Weil sein kräftig-würziges Aroma an eine bestimmte Würze erinnert, nennt man ihn auch Maggikraut. Liebstöckel punktet nicht nur in der Küche. Er hat eine lange Tradition als Heilmittel.
Autoren: Claudia Rawer / Tino Vega
Liebstöckel gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae), zu denen auch viele Gewürz-, Gemüse- und Heilpflanzen wie Anis, Fenchel, Koriander, Kümmel, Petersilie und Sellerie zählen. Er hat seinen Ursprung vermutlich im Nahen oder Mittleren Osten, von wo die Pflanze über das Mittelmeergebiet nach Europa gelangte. Obwohl bereits bei Dioskurides und Plinius ein Gewächs namens Ligusticum beschrieben wurde, handelte es sich dabei vermutlich um eine andere, in Ligurien heimische Pflanze. In Europa ist der Liebstöckel gesichert erst mit dem «Capitulare de villis» aus dem 9. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen.
Liebstöckel enthält mit 45 mg pro 100 Gramm überraschend viel Vitamin C, darüber hinaus B-Vitamine, die Vitamine E, A und K, Betacarotin sowie Kalium (400 mg), Kalzium (150 mg) und Eisen (2 mg). Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe des Liebstöckels sind die Hauptkomponenten des ätherischen Öls (0,4–1,7 %), die Phtalide. Zusätzlich sind in der Wurzel auch Cumarine und Furanocumarine enthalten. Liebstöckel weist zudem besonders viel Quercetin (1700 mg/kg) auf, ein Polyphenol und Radikalenfänger.
Hildegard von Bingen empfahl es bei Halsbeschwerden und Husten, später behandelte man damit unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, Verdauungsstörungen und Blähungen. In der Volksheilkunde kommt Liebstöckel auch bei Menstruationsbeschwerden sowie als schleimlösendes Mittel bei Katarrhen der Atemwege zur Anwendung.
Mehrere In-vitro-Untersuchungen belegen, dass das ätherische Liebstöckel-Öl eine antibakterielle Wirkung gegenüber einer Vielzahl von Bakterienstämmen hat. Liebstöckelextrakte können in Kombination mit Antibiotika synergistische Effekte erzeugen. Medizinisch anerkannt ist die harntreibende Wirkung der Liebstöckelwurzel (Levistici radix): Die Sachverständigenkommission des früheren deutschen Bundesgesundheitsamts («Kommission E») bewertete Liebstöckelwurzel positiv und empfahl sie zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege sowie zur Vorbeugung von Nierengriess.
Während die Blätter zum Würzen verwendet werden, wird für Heilanwendungen die Liebstöckelwurzel entweder als Ganzes oder geschnitten eingesetzt. Ausserdem können die Liebstöckel-Früchte (Levistici fructus) genutzt werden.
Die empfohlene Tagesdosierung beim Tee liegt bei 4 bis 6 g der getrockneten, zerkleinerten Wurzel, aufgeteilt auf 2 Tassen pro Tag.
Zubereitung: Pro Tasse 2 bis 3 g der geschnittenen oder pulverisierten Wurzel mit 150 ml kochendem Wasser übergiessen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen. Zur Durchspülungstherapie empfiehlt sich, zusätzlich über den Tag verteilt mindestens 2 Liter Flüssigkeit zu trinken.
Nicht anzuwenden ist die Droge bei
Sparsam in Suppen, Saucen, Salaten und Eintöpfen verwendet, gibt er eine delikate Würze ab. Die gesamte Pflanze riecht sehr aromatisch, beim Zerreiben der Blätter ist ein dem Sellerie sehr ähnlicher Geruch wahrnehmbar. Dieser Geruch brachte dem Liebstöckel auch seinen volkstümlichen Namen ein: Maggikraut. Das Suppengewürz von Julius Maggi erinnerte wohl an Levisticum officinale, enthielt aber gar keinen Liebstöckel. Die hierfür verantwortliche Substanz nennt sich vielmehr Sotolon (3-Hydroxy-4,5-dimethyl-2(5H)-furanon).
Die Ernte des dreijährigen, mehrere Zentimeter dicken Wurzelstocks mit fingerbreiten Wurzeln erfolgt im Herbst. Anschliessend wird er bei 35 bis 45° C im Ganzen getrocknet, so geht das wertvolle ätherische Öl nicht verloren.