Die meisten Studien, welche die Auswirkungen des Koffeins auf die Gesundheit untersuchen, basieren auf Kaffee. Da dieser je nach Sorte und Zubereitungsart sehr unterschiedlich ist, lässt sich nicht immer zwischen der Wirkung des Kaffees und des Koffeins unterscheiden. Eine tägliche Aufnahme von bis zu 400 mg Koffein (ca. 3 bis 5 Tassen Kaffee) stellt normalerweise kein Gesundheitsrisiko dar.
Vom Blümchenkaffee (heisst so, weil man das Muster der Porzellantasse durch die dünne Brühe erkennen kann) über das schlappe Automatengesöff (unerlässlich zur Aufmöbelung vieler Bürohirne) bis zum Hotelfrühstücks-Muckefuck (stundenlang warm gehalten, treibt er die morgens eh spärlich vorhandenen Lebensgeister vollends in die Flucht). Vom Ausgedrückten (Espresso) über den Verkürzten (Ristretto) zum Milchgeschäumten (Cappuccino), Kaffee ist (mit Ausnahme von Wasser) bei uns das Getränk Nr.1 und steht weltweit, nach Tee, auf Platz 2 der Hitliste.
Die grössten Kaffee-Fans in Europa sind die Finnen (12,4 kg Kaffee pro Kopf/Jahr), gefolgt von Österreichern (9), Norwegern (8,69) und Dänen (8,58). In der Schweiz (je 7,88 kg) wird etwas mehr Kaffee getrunken als in Deutschland (6,48 kg), und die Italiener konsumieren durchschnittlich nur 5,63 kg pro Person im Jahr. (Quelle: Statista 2014)
Koffein übt eine intensive Wirkung auf unseren Körper aus, vor allem auf das Gehirn und das zentrale Nervensystem. Es regt die Gehirntätigkeit an, schärft die Konzentration, bringt Schläfrigkeit zum Verschwinden, erhöht den Energieumsatz und wirkt als Dopingmittel. Schon immer war die Popularität von Koffein mit seiner Fähigkeit verknüpft, das Gehirn zu beeinflussen, «dem» – wie ein unbekannter Poet 1674 formulierte – «Genius Flügel zu verleihen». Balzac, Bach, Kant, Rousseau, Voltaire und viele andere Künstler waren glühende Kaffeeliebhaber, nur Mozart schmähte den «Türkentrank» in seinem berühmten Kanon c-a-f-f-e-e als nervenschwächend und krankmachend.
Das Genussmittel aus dem Orient hatte schon immer seine eingefleischten Anhänger und Gegner, wie die folgenden Buchtitel zeigen: «Gründliche und anmutige Rechtfertigung vor das Caffee und Taback liebende Frauenzimmer zu dessen Ehrenrettung, verfertigt von Mademoiselle de L'Esprit». Hinter diesem Titel von 1770, erschienen in Leipzig, steht die engagierte Kaffeeliebhaberin Eleonora Charlotte Leucorande, die zu ihrer Zeit eine in Sachen Emanzipation recht forsche Dame gewesen sein muss.
Edward Smith nahm sich 1845 in Hamburg die Kaffeeologen ernsthaft zur Brust; der etwas umständliche, aber ausdrucksstarke Titel seines Werks lautete: ·«Kaffee ist wirklich Gift!: keine Ironie; leider nur zu sehr Ernst: ein ernstes Wort an alle Kaffeetrinker und Menschenfreunde».
Zwar wurde der angeblich ungesunde Kaffee in vielerlei Hinsicht rehabilitiert. Zum Beispiel hat sich die Geschichte vom Flüssigkeitsräuber Kaffee als Märchen erwiesen. Man darf die morgendliche Tasse ruhig zur täglichen Flüssigkeitsbilanz dazuzählen. Nichts gegen Kaffee also – aber manchmal gibt es Gründe, eine gesunde Alternative zu wählen, z.B. in der Schwangerschaft oder bei Blasenproblemen.
Zuviel Koffein – auch Cola ist koffeinhaltig – kann Herzrasen, Unruhe, Nervosität und Schlaflosigkeit hervorrufen oder verstärken. Bei Bluthochdruck wirkt Kaffee eher ungünstig. Manche vertragen die reizenden Stoffe schlecht, die beim Rösten der Bohnen entstehen, manche wollen nur einfach des Guten nicht zu viel tun. Alfred Vogel, kein Gegner des Kaffees, trank ihn nur zu besonderen Gelegenheiten: dann nämlich, wenn er spät abends noch wach und leistungsfähig sein wollte, sozusagen als Medizin.
Sahen früher manche Ärzte im Kaffee ein Allheilmittel, wetterten andere, wie zum Beispiel Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, unnachgiebig gegen den Genuss des Aufputschmittels. Das erklärt, warum sich auch heute noch viele Homöopathen grundsätzlich gegen den Genuss von Kaffee im Rahmen jeder homöopathischen Behandlung aussprechen, da Kaffee als starke arzneiliche Droge die Wirkung von homöopathischen Mitteln aufheben kann.
Kaffee wirkt bei folgenden Mitteln feindlich bzw. als Antidot (Gegengift): Umgekehrt gilt Coffea cruda (in potenzierter Verdünnung Rohkaffee), in der Homöopathie auch als Heilmittel. Die ungerösteten trockenen Samen der Coffea Arabica werden z.B. bei Zahnschmerzen, nervöser Übererregtheit und Aufgedrehtheit, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Wundschmerzen verordnet. Lycopodium, Asteria, Cantharis, Causticum, Cocculus, lgnatia, Stramonium, Acidum aceticum, Aconitum, Chamomilla, China, Gratiola, Mercurius, Nux vomica, Pulsatilla, Sulfur, Tabacum. Seine arzneiliche Wirkung verdrängt diejenige der genannten Mittel.
Kombinationspräparate mit Koffein, die unter den meistverkauften rangieren und intensiv beworben werden, führen auf Dauer zur Gewöhnung und können unangenehme Spätfolgen haben, warnten Experten beim Deutschen Schmerzkongress 2003 in Münster.
Schmerztherapie findet in Deutschland meistens in Eigenregie statt: Von den 162 Millionen Packungen Schmerzmitteln, die 2002 verkauft wurden, waren 80,4% nicht verschreibungspflichtig. Aber rezeptfrei heisst nicht risikofrei: Unter den zehn meistverkauften Medikamenten finden sich immerhin zwei koffeinhaltige Kombinationspräparate, an die sich der Körper schnell gewöhnt. «Für die Selbstmedikation sind diese Medikamente überflüssig,» so Prof. Dr. Gerd Glaeske von Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. (Quelle: journalMed)
Untersuchungen weisen auf die möglicherweise schützende Wirkung von Kaffee vor Diabetes Typ 2, Parkinson und Lebererkrankungen. Im Falle der Diabetes könnte nicht das Koffein, sondern die ebenfalls im Kaffee enthaltenen Flavonoide schützend wirken, da dieser Effekt auch bei entkoffeinierten Kaffee beobachtet wurde. Ein Beleg steht aber noch aus.