger schlechter abwehren und sind so besonders anfällig für Entzündungen. Luftverschmutzung durch Feinstaub, Abgase oder Tabakrauch begünstigen daher die akute Atemwegserkrankung ebenso wie bereits bestehende, chronische Bronchien- oder Lungenerkrankungen (z.B. Mukoviszidose). Ebenso erhöhen Kälte, trockene Luft, wie sie in beheizten oder klimatisierten Räumen häufig zu finden ist, sowie alles, was das Immunsystem schwächt, das Erkrankungsrisiko (siehe auch unter „Vorbeugen").
Da eine akute Bronchitis fast immer die Folge eines viralen Infekts der oberen Atemwege ist, lässt sich das Erkrankungsrisiko gleichzeitig mit dem Vorbeugen von viralen Infekten senken.
Unklar ist noch, ob unter anderem Vitaminpräparate, Probiotika oder pflanzliche Arzneimittel akute Atemwegsinfektionen vorbeugen können.
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Atemorgane noch nicht völlig ausgereift. Eine akute Bronchitis geht daher oftmals mit einer Verengung der Atemwege (Atemwegsobstruktion) einher. Zudem tritt sie oftmals auch zusammen mit Masern oder Keuchhusten auf. Kindern, die häufig an Infekten erkranken, wird zur Vorbeugung ein Kuraufenthalt am Meer empfohlen. Das Einatmen der salzhaltigen Luft führt zu einer stärkeren Durchblutung der Schleimhäute und löst den zähen Schleim. Unterstützen lässt sich dieser Effekt zudem durch die Inhalation von Meerwasser. An der Nord- und Ostsee ist die Luft zudem allergen- und schadstoffarm. Wieder daheim angekommen, gilt es, den positiven Effekt möglichst zu erhalten und die Kinder von z. B. Tabakrauch fernzuhalten.
In der Regel besteht bei einer einfachen akuten Bronchitis kein grösseres Risiko für Mutter und Kind. Dennoch sollten Schwangere bei einer Infektion einen Arzt aufsuchen, um schwere Erkrankungen auszuschließen. Zudem kann der Arzt geeignete, auch in dieser besonderen Situation anwendbare Medikamente empfehlen.
Eine akute Bronchitis tritt meist während oder nach einer Erkältung auf und wird durch verschiedene Viren, seltener durch Bakterien hervorgerufen. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion: Kleinste Tröpfchen mit Krankheitserreger aus dem Rachenraum oder dem Atmungstrakt gelangen beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Luft und können von anderen Menschen eingeatmet oder direkt über die Schleimhäute der oberen Atemwege (z. B. via Kuss) aufgenommen werden. Desweiteren ist eine Ansteckung über den direkten Kontakt mit verkeimten Oberflächen wie z. B. Türklinken möglich. In so einem Fall gelangen die Viren von den Händen über die Nase, den Mund oder die Augen in den Körper. Reichen die Abwehrkräfte nicht aus, um die Eindringlinge rechtzeitig abzuwehren, erkrankt die betroffene Person.
Die Ansteckungsgefahr ist im Winter und Frühjahr besonders hoch, da nasskaltes Wetter und trockene Heizungsluft die Verbreitung erleichtern. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung, variiert von Erreger zu Erreger. Bei Erkältungsviren liegt sie zwischen einem und sechs Tagen. Doch bereits ein bis zwei Tage vor Ausbruch der ersten Symptome – so die Vermutung der Wissenschaftler – ist man ansteckend. Sie kann bis zu 14 Tage infektiös sein, wobei das Erkrankungsrisiko für andere Menschen in den ersten zwei bis drei Tagen nach Beschwerdebeginn am grössten ist.
Nicht ansteckend sind dagegen akute Bronchitiden, die nicht durch Viren oder Bakterien verursacht wurden, sondern die z. B. durch das Einatmen von Gasen oder aufgrund einer Allergie ausgelöst wurden.
Internet:
https://www.gesundheitsinformation.de/akute-bronchitis.html (17.02.2022)
https://www.gesundheitsinformation.de/behandlung-bei-akuter-bronchitis.html (17.02.2022)
https://www.daab.de/atemwege/asthma/copd/bronchitisformen/ (17.02.2022)
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/bronchitis-akut/was-ist-akute-bronchitis/ (17.02.2022)
https://www.netdoktor.de/krankheiten/akute-bronchitis/bronchitis-hausmittel/ (17.02.2022)
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/bronchitis/#c446 (17.02.2022)
https://flexikon.doccheck.com/de/Akute_Bronchitis (17.02.2022)
https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/akute-bronchitis (17.02.2022)
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/expektorantien (17.02.2022)
https://www.daab.de/atemwege/asthma/copd/bronchitisformen/ (17.02.2022)
https://www.patientenberatung.de/de/informationen/gesundheit/akute-bronchitis (17.02.2022)
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/atemwegserkrankungen/akute-bronchitis-anzeichen-verlauf-behandlung-736657.html (17.02.2022)
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/infektionskrankheiten/erkaeltung/erkaeltung-wie-lange-ist-man-ansteckend-713279.html (17.02.2022)
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/symptome/husten-die-besten-hausmittel-715983.html (17.02.2022)
https://www.praktischarzt.de/ratgeber/hausmittel-gegen-husten/ (17.02.2022)
https://www.mylife.de/schuessler-salze/erkaeltung/#schuessler-salze-husten (17.02.2022)
Bücher:
Pschyrembel, DeGruyter, 268. Auflage (2020)
Neubeck: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage (2021)
Buchta, Höper, Sönnichsen: Das Hammerexamen, Elsevier, 2. Auflage (2008)
Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen, Bechtermünz Verlag (2001)
Eisele, Friese, Notter, Schlumpberger: Homöopathie, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 3. Auflage (2006)
Malm: Die Natur-Apotheke, Bassermann, 1. Auflage (2017)
Sommer: Homöopathie, GU, 4. Auflage (2008)
Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich: Thiemes Pflege, Thieme, 12. Auflage (2012)
Pflege Heute, Urban&Fischer, 6. Auflage (2014)
Neubeck: Evidenzbasierte Selbstmedikation, Deutscher Apotheker Verlag, 5. Auflage (2021)
Zuletzt aktualisiert: 14-12-2024